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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Schuhen sein Selbstvertrauen zurückgewonnen hatte. »Vielleicht Champagner?«
    Carl zeigte einladend auf die Flasche auf dem Tisch, doch sein Gast reagierte mit einer abwehrenden Miene des Abscheus. Statt dessen zündete er sich eine Zigarette an, besann sich und hielt Carl fragend die Schachtel hin. Carl lehnte dankend ab.
    »Nein, natürlich. Sie rauchen ja nicht, wie man mir gesagt hat«, lächelte der General und sah sich demonstrativ nach einem Aschenbecher um. Carl stand sofort auf und suchte einen Aschenbecher, den er in bequemer Reichweite auf den Marmortisch stellte. »Wie gut kennen Sie Italien, Herr Fregattenkapitän?« fragte der General und nahm die Sonnenbrille ab, womit die Ähnlichkeit mit Augusto Pinochet dahin war. Er hatte blaue Augen und überdies blonderes Haar, jedoch den gleichen Mittelscheitel wie der chilenische Massenmörder.
    »Ich fürchte, meine Kenntnisse über Italien sind mit Ausnahme Ihrer Streitkräfte recht begrenzt, Sir«, erwiderte Carl defensiv.
    »Sind Sie zum ersten Mal in Rom?«
    »Ja, und zum ersten Mal in Italien. Wieso?«
    »Ach, das war nur etwas, was mir so einfiel. Vielleicht liegt es daran, wie sorglos Sie die Tür aufgemacht haben. Glauben Sie nicht, daß es die Mafia gibt?«
    »Doch, Sir. Ich halte sie für sehr real. Ich glaube aber nicht, daß sie hier im Hotel mit Gewalt gegen mich oder meinen Mitarbeiter vorgehen werden. Später wahrscheinlich auch nicht.«
    In den Augen des Generals blitzte es amüsiert auf. Er ließ seinem Mund nur langsam Rauch entströmen, um gleichsam ein beredtes Schweigen anzudeuten, bis er mit dem Recht des Ranghöheren das Gespräch fortsetzte.
    »Und was läßt Sie glauben, daß unsere sizilianischen Freunde gerade Ihnen einen derart behutsamen Respekt entgegenbringen? Ihr Ruhm vielleicht? In dem Fall könnte ich mir vorstellen, daß es genau umgekehrt funktioniert, weil Sie ein beachtlicher… wie heißt das, was die Indianer… also wenn sie jemandem die Haare abschneiden…?«
    »Skalp.«
    »Genau, Sie wären ein begehrenswerter Skalp. Für uns wäre es weniger angenehm, denn wir müßten uns hinterher Erklärungen ausdenken und verschiedenen schwedischen Behörden zusagen, wie sehr wir uns anstrengen würden, um ihnen diesen oder jenen Gefallen zu tun. Ich möchte Ihnen folglich empfehlen, diese Sizilianer mit dem allergrößten Ernst zu behandeln.«
    »Danke, Sir, danke für Ihre Aufklärung. Aber ich bin im Augenblick wirklich nur ein Bote, später vielleicht auch Geldlieferant. Das bedeutet, daß ich noch einige Fragen habe, wenn Sie verzeihen, Sir, welche die rein juristischen Aspekte unseres Vorhabens betreffen.«
    »Sie meinen die Frage, welche Gesetze Sie während Ihres Aufenthalts hier in Italien übertreten dürfen und welche nicht?«
    »Völlig korrekt, Sir. Die Situation ist delikat. Wir möchten von schwedischer Seite natürlich nicht daran mitwirken, daß unsere italienischen Kollegen in unangenehme Lagen geraten.« Der General ließ ein kurzes, meckerndes Lachen hören. Dann betrachtete er Carl erneut mit diesem amüsierten, fast ein wenig überlegenen Glitzern in den Augen, das Erwachsene manchmal zeigen, wenn altkluge Kinder etwas Einfallsreiches, aber Falsches sagen.
    »Commander, Sie müssen verstehen, daß es für die italienischen Streitkräfte nicht ganz einfach ist, Sie dieses Vorhaben hier durchführen zu lassen«, fuhr der General fort, nachdem sich seine Heiterkeit gelegt hatte. »Aber selbst wenn ich Ihren persönlichen Mut keinesfalls in Zweifel ziehen möchte, so frage ich mich doch, wie Sie so… sagen wir unbeschwert auf die Aussichten reagieren, mit mafiosi Geschäfte zu machen. Wissen Sie etwas, was wir noch nicht wissen? Das wäre jedenfalls nicht sehr gut.«
    Wie weich die Frage auch umhüllt worden war, so unterstrichen doch Haltung und Gesichtsausdruck des Generals den Ernst der Angelegenheit. Carl dachte nach, bevor er antwortete. Er durfte um keinen Preis Mißverständnisse auslösen oder mußte vielmehr Mißverständnisse um jeden Preis vermeiden. Es war immerhin ein Unterschied, ob man mit oder ohne Unterstützung des italienischen Staates gegen italienische Gesetze verstieß.
    »Nun, Sir«, begann Carl und mußte sich sofort räuspern, bevor er fortfahren konnte, »nun, kurz gesagt wissen wir folgendes. Es ist behauptet worden, daß die restliche Bewaffnung für die, ja, für die Fregatte, die offenbar nicht gebaut werden soll, in Wahrheit an den Irak geliefert werden soll und daß das von

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