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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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in die Broschüren und Zeitschriften vertiefte.
    Es fiel ihm zunächst schwer, Interesse für die Sache aufzubringen. Der Irak war kein ernstzunehmender Staat mehr, und schon aus dem Grund hätte das ganze Projekt scheitern müssen oder, wie es den Anschein hatte, zu einem bedeutend kleineren Geschäft mit normalen schwedischen Menschenleben statt mit Waffen werden müssen.
    Carl faltete langsam eine große blaue Drucksache auseinander, in der die neue Küstenkorvette HMS Göteborg beschrieben wurde, »das technisch am weitesten fortgeschrittene Kriegsschiff der Welt für U-Boot-Jagd und Seekrieg«, wie in der Überschrift versichert wurde. Carl versenkte sich eine Weile in die Details des Wasserstrahlantriebs, der die traditionellen Propeller und Ruder ersetzt hatte. Abgesehen von dem geräuschärmeren Antrieb bedeutete das auch einige interessante Neuigkeiten beim Manövrieren.
    Das hatte keinerlei Bedeutung, da die italienischen Fregatten mit herkömmlichem Antrieb geplant waren. Dann also zu dem, worum es eigentlich ging, der Bewaffnung.
    Aha, unbemannte und vollautomatische 57-mm-Kanonen zur Bekämpfung von Luft und Seezielen, computergesteuert, damit sie innerhalb von Sekunden auf andere Ziele wechseln können. Zehn Kilometer Reichweite, ja, das übliche bei dieser Art Bewaffnung, im übrigen auch ausreichend, um anfliegende Raketen herunterzubekommen, nichts Besonderes.
    In dieser Hinsicht waren die beiden 40-mm-Luftabwehrgeschütze schon etwas besser, da die Munition mit Entfernungsmessern ausgerüstet war, welche die Ladung auch ohne direkten Treffer auslösen konnten. In den Händen einer Besatzung aus der Dritten Welt würde nichts davon funktionieren, noch weniger in den Händen einiger sizilianischer Gangster. Sämtliche Funksignale der Zielsuch und Feuerleitsysteme mußten in einer funktionierenden Kampfleitzentrale koordiniert werden, die nur von munteren jungen Technokraten aus dem Westen bedient werden konnte. Das erforderte Männer, die mit Computerspielen groß geworden waren.
    Die Zielsuchantennen? Da genau das gleiche. Sie fangen fremde Radarsignale auf, melden anfliegende Raketen und legen die Richtung zu ihnen fest, worauf die Computer den Typ des Radars klassifizieren, den Typ der anfliegenden Rakete ermitteln. Der Rest soll automatisch ablaufen.
    Carl sah alptraumhafte Bilder vom Persischen Golf vor sich.
    Gegen gerade solche Systeme hatten die Iraker keine Chance gehabt. Die Technologie des Dritten Weltkriegs gegen die des Ersten. Oder wie die Angriffe der polnischen Lanzenreiter, die sich 1939 den deutschen Panzern entgegenstellten.
    Glaubten die denn, daß man nur das Gerät kaufen mußte? Nach so vielen Jahren Kriegserfahrung?
    Carl erschien das nicht möglich.
    Für die italienischen Fregatten war die gleiche Raketenbewaffnung vorgesehen wie für die schwedischen Küstenkorvetten, also vier Abschußlafetten auf jeder Schiffsseite für Raketentyp Nummer 15 zur Bekämpfung von Seezielen. Da gab es die gleichen technologischen Probleme.
    Carl blätterte in den offensichtlich ausgewählten Exemplaren von Marin-Nytt und fand tatsächlich weitere Informationen über den Raketentyp Nummer 15.
    Reichweite siebzig Kilometer, ausreichend Sprengkraft, um mit einem einzigen Treffer ein mittelgroßes Kriegsschiff zu versenken, Zielsuchradar. Aha.
    Plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit jedoch durch eine Notiz geweckt. Es hieß, man übe jetzt schon im dritten Jahr mit einer bodengestützten Version des Raketentyps 15, der Küstenartillerie der Neuzeit auf beweglichen Abschußrampen.
    Das hätte den Irakern vielleicht besser gepaßt? Zugmaschinen und ähnliches ließen sich improvisieren, etwa so, wie sie für ihre Scud-Raketen Scania-Lastwagen eingesetzt hatten.
    Carl versuchte, sich an die Topographie im Nordteil des Persischen Golfs zu erinnern. Er stand auf und ging in das rosafarbene Schlafzimmer hinüber, wo er eine Reklamebroschüre der Alitalia mit verschiedenen Weltkarten fand.
    Mit Küstenbatterien dieser Art hätten die Iraker unter den kleineren Kriegsschiffen, die in die Nähe gekommen waren, erheblich aufräumen können. Die irakische Küste selbst schien jedoch ungeeignet zu sein, denn sie war nur etwa zehn Kilometer lang und zudem in eine Delta-Landschaft eingeklemmt.
    Auch die Vorstellung, es könnte dem Irak gelungen sein, eigene Kriegsschiffe zu bauen und sie mit all diesen Waffen auszurüsten, war völlig undenkbar. Das bedeutete nichts weiter, als eine Milliarde ins Meer zu

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