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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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kam zu dem Schluß, daß das ohne Bedeutung war. Mafiosi an der Spitze unterschieden sich kaum von denen am Fuß der Befehlspyramide, was Grausamkeit oder Entschlossenheit anging.
    Das Ende der Reise war leicht vorherzusehen. Nachdem sie etwa eine Stunde langsam durch Gelände gerumpelt waren, das kein Weg mehr zu sein schien, hielt der Jeep. Man ließ ihn aussteigen und führte ihn einen Bergpfad oder Berghang hinauf. Er stolperte und fluchte, sah aber ein, daß es vollkommen zwecklos sein würde, seine Bewacher zu bitten, ihm die Kapuze abzunehmen.
    Im Gegenteil, das wäre gefährlich. Das wußte jeder, der bei einer Sicherheitskonferenz erfahren hatte, wie italienische Entführer vorgehen. Man durfte seine Entführer niemals sehen und sollte selbst um jeden Preis vermeiden, einen Blick auf sie zu erhaschen. Wer seine Entführer gesehen hatte, kehrte nie lebend zurück.
    Man hatte ihn in eine Höhle geführt, ihm die Handschellen abgenommen und ihn an einem Feldbett angekettet. Er besaß Geistesgegenwart genug, die Kapuze erst abzunehmen, als ihre Schritte draußen erstarben.
    Es dauerte einige Zeit, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er entdeckte eine Kommode, deren unterste Schublade herausgezogen war. Sie war mit Sardinendosen gefüllt. Neben seinem Bett standen zwei weitere Feldbetten aus klapprigem Metall, auf denen dünne, schmutzige Matratzen lagen. Auf den Betten lagen zwei bärtige und apathische Männer. Sie waren ebenfalls angekettet.
    Die Situation wurde schon bald sehr klar. Denn als er die Männer begrüßte und sich auf italienisch vorstellte, antworteten seine Mitgefangenen auf schwedisch.
    Carl betrachtete Don Tommaso durch sein Zielfernrohr. Die vierundzwanzigfache Vergrößerung verwandelte den großen Abstand in etwas, was auf trügerische Weise als sicherer Schußabstand erschien. Doch so war es nicht, zumindest nicht, wenn er mit absoluter Präzision treffen wollte.
    Don Tommaso nahm wie gewöhnlich seinen Lunch ein, saß am Kopfende des großen Tischs auf der Terrasse, umgeben von einer großen und lebhaften Familie und den mürrischen Leibwächtern, die sich an dem steinernen Geländer vor dem Abgrund und der Brandung da unten auf und ab bewegten. Von Zeit zu Zeit hob einer von ihnen ein Sprechfunkgerät hoch und sprach, wahrscheinlich mit Wachposten am anderen Ende des Hauses, möglicherweise mit den Männern, die am Außentor der Anlage Position bezogen hatten und immer wieder mit Ferngläsern die Straße absuchten.
    Don Tommaso sah ständig auf die Uhr und wirkte etwas ungeduldig und reizbar, doch seine Miene hellte sich auf, als seine Enkelin zu ihm kam und sich auf seinen Schoß setzte.
    Carl nahm Funkverbindung mit Luigi und Åke auf. Von deren Positionen sah alles normal aus. Luigi hatte einen freien Blick auf den Eßtisch und versicherte, die Waffen seien sicher montiert. Åke, dessen Position sich tausend Meter entfernt befand und überdies weit unterhalb der Villa, konnte von Zeit zu Zeit nur die Leibwächter sehen, als diese an der Balustrade unruhig auf und ab gingen.
    Carl teilte mit, das Unternehmen gehe jetzt in Alarmstufe Rot über. Dann nahm er sein Funktelefon und wählte die Nummer Don Tommasos. Er sah, wie es läutete, und sah Don Tommaso den Hörer abnehmen.
    »Guten Tag, Don Tommaso, hier Fregattenkapitän Hamilton. Ich bedaure, daß ich mich etwas verspätet habe«, begrüßte er den Mann freundlich.
    »Das passiert uns allen mal. Sie sind trotzdem herzlich willkommen, Fregattenkapitän Hamilton«, erwiderte Don Tommaso fast leutselig. Er schien plötzlich guter Laune zu sein.
    »Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen«, fuhr Carl verbindlich fort, während er sein Zielfernrohr justierte und sich bereit machte, den Laserstrahl einzuschalten.
    »Dann schlage ich vor, daß Sie herkommen. Es ist unpassend, geschäftliche Dinge am Telefon zu besprechen, und außerdem sind heute nacht ein paar Dinge passiert, die unsere Verhandlungslage verändert haben«, erwiderte Don Tommaso kurz angebunden.
    Carl überlegte, ob er versuchen sollte herauszufinden, welche Komplikationen eingetreten waren, aber da er gleichzeitig entdeckte, wie das kleine Mädchen auf Don Tommasos Schoß sich drehte, als wollte sie freikommen, entschloß er sich schnell, weiterzumachen. Er drehte an dem Laserzielgerät und richtete es auf den Kopf des Mädchens.
    »Ich habe Ihnen jetzt etwas sehr Wichtiges zu sagen, Don Tommaso, und ich wünsche, daß Sie genau zuhören«, fuhr Carl

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