Unternehmen Vendetta
aus irgendeinem anderen ähnlich irrationalen Grund.«
»Und zugleich ihre gesamte Geschäftsidee zerstören? Das organisierte Verbrechen muß doch in gewissem Sinn rational handeln?«
»Wenn es doch nur so wäre«, seufzte der General schwer und anscheinend vollkommen aufrichtig, »wenn es wirklich so wäre, hätten wir sie vielleicht schon längst ausgerottet. Aber ich halte es für wenig sinnvoll, Sie jetzt in Mafia-Geschichte und Mafia-Logik zu unterrichten. Das muß zumindest warten, bis Sie Ihrem Kontaktmann in Palermo begegnen.«
»Sie werden uns also die Verhandlungen führen lassen«, stellte Carl fest, da die Nennung eines Kontaktmanns in Palermo signalisiert hatte, daß die Reise dorthin gehen würde.
Der General nickte ein paar Mal langsam und mit Nachdruck und begann dann mit einem kurzen Vortrag über bestimmte juristische Komplikationen.
»Zunächst widerspricht es italienischem Recht, mit Entführern zu verhandeln. Es gibt gesetzliche Möglichkeiten, das gesamte Vermögen eines potentiellen Zahlers vorübergehend zu konfiszieren, nämlich um solche Geschäfte zu verhindern.
Beim illegalen Drogenhandel können Polizei und in gewissem Umfang auch Militär mit einem Eingreifen warten. Sie können mit Infiltranten arbeiten, und so weiter, bis ein günstigeres Ergebnis zu erwarten ist als zum Zeitpunkt der ersten Erkenntnisse.
Beim Waffenhandel gibt es offiziell keine solchen Ausnahmen. Aber ›einige wichtige Entscheidungsträger‹, die über das Problem diskutiert haben, sind zu dem Schluß gekommen, daß es sich hier nur um eine juristische Formalität handelt, die das verfolgte Ziel unter keinen Umständen behindern darf. Sollte Italien erneut Verschiffungshafen für Waffengeschäfte werden, würde dies den Interessen Italiens in sehr hohem Maße schaden. Ganz abgesehen davon, daß es sowohl politisch wie wirtschaftlich zu erheblichen Störungen des schwedischitalienischen Verhältnisses kommen würde. Für uns besteht der Zweck Ihrer Expedition darin, die Absichten der potentiellen Käufer in Palermo mit diesem Waffenkauf zu erkunden. Damit sind das Verteidigungsministerium sowie das gesamte Kabinett hier in Rom einverstanden. Daraus ergibt sich selbstverständlich eine Komplikation. Es geht ja auch darum, zwei Schweden freizukaufen, sozusagen als illegales Nebenprodukt des offiziellen Unternehmenszwecks. Insoweit kann ich Ihnen folgendes sagen: Wir haben beschlossen, keine Energie auf die Erkundung dessen zu verwenden, was möglicherweise zwischen Ihnen, Fregattenkapitän Hamilton, und bestimmten Vertretern des organisierten Verbrechens in Palermo stattfindet. Nach der Ankunft dort sollten Sie sofort mit dem lokalen Befehlshaber der Carabinieri Kontakt aufnehmen, Oberst Da Piemonte. Ja, Oberst Da Piemonte ist über das Unternehmen im Bilde und mit Ihrem Vorgehen selbstverständlich einverstanden.
Haben Sie noch Fragen?« beendete der General abrupt seinen Vortrag.
»Ja«, erwiderte Carl zögernd. »Wissen Sie, normalerweise bitte ich Generäle nicht um Ihren Ausweis, aber ich wüßte gern etwas genauer, mit wem ich zu sprechen die Ehre gehabt habe und welche Abteilung bei den italienischen Streitkräften er vertritt.«
Der General sah aus, als könnte er jeden Augenblick wieder loslachen, ließ es aber wieder bei einem amüsierten Glitzern in den Augen bewenden.
»Sind Sie bewaffnet, Commander?« fragte er plötzlich.
»Nein, Sir, natürlich nicht. Weder ich noch mein Kollege hat irgendwelche Waffen nach Italien eingeführt. Das wäre kein guter Start für unser Vorhaben. Außerdem bezweifle ich, daß es überhaupt nötig wäre.«
»Was soll das heißen, nicht nötig?«
»Wir sollen mit Ihren Gangstern verhandeln und sie nicht erschießen. Das überlassen wir liebend gern den italienischen Behörden. Außerdem brauchten wir dazu doch wohl einige Genehmigungen?«
Carl zog die letzte Frage ein wenig in die Länge und lächelte vielsagend, als er sie äußerte.
»Sie fliegen morgen früh nach Palermo?« fragte der General, als hätte er die Frage nicht verstanden.
»Ja, Sir, mit der frühestmöglichen Maschine.«
»Gut. Wir werden Sie und Ihren Mitarbeiter mit ein paar passenden Dokumenten ausstatten, die irgendwann heute abend per Boten ins Hotel geschickt werden. Ich werde selbst zu den Unterzeichnern gehören. Die zweite Unterschrift ist vermutlich die des Verteidigungsministers. Und was meine Funktion bei den Streitkräften betrifft, ich bin operativer Chef des Uffice R. Falls
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