Unternehmen Vendetta
die Mordkommission in seinem eigenen Haus aufsucht?«
»So kann man es ausdrücken. Ist es das, was nach Ihrem abschließenden Telefongespräch geschehen ist? Um Himmels willen, Comandante, vergreifen Sie sich bitte nicht an Kindern!«
»So etwas würde mir nie einfallen, Herr Oberst. Wir müssen diesen Schweinen doch wohl zeigen, daß wir für eine andere Gerechtigkeit und eine andere Moral stehen als sie?«
Sie sahen sich lange an, ohne etwas zu sagen.
Die restliche Zeit der Mahlzeit versuchten sie einer Konversation über Kunst, Geschichte und Weinbau Siziliens zu widmen. Es wurde jedoch rasch ein wenig angestrengt, worauf Carl sich für den Abend bedankte und darum bat, nicht allzu auffällig nach Hause gefahren zu werden.
Als er wieder im Hotel war, mied er die Fahrstühle und lief schnell die Treppen hinauf und durch den Korridor zu seinem Zimmer. Bevor er die Tür aufmachte, untersuchte er sie mit einem kleinen Metalldetektor, den er in der Brusttasche gehabt hatte. Die roten Digitalzahlen enthüllten nichts Verdächtiges. Wenigstens hinter der Tür steckte keine Sprengladung.
Er schob die Tür auf, während er selbst hinter der Wand Dekkung nahm, um dann schnell das Zimmer zu betreten. Er hatte seine geliehene Pistole entsichert und hielt sie vor sich ausgestreckt.
Das Zimmer war leer. Er untersuchte es systematisch. Er begann unter den Betten und nahm sich dann eine Fläche nach der anderen vor. Niemand war hier gewesen. Im Grunde hatte er es auch nicht erwartet. Seit ihrem mißlungenen Versuch waren erst wenige Stunden vergangen, und wie temperamentvoll sie auch sein mochten, mußte man davon ausgehen, daß sie sich zumindest etwas Zeit zum Nachdenken und zum Planen gönnten, bevor sie wieder losrannten. Also frühestens in ein paar Stunden. Carl hatte schon eine sehr gute Vorstellung davon, worum es sich dann handeln konnte.
Er sah auf die Uhr. Es war kurz vor Mitternacht und damit Zeit für den Funkkontakt. Er verbrachte einige Minuten damit, sein Bett in der Badewanne zu machen und einige Alarmanlagen an der Tür zum Korridor und an der hinteren Badezimmerwand anzubringen, hinter der sich ein Fahrstuhlschacht befand, der Personalfahrstuhl.
Dann nahm er mit der Basis Kontakt auf. Åke Stålhandske antwortete und schien guter Laune zu sein. Der Feind habe den Zuckerhut mit Kundschaftern besetzt, die aber, soweit er sehen könne, keine Nachtgläser hätten. Sie hätten auch die Zahl der Wachposten verstärkt und patrouillierten in unregelmäßigen Abständen um die Außenmauern des Hauses. Überdies seien zwei Wachen ständig an dem schmiedeeisernen Tor an der Außenmauer postiert. Einige schwarze Wagen seien gekommen und wieder weggefahren. Es habe den Anschein, als hätten sie Kriegsrat gehalten. Und wie sei es Carl ergangen?
»Danke, gut«, erwiderte dieser. »Zwei Feinde kampfunfähig gemacht; einer tot, einer verwundet. Die gesamte Bürokratie erledigt.«
Åke Stålhandske sah sich genötigt, die Frage zu wiederholen. Ja, die gesamte Bürokratie sei schon erledigt. Es gebe nämlich einen Unterschied zwischen den Geboten Gottes und den Verordnungen der Menschen, wie der Alte gesagt hätte. Aber es gebe auch einen Unterschied zwischen italienischem und schwedischem Recht.
Danach erteilte Carl einen klaren Befehl. Zwischen 4.00 und 6.00 Uhr sollten die beiden Wachposten an dem schmiedeeisernen Tor erledigt werden. Eine geeignete Position sei Luigis Versteck. Es sei wichtig, beide Wachposten zu erledigen, damit keiner von ihnen berichten könne, woher die Schüsse gekommen seien. Und wenn die Wachen oben auf dem Zuckerhut es entdeckten, würden sie sich zu weit vom Ort des Geschehens befinden, um etwas unternehmen zu können. Die gleiche Annäherung wie zuvor, unter Wasser. Luigi solle Rückendeckung geben und Åke schießen. Alles verstanden?
Åke Stålhandske antwortete nach einigem Zögern, er habe den Befehl verstanden und werde ihn ausführen. In sachlicher Hinsicht war es ein sehr leicht verständlicher und klarer Befehl. Carl beendete das Gespräch und widmete sich dann eine weitere halbe Stunde seinen Vorbereitungen.
Der Feind wußte inzwischen, daß er sich in seinem Hotelzimmer befand. Das war in doppelter Hinsicht ein Vorzug. Sie würden jetzt keinen Angriff auf ihre eigene Burg erwarten und fühlten sich vielleicht versucht, eine Attacke gegen das Hotelzimmer zu wagen. Mit etwas Glück konnte es eine ereignisreiche Nacht werden.
Er brauchte jedoch Ruhe, um in Form zu sein. Er
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