Unternehmen Vendetta
begeben und dieses Manöver eventuell dadurch verschleiern, daß er schon früher in der falschen Richtung den Hafen verließ. Der nächste Funkkontakt wurde für zwei Stunden später vereinbart.
Carl steckte das Funkgerät in eine kleine Ledertasche, die er unter seinem luftigen, weichen Pullover am Gürtel befestigte. Es sah völlig unmöglich aus. Welcher Yuppie läuft in der Sommerhitze in der Stadt schon mit einem Telefon herum? Es mußte jedoch gehen, noch hatte der Krieg nicht begonnen. Und wenn er begonnen hatte, spielte es keine Rolle mehr.
Carl verließ das Hotel und ging schnell ein paar Einbahnstraßen hinauf, dann durch eine Fußgängerpassage, so daß er sich nur wenige Minuten später in einer der Hauptstraßen befand, der Via Ruggero Settimo. Dort hatte er das Glück, sofort ein Taxi zu finden. Falls ihn jemand zu Fuß verfolgt hatte, hatte er schon verloren, und mit dem Wagen oder einem Motorrad wäre es unmöglich gewesen.
Oberst Da Piemonte erweckte den Eindruck, als wäre er unangenehm berührt oder zumindest kühl und reserviert. Er schilderte kurz, welche Arrangements getroffen worden seien. Die Waren befänden sich in einem kleinen Brotlieferwagen, der manchmal für Fahndungsoperationen verwendet werde. Das einfachste wäre, wenn Carl diesen Wagen leihe und bei Gelegenheit zurückbringe. Der Wagen stehe in einer Garage auf halbem Weg nach Monreale. Vielleicht sei es am besten, wenn Carl sich aus einer Richtung in einem zivilen Fahrzeug hinfahren lasse, während die Eskorte des Brotwagens aus einer anderen Richtung komme?
Carl nickte zustimmend. Das schwache Glied in dieser Kette war gerade der Transport aus der Stadt. Carl schlug vor, die Ware vor Anbruch der Dunkelheit zu übergeben, damit er eine Weile herumfahren könne, um sicherzugehen, daß niemand ihn verfolge, bevor er sich zum Ziel begab.
»In dem Brotwagen befindet sich ein Funkgerät«, sagte Da Piemonte. »Wenn wir während des sensiblen Teils der Operation Funkkontakt herstellen können, könnte ich die Schutzmaßnahmen dirigieren.«
Die beiden Männer wurden sich nach sehr kurzer Zeit und in sehr geschäftsmäßigem Ton einig, ohne jede Liebenswürdigkeit von seiten Da Piemontes. Carl verzog keine Miene. Er hatte in etwa verstanden, was geschehen war, obwohl er nicht wußte, daß Cortini sich persönlich eingefunden hatte, um sowohl die Rangordnung als auch die Bedeutung der Sache zu betonen.
Eine halbe Stunde später begann Carl, am Stadtrand von Palermo mit dem schwerbeladenen Brotwagen herumzufahren. Er trug eine dunkle Brille und hatte sich einen Overall übergezogen, um zu vermeiden, daß man ihn aus Versehen entdeckte. Nach einer Stunde kam er zu dem Schluß, nicht verfolgt zu werden, und fuhr aufs Land hinaus. Er fand eine Straße, auf der er schon einmal mit Joar gefahren war, und hielt neben einem steilen Berghang an. Er stieg aus, als wollte er sich erleichtern, und beobachtete die vorbeifahrenden Autos. Erst kam ein mit Melonen beladener Laster, dann ein Wagen voller Kinder auf dem Rücksitz. Beide waren für eine Verfolgung ungeeignet. Danach kam nichts mehr.
Er nahm Funkkontakt mit Da Piemonte auf und teilte ihm mit, alles sei unter Kontrolle. Seine Eskorte könne umkehren und zur Basis zurückfahren.
Dann setzte er sich eine Weile hin und betrachtete die Aussicht im Wärmedunst zwischen den Bergen. Die Erde war rot und ausgedörrt. Die wenigen vorbeifahrenden Wagen wirbelten Staub auf. Weit hinten ahnte er das Meer. Sein privater Kummer meldete sich wieder. Das Bild Eva-Britts tauchte kurz in ihm auf, aber es gelang ihm, sofort wieder an anderes zu denken, da es sechs Uhr war und er wieder Kontakt aufnehmen mußte. Er schlug vor, Luigi solle sich zu dem kleinen Badeort Capo San Vito begeben.
»Das scheint mir ein guter Ort zu sein«, erklärte Carl, »Fahrzeuge abzustellen. Es gibt dort viele Touristen und viele Wagen mit nicht-sizilianischen Kennzeichen. Ab jetzt alle halbe Stunde Funkkontakt, damit wir einen exakten Zeitpunkt für das Treffen berechnen können. Du kannst dir in der Zwischenzeit einen passenden Treffpunkt überlegen.«
Carl ging zu dem Lieferwagen zurück und fuhr langsam von den Bergen hinunter. Carl legte die Pistole auf den Beifahrersitz und rückte den Rückspiegel zurecht. Er überlegte kurz, ob er anhalten und sich aus dem Gepäck eine Waffe mit größerer Feuerkraft holen sollte, verzichtete aber. Wenn der Feind ihm bis jetzt gefolgt wäre, hätte er schon zugeschlagen.
Trotz des
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