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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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erhalten, die Sie dann gegen Ihre eigene Waffe austauschen können. Wie ich sehe, ist die von Ihnen verwendete Munition in Italien jedoch illegal. Geht es auch mit vollummantelter Munition?«
    »Kein Problem«, lächelte Carl. »Beim nächsten Mal werden sie wohl Schutzwesten tragen, und da hätte ich ohnehin vollummantelte Kugeln gewählt.«
    »Das will ich nicht gehört haben«, lachte der Polizeikommissar. »Das könnte den Eindruck erwecken, daß Sie unsere Straßenmörder auch weiterhin abzuschießen gedenken. Es ist zwar erlaubt, sie unter bestimmten Gegebenheiten zu erschießen, wie zum Beispiel heute abend, aber es ist verboten, es im voraus zu planen. Verstehen wir uns?«
    »Vollkommen.«
    »Dann will ich Sie nicht länger aufhalten, Fregattenkapitän. Sie sollten nur schnell quittieren, daß Sie von uns eine Leihwaffe erhalten haben, dann können Sie gleich zu Da Piemonte gehen. Ich rufe ihn an und sage, daß Sie gleich kommen werden.«
    Fünf Minuten später trat Carl auf die Treppe des Polizeihauses. Er hatte es entschieden abgelehnt, für den kurzen Spaziergang quer durch den Park zum Hauptquartier der Carabinieri eine Leibwache mitzunehmen.
    Die Situation war eher komisch als unwirklich. Eine halbe Stunde, nachdem er einen Mann erschossen und einen zweiten niedergeschossen hatte, trat er einfach auf die Treppe des Polizeihauses, überdies mit einer geliehenen Waffe im Hosenbund, was ihn in die Lage versetzte, das, weswegen man ihn vernommen hatte, auf der Stelle zu wiederholen. Das erleichterte manches, und so würden schwedische Behörden nicht die Gelegenheit haben, ihn als mehr oder weniger verschnürtes Bündel nach Hause zu bekommen. Damit verschwand jedoch auch die Atempause von wenigen Tagen, die er sich vorgestellt hatte.
    Er durchquerte den Park, ging unter den Palmen entlang und hielt direkt auf das Hauptquartier der Carabinieri zu. Er kreuzte vorsichtig, um nie auf weniger als zehn oder fünfzehn Meter an Männer mit Mützen heranzukommen, die im Dunkeln auf Parkbänken saßen, oder an kleine Trauben junger Leute mit Motorrollern, die hier und da herumstanden und sich unterhielten. Außerdem befanden sich zahlreiche uniformierte Polizeibeamte in der Nähe.
    Man erwartete ihn schon. Er brauchte sich nicht auszuweisen und nicht einmal seine Waffe abzugeben, sondern mußte sie nur vorzeigen, als er bei der Wache am Eingang erschien.
    Oberst Da Piemonte empfing ihn zunächst recht förmlich und verweilte kurz bei der bürokratischen Prozedur der kommenden vierundzwanzig Stunden. Der Polizeibericht werde schon am nächsten Tag an die Staatsanwaltschaft gehen, etwa um die Mittagszeit. Die Staatsanwaltschaft werde die Angelegenheit als klaren Fall von Notwehr zu den Akten legen. Es werde keine Anklage geben und auch keine weiteren Verhöre.
    Zumindest nicht im Auftrag der Staatsanwaltschaft. Möglicherweise habe er, Da Piemonte, noch die eine oder andere Frage.
    Der Italiener erweckte den Eindruck, als wollte er eine neue Phase der Arbeit beginnen. Er zündete sich eine Zigarette an und stellte ein Tonbandgerät an. Carl hörte seine Stimme mit atmosphärischen Störungen im Hintergrund. Es war sein Telefonat mit Don Tommaso, das abgehört und mitgeschnitten worden war, wie er erwartet hatte.
    »Nun«, sagte Da Piemonte und stellte das Tonbandgerät ab.
    »Das dürfte als Probe genügen, nicht wahr?«
    »Ja«, erwiderte Carl. »Ich bin davon ausgegangen, daß Sie Mäuschen spielen.«
    »Wenn man es streng sieht, ist dies eine Form ungesetzlicher Bedrohung«, fuhr Da Piemont fort, der sich sichtlich bemühte, ein Lächeln zu bekämpfen.
    »Ja«, bestätigte Carl. »In Schweden hätte man das jedenfalls nicht auf die leichte Schulter genommen. In Schweden wäre es auch nicht erlaubt gewesen, in Notwehr auf picciotti zu schießen.«
    »Ach, tatsächlich nicht? Wie interessant«, sagte Da Piemonte, den diese Auskunft über die groteske Rechtsordnung in dem fernen Schweden aufrichtig zu erstaunen schien. »Nicht einmal, wenn sie bewaffnet sind und Waffen auf einen richten?«
    »Nein, nicht mal dann. Man hätte mich zunächst festgenommen und ein paar Tage eingesperrt, um mich später wegen Totschlags zu verurteilen. Ich nehme an, daß ungesetzliche Drohungen gegen Mafiosi in Palermo ein wenig milder gewertet werden?«
    »Selbstredend. Vor allem, da wir behaupten könnten, daß dies Bestandteil einer Arbeit ist, die darauf abzielt… hm, sollen wir sagen, Geiseln zu befreien? Übrigens haben sie

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