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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Entführer auch seine Pistole konfisziert haben.
    Der Bericht Nils Gustaf Sandgrens blieb in mancherlei Hinsicht unklar im Ton. Einiges war jedoch konkret. An der Aktion seien jetzt drei Beamte des OP 5 beteiligt, von denen einer Italienisch beherrsche. Carl habe sich geweigert, Namen zu nennen, und darauf verwiesen, daß diese Erklärungen für C OP 5 vollauf genügten.
    Bei näherer Überlegung taten sie dies auch. Daß einer der Mitarbeiter Åke Stålhandske war, der sich schon früh zu einer Beurlaubung abgesetzt hatte, »um zu segeln und nachzudenken«, war selbstverständlich. Aber der italienischsprechende junge Mann mußte einer der neuen Burschen aus Kalifornien sein, Bertoni.
    Carl war also in die USA geflogen. Das ergab sich indirekt aus der Erklärung, die gesamte Ausrüstung und sämtliches Material seien nach dem Muster früher geschlossener Abmachungen von den entsprechenden amerikanischen Behörden zur Verfügung gestellt worden.
    Carl hatte in den USA offenbar im Namen des schwedischen Generalstabs eine Lieferung bestellt. Samuel Ulfsson hatte vor dem Oberbefehlshaber das ganze Unternehmen schon sanktioniert, bevor er überhaupt davon erfahren hatte. Jedenfalls gab es so manches, was mit Carl Hamilton nach dessen Rückkehr besprochen werden mußte.
    Der rätselhafteste Bestandteil des Berichts war jedoch die Behauptung, der Feind habe bedeutende Verluste erlitten, obwohl nur von zwei Mann die Rede war. Der Grund sei die Abneigung des Feindes, eigene Verluste einzugestehen und damit Behörden in die Sache zu verwickeln.
    Ziel der Operation sei es, den psychologischen Druck auf den Feind nach und nach zu verstärken, bis diesem klar werde, daß die eigenen Verluste, unerträglich würden, wenn die schwedischen Geiseln nicht freigelassen würden.
    Die Behauptung war jetzt nicht mehr sonderlich glaubwürdig, da »der Feind« statt dessen die Zahl der Schweden in seiner Sammlung sogar erhöht hatte.
    Die Verluste des Generalstabs betrugen bisher zwei Mann, einer entführt und der zweite im Dienst ermordet, wie Carl und seine Kameraden sagen würden. Dies hatte zur Folge, daß der Druck von Politikern und Massenmedien auf den Generalstab stärker werden würde. Doch Peter Sorman zufolge würde der politische Schaden erst dann untragbar werden, wenn die schwedischen Geiseln Schaden nähmen. Eigene Verluste, so Sorman, seien jedoch erträglich, solange es sich dabei um militärisches Personal handle. Das zeige nur, daß Schweden sich anstrenge. Und »Schweden« sei im Erfolgsfall gleichbedeutend mit dem Außenministerium und der Regierung, und bei einem Mißerfolg war »Schweden« ohne jeden Zweifel der Generalstab.
    Vor dem Hintergrund des gestrigen Ereignisses war es dennoch schwer, an den Optimismus zu glauben, den Nils Gustaf Sandgrens Bericht in seinen wesentlicheren Teilen enthielt. Nur eins war an dem Bericht beruhigend: daß, wie behauptet wurde, alles in Zusammenarbeit mit italienischen Behörden und im Rahmen der italienischen Gesetze geschehe.
    Unter normalen Umständen wäre es Samuel Ulfsson nicht im Traum eingefallen, einen seiner Leute draußen auf dem Feld anzurufen. Doch dies war keine normale Situation, und überdies sollte er sich bald bei Peter Sorman im Außenministerium einfinden. Samuel Ulfsson bat Beata, sich die Telefonnummer dieses Hotels in Palermo mit dem merkwürdigen französischen Namen zu besorgen und Carl Hamilton anzurufen. Sie fühlte sich genötigt, noch einmal nachzufragen, um sich zu vergewissern, daß sie sich nicht verhört hatte.
    »O doch, du hast schon richtig gehört«, knurrte Samuel Ulfsson und zündete sich die achte weiße Bond des Morgens an. Es war kurz nach zehn. Er hatte sich zwar vage vorgenommen, vor dem Lunch nicht zu rauchen, doch der Ernst der Situation erforderte ein paar Kompromisse.
    Carl nahm erst nach sieben oder achtmaligem Läuten ab, und als Beata ihn durchstellte, hörte er sich verschlafen an.
    »Habe ich dich geweckt?« fragte Samuel Ulfsson erstaunt.
    »Ja«, murmelte Carl. »Das Nachtleben hier in Palermo ist hektisch. Es ist gestern spät geworden.«
    »Es freut mich, daß ihr die Zeit da unten genießt«, entgegnete Samuel Ulfsson knapp. Er glaubte nicht einen Moment an ein Leben in Saus und Braus dort unten, aber es war schließlich auch nicht einfach, am Telefon zu sprechen.
    »So ist das eben mit dem Telefon«, sagte Carl, als hätte er Samuel Ulfssons Gedanken gelesen. »Der Feind hat auf manchen Gebieten eine ziemlich hohe

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