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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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die Beine spreizen und die Arme vor dem Gesicht kreuzen und überblickte dann die Situation. Kein Laut in der Nähe. Falls noch weitere Hintermänner da waren, warteten sie in einem Wagen auf der Straße. Carl trat zu den beiden am Boden liegenden Männern und stellte fest, daß einer von ihnen noch deutliche Lebenszeichen von sich gab. Carl schoß beiden mit den restlichen Patronen im Magazin der Pistole durch den Kopf und ging dann zu seinem gescheiterten Mörder zurück. Er steckte ihm die Pistole, das Messer und die gesicherte Handgranate in die Jackentaschen, die er vorher durchsucht hatte. In der Brusttasche des Jacketts fand er eine dicke Geldscheinrolle, die er einsteckte.
    »Jetzt ist es doch anders herum gekommen«, flüsterte er, packte den anderen am Haar und zog seinen Kopf zurück. »Ob du Englisch verstehst oder nicht, es ist anders herum gekommen. Verschwinde jetzt, bye-bye!«
    Er ließ los, trat ein paar Schritte zurück, richtete seine geliehene Pistole auf den Killer und wedelte mit der Mündung zu dem zwanzig Meter entfernten Ausgang hin.
    Der andere starrte ihn erst zweifelnd an. Er schien davon überzeugt zu sein, daß Carl ihn in den Rücken schießen würde, sobald er losging.
    »Idiot«, flüsterte Carl, »wenn ich dich hätte töten wollen, wärst du jetzt schon tot. Grüß Don Tommaso von mir. Geh jetzt!«
    »Grazie«, flüsterte der andere heiser und begann dann erstaunlich ruhig hinauszugehen, der Freiheit entgegen.
    Cooler Typ, dachte Carl und betrachtete nachdenklich seine Füße. Er stand in Strümpfen da. Dann blätterte er das gestohlene Geldscheinbündel des Killers auf. Es waren fest zusammengerollte Fünfzigtausend-Lire-Scheine. Er teilte das Bündel vorsichtig in der Mitte und überlegte kurz, wie sich die Fingerabdrücke verteilen würden, faltete es wieder und trat dann vorsichtig zu den beiden Toten hin. Er achtete sorgfältig darauf, nicht in die Blutlachen zu stapfen. Er drückte jedem der Männer ein Geldscheinbündel in den Mund. Die Körper waren immer noch warm und weich.
    Dann betrat er den Fahrstuhl und suchte dessen Boden genau ab, um zu sehen, daß keine unvorhergesehene Spur zurückgeblieben war, und drückte dann auf den Knopf zu seinem Stockwerk. Als der Fahrstuhl stehengeblieben war, lauschte Carl eine Weile, strich mit den Füßen ein paarmal im Staub hin und her, um alle Fußabdrücke zu vernichten. Dann kehrte er schnell in sein nur wenige Meter entferntes Zimmer zurück und arrangierte seine Alarmanlagen neu. Es war jedoch nicht sehr wahrscheinlich, daß während der verbleibenden Nachtstunden eine neue feindliche Streitmacht auftauchte.
    Er zog seine Gummihandschuhe und Strümpfe aus und verbrannte sie in einem Aschenbecher. Die Reste spülte er in der Toilette weg, stellte den Ventilator im Badezimmer an, wusch den Aschenbecher ab, trocknete ihn ab und stellte ihn wieder ins Zimmer, weichte sein Hemd im Waschbecken ein und rieb es am unteren Teil des rechten Ärmels sorgfältig mit einem Waschmittel ein. Dann spülte er es und weichte es erneut ein.
    Er sah auf die Uhr. In zwei oder drei Stunden würde die Bürokratenhölle erneut losbrechen. Vielleicht hätte er dann nicht mehr Zeit anzurufen. Aber jetzt war es fünf Uhr.
    Er beschloß, trotzdem anzurufen und sie zu wecken. Sie nahm nach dreimaligem Läuten ab. Er sagte, er habe viel zu tun, komme schwer an ein Telefon heran. Er liebe sie aber, der Job sei meist Routine, sie brauche sich keine Sorgen zu machen, und er werde wohl schon in einer Woche wieder zu Hause sein, obwohl es schwer vorhersehbar sei. Falls er nach Hause komme, sollten sie irgendwohin verreisen, um endlich in Ruhe gelassen zu werden. Sie fragte ihn schlaftrunken, was er mit »falls« meine. Er erwiderte, er habe nicht »falls«, sondern »wenn« gesagt. Ihm ging auf, daß sie seinen Freudschen Versprecher durchschaut hätte, wenn sie nicht so schlaftrunken gewesen wäre. Er hörte, wie sie sich im Bett wie eine Katze streckte und gähnte.
    Luigi Bertoni-Svensson und Åke Stålhandske harrten schon seit mehr als einer Stunde in ihrer Position aus. Es gab folglich keinerlei Grund anzunehmen, daß man sie entdeckt hatte. Oben an der Villa waren gelegentlich die Wachposten zu sehen, die jedoch unaufgeregt ihren Dienst versahen. Und der Posten oben auf dem kleinen Zuckerhut, der dreihundert Meter weiter über ihnen saß, hatte sich lange nicht mehr gezeigt. In den Villen an der Straße nach Trapani brannte kein Licht.
    Åke hätte schon

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