Unternehmen Vendetta
Ihnen diese Einheit bekannt ist?«
»Selbstverständlich, Sir. Ich arbeite in der entsprechenden Abteilung der schwedischen Streitkräfte. Wir haben schon verschiedentlich miteinander zu tun gehabt.«
»Gut«, sagte der General, erhob sich urplötzlich und reichte Carl die Hand. »Die rein operativen Erkenntnisse können Sie sich bei Oberst Da Piemonte holen.«
Sie schüttelten die Hände, und Carl begleitete seinen Gast in den Flur, wo dieser sich wieder seine dunkle Sonnenbrille aufsetzte und nach einem kurzen Kopfnicken auf dem Korridor verschwand.
Carl ging zum Telefon und buchte für sich und Joar Plätze in der frühesten Maschine nach Palermo. Dann wählte er Joars Zimmernummer und erzählte, jetzt gelte Bereitschaftsstufe zwei. Rom bei Nacht werde sich auf den Abend beschränken, und vielleicht sollten sie ihn lieber gemeinsam verbringen?
Joar wartete unten in der Halle auf ihn, anscheinend streng mit dem Studium einer Bronzeskulptur beschäftigt, die Romulus und Remus und die Wölfin darstellte.
»Du kennst die Geschichte von Romulus und Remus, nicht wahr?« begrüßte ihn Joar fröhlich.
»Du meinst natürlich die italienischen Zerstörer«, knurrte Carl mit zusammengebissenen Zähnen, als er an der Rezeption seinen Schlüssel abgab.
»Ja, wie war das noch mit denen?« wollte Joar wissen, als sie das Hotel verließen. »Wo in der Stadt sind wir übrigens?«
»An der Spanischen Treppe. Irgendwo hier in der Nähe ist die Spanische Treppe, und die soll berühmt sein. Du weißt auch nichts über Rom?«
Joar schüttelte den Kopf. Sie sahen sich um, konnten aber keine Treppe entdecken. Links konnte sie jedenfalls nicht sein. Folglich gingen sie nach rechts und fanden sich unmittelbar darauf am oberen Ende einer steilen Doppeltreppe voller Touristen wieder. Sie blieben zögernd stehen.
»Romulus und Remus waren zwei Zerstörer. Sie wurden von Schweden in Italien gekauft. Stell dir allein das vor, den Italienern Zerstörer abzukaufen, mitten im Krieg oder vielleicht zu Beginn des Krieges. Anschließend sollten sie mit schwedischer Besatzung nach Hause fahren. Im Ärmelkanal wurden sie von britischen Kriegsschiffen aufgebracht und strichen sofort die Flagge.«
Carl seufzte nach dieser kurzen historischen Rekapitulation.
Dies war eine düstere kleine Parenthese über die Geschichte der schwedischen Marine, aber genau einer der Abschnitte, in die sich Åke Stålhandske liebend gern vertiefen würde, schwedischer Verrat, schwedische Feigheit und all das.
»Hört sich an wie eine Geschichte für Åke«, sagte Joar nach einigem Schweigen, das zu lang zu werden drohte.
Carl nickte nur zur Antwort, während er sich die Jacke auszog und die Krawatte lockerte. Er warf sich die Jacke über die Schulter und begann langsam die Treppe hinunterzugehen.
»Du hast die Italiener also getroffen?« fragte Joar, als er festzustellen glaubte, daß sich niemand in Hörweite befand.
Carl nickte nur zur Antwort. Er fühlte sich eigentümlich lustlos, als hätte er sich im Grunde gewünscht, daß die Italiener das Unternehmen abbliesen, damit er nach Stockholm fliegen und sein Leben in Ordnung bringen konnte. Das erschien ihm zwar bedeutend schwieriger, aber auch wichtiger, als nach Palermo zu fliegen und mit einer Gangsterorganisation über Erpressungsgeld zu verhandeln.
»Nun? Was haben sie gesagt? Wir sollen uns offenbar doch in die Sache stürzen?« fragte Joar nach kurzer Zeit mit schlecht verhehlter Ungeduld.
Inzwischen waren sie am unteren Ende der Treppe angekommen und befanden sich im Gedränge zwischen Touristen und Souvenirständen und Trauben hippieähnlicher junger Leute, die entweder Gitarre spielten oder Hasch rauchten.
»Jaa…«, erwiderte Carl zögernd. »Ich bekam Besuch von einem Mann, der von sich behauptete, General und Chef des Uffice R zu sein. Ich glaube, daß er tatsächlich beides ist. Er sagte, nun ja, wir müssen ein bißchen zwischen den Zeilen lesen, wie du verstehst. Gehen wir nach rechts oder nach links?«
»Links liegt die Via Veneto, weiter rechts auf der anderen Seite des Tiber liegt der Petersdom und vor uns die Fontana di Trevi. Zu Fuß ist es nicht weit«, erwiderte Joar leicht resigniert, als hätte er seine Ungeduld schon niedergekämpft.
»Du weißt vielleicht Bescheid. Hast du dir das angelesen? Hast du dich auch auf Palermo vorbereitet?« fragte Carl und begann geradeaus zu gehen.
Rom hatte einen heißen Tag hinter sich, und der Asphalt war hier und da weich und
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