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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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waren.
    »Okay«, flüsterte Luigi. »Die Lage ist unter Kontrolle. Jetzt müssen wir den Hintern hochkriegen, und dann nichts wie weg.«
    Sie suchten leise ihre Ausrüstung zusammen, setzten ihre Nachtbrillen auf und stahlen sich an der Rückseite der Ruine hinaus. Hinten an der Villa noch immer keinerlei Aktivität. Sie prüften, ob die gesamte Ausrüstung mitgekommen und alles festgezurrt war, um dann zum Steilhang zu robben. Beim Abstieg konnten sie sich ein paar niedrige Büsche und Steinhaufen zunutze machen. Sie wählten den gleichen Weg wie beim Aufstieg, obwohl es jetzt länger dauerte. Luigi, der langsam hinter Åke Stålhandske her kletterte, mußte immer wieder innehalten, um Fußabdrücke und andere Spuren mit seiner freien Hand zu verwischen. Es war ein Wettlauf mit der Zeit, da die Morgendämmerung schon anbrach, aber ebenso wichtig war, nach Möglichkeit das Geheimnis zu bewahren, woher sie gekommen waren. Um Zeit zu sparen, als sie ihre versteckte Ausrüstung unten am Strand erreichten, stopften sie ihre Taucheranzüge in die Transportsäcke und streiften sich ihre Sauerstoffgeräte direkt über die Tarnuniformen.
    Dann blieben sie neben einigen Steinen im Wasser eine Zeitlang liegen und spähten mit ihren Nachtgläsern den Felshang hinauf. Wenn jemand sie entdeckte, als sie abtauchten, würde ihre Basis dort draußen bald zum Angriffsziel werden, womit alles zerstört sein konnte.
    Schließlich einigten sie sich darauf, daß alles ruhig aussah. Sie nickten einander zu und verschwanden erleichtert in die Dunkelheit, in der gleichen Reihenfolge wie auf dem Weg an Land. Åke Stålhandske schwamm als erster mit den Instrumenten, dann folgte die Signalleine zu Luigi, der die Transportsäkke hinter sich her zog.
    Die Uniformen schlotterte unter Wasser schlaff und unangenehm, doch das war angenehm, fast so, als schwämmen sie durch eine Liebkosung von schwarzem Samt.

6
    Samuel Ulfsson hatte eine zwiespältige Einstellung zu schwedischem Sommerurlaub. Als Belohnung für harte Arbeit gehörte es möglicherweise zu den höchsten Privilegien der Menschheit, im Sommer bei schönem Wetter in den Stockholmer Schären zu segeln. Außerdem hatte er der Familie versprochen, daß sie in diesem Jahr Urlaub machen würden. Sie hatten ein großes Segelboot gemietet, einen Zweimaster.
    Jedoch nicht ohne unerwartete Schwierigkeiten. Samuel Ulfsson war zwar Kapitän zur See der Königlichen Marine und hatte früher in seiner Laufbahn Schiffe verschiedener Größe befehligt, angefangen bei kleinen Transportschiffen bis hin zum Zerstörer HMS Älvsnabben auf einer Reise um die Erde.
    Zivilen schwedischen Bestimmungen zufolge hatte er jedoch nicht das Recht, ein Segel oder Motorboot zu steuern. Sein siebzehnjähriger Sohn, der nach einem mehrwöchigen Winterkurs den Segelschein für küstennahe Gewässer gemacht hatte, durfte es jedoch. Folglich hatte der Sohn beim Unterschreiben des Mietvertrags als Skipper unterzeichnen müssen, was bei der Familie eine fast ungehörige Heiterkeit erregt hatte.
    Samuel Ulfsson hatte einige Zeit darauf verwandt, nach Erklärungen zu suchen. Die Bestimmungen waren um 1980 geändert worden, vermutlich in der Absicht, der Marine den gleichen Aderlaß an Offizieren zu ersparen, den die Luftwaffe seit langem erlebte, deren Piloten zur Zivilluftfahrt abwanderten. Neuen Bestimmungen zufolge waren Kampfflieger ebenfalls nicht berechtigt, auch nur eine kleine Piper Cub zu fliegen, ohne erst ein ziviles Flugzertifikat zu erwerben und ihre Fähigkeit unter Beweis zu stellen, kleinere Flugzeuge zu fliegen.
    Immerhin war das Problem gelöst worden, so wie irgendwann auch die Frage geklärt werden würde, wer an Bord etwas zu sagen hatte und wer nicht. Der Sohn hatte jedoch gemeint, er und niemand sonst sei juristisch verantwortlich, und folglich sei er der Befehlshaber. Samuel Ulfsson hatte knurrend erklärt, daß er das für einen Scherz halte.
    Der schwedische Sommerurlaub hatte zumindest für die Marine und den Nachrichtendienst aber auch eine problematische Seite. Der Frühsommer war die Hochsaison für den russischen U-Boots-Verkehr, da die Wasserverhältnisse in der Ostsee gerade um diese Zeit für Unterwasserfahrzeuge am günstigsten waren. Das Süßwasser, das mit den Flüssen in die Ostsee strömte, legte sich wie eine zweite Schicht auf das Brackwasser und schuf so einen wirksamen Vorhang gegen die Sonarsysteme. Und unabhängig von Perestroika und Glasnost waren in den letzten Jahren weiterhin

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