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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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erklärte Carl mit einem gespielt gleichmütigen Achselzucken dem verblüfften Åke Stålhandske.
    »Mit der richtigen Ausrüstung können wir mit zwei bis zweieinhalb Stunden für den Aufstieg rechnen. Es scheint nicht so schwierig zu sein, wie es aussieht, denn die Felsen sind unregelmäßiger, als man glaubt, wenn man sie von fern sieht«, erklärte Luigi nach seiner Rückkehr. »Aber wir brauchen die richtige Ausrüstung.«
    »Du hast doch die Ausrüstung gesehen, als wir das Zeug an Bord geholt haben«, erinnerte ihn Carl.
    »Aber ja«, lächelte Luigi. »Ich dachte, es ist ein Geburtstagsgeschenk für mich. Ausgezeichnete Sachen.«
    »Okay«, sagte Carl. »Wir besitzen also die Hilfsmittel, um den Hang zu bewältigen. Wir kommen an den Wachposten auf der Terrasse vorbei, überwinden Alarmanlage und Schlösser, begeben uns in Don Tommasos Schlafzimmer und kehren dann um. Wie lange dauert der Abstieg?«
    »Höchstens fünf Minuten, wenn die Bergsteigerseile und die anderen Dinge in Ordnung sind«, erwiderte Luigi. »Es ist nicht schwerer, als an einer normalen Hausfassade herunterzuklettern.«
    »Aber wie zum Geier soll denn dieser Mafia-Typ klettern?« wandte Åke Stålhandske mit einer Miene ein, aus der hervorging, daß er letztlich doch den Haken gefunden hatte.
    »Der soll nicht klettern. Den hieven wir hoch. Wir bauen eine Art Fahrstuhl«, erwiderte Luigi. »Das Problem wird möglicherweise darin bestehen, ihn dazu zu bringen, die Schnauze zu halten.«
    »Ich glaube nicht, daß das ein Problem wird«, lächelte Carl.
    »Das einzige, was ich über die Mafia weiß, habe ich im Kino gesehen. Wenn ich mich recht erinnere, gab es da jemanden, der total hysterisch wurde, als er am Morgen einen Pferdekopf in seinem Bett fand. Korrigiere mich, wenn ich mich irre, Luigi, aber müßte das nicht funktionieren?«
    »Doch«, erwiderte Luigi zögernd, als wollte er sich vergewissern, daß er nichts Falsches gehört hatte. »Doch, das würde bei Don Tommaso genauso funktionieren wie bei einem von uns. Das erleichtert übrigens auch die Transportfrage«, fügte er hinzu, als wollte er die Einwände abblocken, die sein Gesichtsausdruck vielleicht provozierte.
    »Gut«, sagte Carl. »Dann bleibt noch, daß Luigi ihren Funkverkehr verfolgen kann. Es wäre schade, wenn wir uns das nicht zunutze machen könnten, aber noch schlimmer wäre, wenn Åke und ich klettern müßten, während du hier sitzt und lauschst. Fällt dir eine Lösung ein, Åke? Ich habe eine Menge von dem Zeug mitgebracht, mit dem du arbeitest.«
    Åke Stålhandske strahlte, weil er sich jetzt schnell auf sein Spezialgebiet zurückziehen konnte, das ihm im Moment unendlich viel passender erschien, als nachts in überhängenden Steilwänden herumzuturnen.
    »Na ja«, lächelte er fast ein wenig verlegen und wischte sich mit seinem T-Shirt übers Gesicht. »Natürlich könnte ich ihren Funkverkehr mit Relais zu euch rüberfunken. Man braucht Luigi nur mit zwei Kopfhörern auszustatten, einem für den italienischen und einen für unseren Funkverkehr. Aber erst mal müßte ich eine Zeitlang mit den Sachen arbeiten.«
    »Gut«, sagte Carl. »Dann bereiten wir uns wie folgt vor. Luigi beginnt mit der Beladung der Transportsäcke. Wir nehmen einen für die gesamte Bergsteigerausrüstung, einen kleineren für Bewaffnung und Funkausrüstung. Åke bastelt uns eine Kommunikationszentrale, und ich selbst führe ein kleines Gespräch mit unserem Freund vorn in der Vorpiek. Wenn ihr entschuldigt. Ich möchte mit ihm allein sein.«
    Die beiden anderen sahen zur Seite. Es würde ihnen nicht im Traum einfallen, Carl in der nächsten Zeit zu stören.
    Carl schnappte sich eine Kunststofftüte und etwas Klebeband vom Küchentisch und ging durch die zwei kleinen Räume in die Vorpiek, in der der Gefangene saß.
    Er schloß die Tür, machte Licht und riß dem Gefangenen das Klebeband vom Mund.
    »Buona sera, signor Di Maggio, denn das ist wohl Ihr richtiger Name?« grüßte er freundlich.
    »Ich denke nicht daran zu quatschen. Aus mir kriegst du kein Wort raus«, murmelte der andere gequält. »Aber ich habe einen Wahnsinnsdurst.«
    Carl schraubte den Deckel von einer Feldflasche, in die die Worte US Navy eingeprägt waren, und hielt sie seinem Gefangenen an den Mund. Er ließ ihn eine Weile trinken. Der Mann machte einen kraftvollen und entschlossenen Eindruck. Seine groben Gesichtszüge waren vor Konzentration oder vielleicht innerer, seelischer Vorbereitung hart und

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