Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
schmalen Strandstreifen bis zur Felswand schnell absuchen konnte. Als alles ruhig blieb, gab er Luigi mit der Leine ein Zeichen, er solle auftauchen. Die nächste halbe Stunde verbrachten sie damit, die Ausrüstung zu verstecken, die am Strand zurückbleiben sollte, alle Spuren zu beseitigen und sich den Teil der Ausrüstung umzuhängen, der mit nach oben sollte.
    Sie beendeten ihre Vorbereitungen damit, daß sie die Kehlkopfmikrophone befestigten und die Funkverbindung miteinander und mit Åke draußen prüften. Åke saß unter Deck an seinem fest montierten Nachtglas und konnte ihnen mitteilen, daß kein Mensch in ihrer Nähe zu sehen sei. Bis jetzt gelte »go« für alle Systeme, und er habe eine gute Sicht auf den Bergrücken und den Steilhang über ihnen.
    Sie begannen langsam den Aufstieg. Zwischen sich hatten sie eine Sicherheitsleine. Ihre Bewaffnung war nicht sehr schwer, obwohl es Mühe machte, sich damit lautlos zu bewegen. Der eigentliche Aufstieg war recht leicht, weil sie sich in einer Felsspalte bewegten, die von einem Erdrutsch ausgelöst worden war. Die Vegetation war hier sehr dicht, so daß sie jederzeit an Büschen oder Wurzeln Halt finden konnten.
    Sie erreichten das Plateau in der berechneten Zeit, etwa hundert Meter von der Ruine entfernt, in der Luigi sich verstecken sollte. Carl gab Luigi ein Zeichen, daß er hier bleiben werde, bis Luigi angekommen sei, und daß sie später Funkverbindung aufnehmen sollten. Luigi winkte und machte sich in der Dunkelheit auf den Weg, die für sie keine Dunkelheit war, da sie Nachtbrillen trugen.
    Einige Minuten später meldete Luigi, er habe seine Position erreicht und in der Nähe nichts Beunruhigendes sehen können. Jetzt konnte Carl sich auf den Weg machen.
    Er brauchte eine weitere Stunde, um seine Position oben auf dem Berg zu erreichen, der wie eine Miniaturausgabe des Zuckerhuts von Rio de Janeiro aussah. Als er die halbe Strecke zum Gipfel zurückgelegt hatte, was ihm zu genügen schien, ließ er sich Zeit damit, eine für Waffen und Zielvorrichtungen geeignete Position zu suchen, die es ihm auch ermöglichte, sieht dort mehr als zwölf Stunden zu verbergen. Es war wichtig, einen bequemen Platz zu finden. In einer unbequemen Stellung zu sitzen, geht ein paar Stunden gut, aber bei zwölf Stunden wird die Belastung so groß, daß die Handlungsfähigkeit erlahmt.
    Nachdem er sich ein kleines Nest bereitet hatte, begann er seine Waffe zu montieren, schob Kies und Steine beiseite und schnitt ein paar Büsche in der Nähe zurecht, um seine Tarnung zu verbessern. Dann spannte er ein Tarnnetz mit gelbbraunen Farben auf, ein amerikanisches Produkt für die Kriegführung in der Wüste, und glaubte schließlich alles unter Kontrolle zu haben. Er zielte probeweise auf Don Tommasos Villa, war jedoch mit dem Ergebnis unzufrieden, da die starke Vergrößerung im Zielfernrohr unerbittlich das kleinste Zittern und jede Unsicherheit entlarvte. Der Abstand betrug fünfhundert Meter, und das bedeutete, daß selbst eine Bewegung von einem halben Millimeter im Fadenkreuz sich dort unten in einen Meter verwandeln würde. Er baute murrend die Stütze der Waffe um und nahm dann mit den beiden anderen Kontakt auf.
    Åke Stålhandske hatte den Aufstieg der beiden Meter für Meter verfolgt und meldete jetzt, daß von seiner Position aus nichts zu sehen sei. Er habe keine feindliche Aktivität feststellen können.
    Luigi meldete, er habe sich unter dem teilweise eingestürzten Dach der Ruine einen Liegeplatz bereitet und in der Mauer ein Loch erweitert, so daß er jetzt eine perfekte Position habe. Waffen und Zielvorrichtungen seien fest montiert. In der Ruine rieche es streng nach Schaf, doch sonst gebe es keine Probleme.
    Carl schlug vor, sie sollten zu schlafen versuchen, gab sich aber große Mühe, dabei nicht ironisch zu klingen. Es fiel ihm nicht schwer, sich vorzustellen, wie sich Luigi da unten fühlte. Das Warten würde sehr lang werden, und das war eine bedeutend größere Leistung als das, was nach der Wartezeit geschehen würde.
    Dann legte er sich hin, schloß die Augen und schlief in der ruhigen Gewißheit ein, daß Åke Stålhandskes wachende Augen dort draußen jede Gefahr entdecken würden.
    Jan Sjöstedt hatte die schlimmste Nacht seines Lebens hinter sich. Das lag nicht nur an dem Schmerz in den Handgelenken, den eingeschlafenen Füßen und der Angst vor dem, was jetzt geschehen würde, denn das war nur zu offenkundig, sondern vor allem an der Furcht vor dem,

Weitere Kostenlose Bücher