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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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rief Orca, meldete ihre Ankunft und bat um einen Lagebericht. Vom Boot aus sei nichts von Interesse beobachtet worden, aber es habe einigen Funkverkehr gegeben, der jetzt auf Band aufgenommen sei und gesendet werden könne, wie Åke erklärte.
    Luigi hörte sich eine Zeitlang den Funkverkehr der letzten Stunde an und stellte kurz fest, es sei nichts Interessantes dabei. Reine Routine und vielleicht sogar mangelnde Fähigkeit zur Funkdisziplin. Die Leute wirkten gelangweilt, als unterhielten sie sich manchmal nur miteinander, um sich die Zeit zu vertreiben. Das sei ausgezeichnet.
    Sie befestigten schnell ihre Kehlkopfmikrophone und die Empfänger und testeten die Ausrüstung kurz durch ein Gespräch mit Åke. Alles funktionierte.
    Anschließend legten sie ihre Ausrüstung auf verschiedene Haufen und begannen die Geschirre mit den Befestigungen für Seile und Karabinerhaken anzulegen. Luigi befestigte die groben Stahlspitzen mit Ösen, für die er verantwortlich war, an einer Seite des Körpers mit Klebeband. Auf der anderen Seite befestigte er seinen Hammer. Er stellte dankbar fest, daß dieser nicht aus Stahl war. Stahl wäre zwar effektiver, aber zugleich unerträglich laut gewesen. Dieser Hammer war aus Gummi und hatte einen schweren eisernen Kern.
    Luigi prüfte noch einmal seine und Carls Ausrüstung, zog an Befestigungen und kontrollierte alle Spangen und Haken. Es war etwa die gleiche Routine wie bei Fallschirmjägern, ein übertriebenes, wiederholtes Kontrollieren.
    Sie sortierten die verschiedenen Seile, die sie noch brauchen würden, und befestigten das längste an einem Felsblock. Sie kontrollierten die Verankerung immer und immer wieder, indem sie in verschiedene Richtungen zogen und rissen. Gerade diese Verankerung würde sich als ihre Lebensversicherung oder als ihr Tod erweisen.
    Als Luigi schließlich mit einem Kopfnicken bestätigte, daß alles in Ordnung war, faßte Carl ihn an den Schultern und meinte, es sei zwar gar nicht nötig, es zu sagen, aber er wolle doch darauf hinweisen, daß Luigi während des Aufstiegs die Befehlsgewalt habe. Wenn sie oben seien, werde er, Carl, wieder die Befehlsgewalt übernehmen.
    Der Aufstieg begann. Luigi konnte zunächst fünfzehn Meter ohne Mühe hochklettern, bis es Zeit war, den ersten Haken in die Felswand zu schlagen und die Sicherheitsleine durch den Karabinerhaken zu ziehen und zu Carl hinunterzulassen, der immer noch unten am Strand wartete. Luigi zog und riß an der Leine, um sie zu prüfen, und setzte seinen Aufstieg um drei weitere Meter fort, bis er in einer Felsspalte erneut einen Haken einschlug. Danach verankerte er das Seil und signalisierte Carl, er solle nachkommen.
    Carl zog die Sicherheitsleine durch einen seiner Karabinerhaken, der an dem Geschirr auf der Brust befestigt war, und kletterte dann mit Hilfe des Seils schnell hinterher.
    Sie konnten sich die ganze Zeit unterhalten. Åke konnte ihre Gespräche draußen im Boot verfolgen und gab ihnen von Zeit zu Zeit sogar gutgemeinte Ratschläge, während er das Ziel durch sein großes Fernrohr im Auge behielt.
    Sie kamen bedeutend schneller voran, als Carl berechnet hatte, und Luigi füllte alles, was er tat, mit vollkommener Ruhe aus. Er war sein halbes Leben lang Bergsteiger gewesen, meist in den italienischen Alpen, doch das waren nur Worte in seiner Akte gewesen. Jetzt war es höchst vertrauenerweckende Wirklichkeit.
    Die Schwierigkeiten begannen, als sie die letzten fünf Meter erreichten, wo die Felswand sich nach außen neigte. Jetzt wurde die Arbeit immer komplizierter. Luigi konnte sich jeweils nur etwa einen Meter fortbewegen, und beide mußten ihre kurzen Sicherheitsleinen jeweils zweimal verankern. Da beide am Sicherheitsseil verankert waren, würden sie nicht abstürzen können, jedenfalls nicht bis ganz nach unten. Sie würden jedoch einen oder zwei Sicherheitshaken mit sich reißen und im Fall aufeinander landen und sieben oder acht Meter tiefer mit voller Wucht gegen die Felswand prallen.
    In der letzten halben Stunde hingen beide mit dem Kopf nach unten, das Gesicht der Felswand zugewandt und mit dem Rücken zum Abgrund. Sie versuchten sich dabei ständig durch geflüsterte Worte über Funk anzufeuern, und da Åke draußen auf See alles verfolgen konnte, was sie sagten, witzelten sie manchmal über seine Höhenangst.
    Von Zeit zu Zeit verstummten sie, damit Luigi den Funkverkehr des Feindes abhören konnte. Aus irgendeinem Grund hatte der Wachposten mit der Bezeichnung Miramar,

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