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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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verschlossen. Es war irgendwie erstaunlich, daß er sich so leicht hatte fangen lassen und nicht einmal den Versuch gemacht hatte, sich den Weg freizuschießen, als Luigi hereinkam und ihn überwältigte.
    Carl setzte sich etwa einen Meter von ihm entfernt hin und machte es sich zwischen zwei Taurollen bequem. Er bedachte kurz die Möglichkeit, den Gegner unterschätzt zu haben, daß man ihn provoziert hatte, einen Gefangenen zu nehmen, der irgendeinen Peilsender am Körper trug. Er kam jedoch schnell zu dem Schluß, daß das undenkbar war. Ein solches Unternehmen hätte sie dann schon jetzt einen Mann gekostet sowie einen weiteren, den sie als verloren abschreiben mußten.
    »Ich weiß nicht, wo die Schweden sich befinden. Ich würde es natürlich auch nicht sagen, wenn ich es wüßte, aber ich weiß wirklich nicht, wo sie sind«, sagte der andere heiser und unterbrach Carl in seinen Überlegungen.
    »Aha«, sagte Carl weich, »du weißt nicht, wo sie sind? Aber das hatte ich dich auch gar nicht fragen wollen. Aber jetzt, da du es selbst ansprichst…?«
    Carl lächelte breit und beendete den Satz mit einer auffordernden Handbewegung.
    »Du kannst mir die Eier abschneiden oder sonst was mit mir machen, du Arschgeige, ich weiß es trotzdem nicht«, erwiderte der andere und sah verbissen zu Boden, als stellte er sich das schon vor, wovon er sprach.
    Carl schüttelte den Kopf.
    »T-t-t-«, schnalzte er, »was für Manieren. Wir sind Offiziere und Gentlemen und keine Straßenmörder aus Sizilien oder Little Italy. Aber, verstehst du, ich habe ein kleines diplomatisches Problem, bei dem du mir helfen kannst. Ich meine, ich bin kein Sizilianer, ich brauche deinen Rat.«
    Der andere antwortete nicht und zeigte sehr deutlich, daß er keine Sekunde darauf baute, man könnte ihm Freundlichkeiten erweisen oder etwas versprechen.
    »Du bist ein richtiger Mann, ein mutiger Mann, und ich weiß das zu schätzen«, fuhr Carl fort, ohne sich durch die negative Haltung des anderen entmutigen zu lassen.
    »Aber du und ich werden Don Tommaso heute abend besuchen. Das Problem ist, daß er mich erwartet, dich aber natürlich nicht. Und da ihr miteinander verwandt seid, möchte ich gern wissen, ob ich irgendwie die Familie beleidige. Ich bitte dich ehrlich um einen Rat, sozusagen von Mann zu Mann. Klär mich auf!«
    »Don Tommaso ist mein Onkel und mein Pate«, knurrte der Italiener. »Es wäre besser, du würdest mich töten, als mich so mitzunehmen, in Handschellen.«
    »Oho, Pate?« kicherte Carl. »Habt ihr so was auch in Wirklichkeit? Ich dachte, das gäbe es nur im Kino. Aber verletze ich Don Tommaso, wenn ich dich mitbringe? Und ich habe in meiner skandinavischen Einfalt gedacht, er würde das Geschenk zu schätzen wissen. Himmel, aus euch Sizilianern wird man auch nie schlau.«
    »Es spielt keine Rolle, was du zu verstehen glaubst und was nicht«, entgegnete der andere und seufzte schwer, als unterhielte er sich mit einem hoffnungslosen Fall, der doch nie etwas begreifen würde. »Wenn du mir das Leben schenkst, wird Don Tommaso dich zu schätzen wissen. Aber nicht mich. Wenn du mich wie so eine Art Jagdtrophäe mitschleifst, beleidigst du die ganze Familie. Dann tötet er mich. Aber es ist deine Schuld, daß er mich töten muß. Etwa so.«
    »Barbarisch, barbarisch«, murmelte Carl und schüttelte teilnahmsvoll den Kopf. »Es sieht aus, als hätten wir beide ein Problem. Aber sag mir noch etwas. Nur noch eins, mehr um meine Neugier zu befriedigen, als daß es von großer Bedeutung wäre. Warum durfte diese Bande in Palermo nicht mit der Jagd auf mich weitermachen, Salvatore Carini und diese Leute? Warum muß er für einen einfachen Hit-Job einen Verwandten aus den USA kommen lassen?«
    »Weil Salvatore Carini ein Verräter ist. Er stand als erster auf der Liste«, erwiderte der andere mit Worten, die er vor Verachtung fast ausspie.
    »Dann war ich also Nummer zwei«, sagte Carl nachdenklich. Er stand auf, als wäre ihm seine Stellung unbequem geworden, und streckte sich ein wenig, während er die Situation überblickte. Er konnte nicht völlig aufrecht stehen, was ihn in seiner Bewegungsfreiheit behinderte. Der rotierende Fußtritt, der den gefesselten Mann jedoch im nächsten Augenblick direkt am Brustbein traf, hätte sehr wohl sofort tödlich sein können. Bei richtiger Ausführung reißt die Wucht des Tritts das Herz von der großen Körperschlagader ab.
    Jedenfalls war der andere bewußtlos. Carl zog nachdenklich seine

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