Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
taten die Bartstoppeln jedoch auch. Unter großer Anstrengung gelang es ihm schließlich, sich ganz auf die Rasur zu konzentrieren und alles andere zu verscheuchen.
    Er wählte ein blau-weiß gestreiftes Sommerhemd mit langen Ärmeln, da die kräftigen blauen Flecken auf seiner Haut sonst unnötig auffallen würden. Er räumte im Zimmer auf, obwohl es gar nicht nötig war, kontrollierte Teile seiner Ausrüstung, was ebenfalls überflüssig war, um erst dann das erste Telefonat zu führen.
    Sie freute sich erst und wurde dann wütend, weil er so lange nichts von sich hatte hören lassen. Er sagte zum Teil die Wahrheit, daß er nämlich in den letzten vierundzwanzig Stunden kein Telefon habe erreichen können, was sie bestritt und als unmöglich bezeichnete. Er beharrte darauf, und so geriet das Gespräch von Anfang an in eine Schieflage.
    »Bei der Arbeit ist es recht trist und einsam«, sagte sie, »denn mag die IBM auch ein amerikanisches Unternehmen sein, das Personal ist schwedisch, und jetzt im Juli läuft alles mit halber Kraft. Mein schwedischer Sprachkurs hält mich fast den halben Tag beschäftigt. Übrigens, können wir nicht in Schweden Urlaub machen, statt weit weg zu fliegen, wie wir es mal vorhatten?«
    »Dann sollten wir zumindest in Schweden weit weg fahren«, scherzte er, »an einen Ort, an dem es kein Telefon gibt.«
    Da taute sie etwas auf und sagte, sie habe Sehnsucht nach ihm. Er erwiderte, er vermisse sie auch sehr, und sagte, er werde bald wieder zu Hause sein. Der Job auf Sizilien sei meist Routine und Warten, werde aber wohl bald zu Ende sein. Nein, nein, absolut nichts Gefährliches, meist seltsame Verhandlungen. Nein, zu den Details wolle er sich am Telefon nicht äußern.
    Nach dem Gespräch fühlte er sich innerlich leer und ausgehöhlt. Er ertappte sich bei der Erklärung, daß er unbewußt nicht damit rechnete, überhaupt nach Hause zu kommen, daß er gelogen hatte, was Tessie ihm vielleicht auch angemerkt hatte. Dann raffte er sich auf und wählte mit übertrieben kraftvollen und entschlossenen Handbewegungen Don Tommasos Nummer.
    Don Tommaso nahm sofort ab, als hätte er gleich neben dem Telefon gesessen.
    »Buon giorno, Don Tommaso. Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen«, sagte Carl in einem Tonfall, der zeigen sollte, daß dieser Wunsch geheuchelt war.
    »Wo sind Sie, Hamilton?« erwiderte Don Tommaso heiser und mit einer Anstrengung, die ihm deutlich anzumerken war.
    »Ich bin in meinem Hotel hier in Palermo, wo sonst?« entgegnete Carl, als überraschte ihn die Frage. »Ich bin aber der Meinung, daß wir im Hinblick auf die Entwicklung der jüngsten Zeit jetzt über unseren Handel sprechen sollten«, fügte er etwas geschäftsmäßiger hinzu.
    »Was haben Sie zu bieten, was am Telefon gesagt werden könnte?« fragte Don Tommaso, der jetzt gefaßter oder konzentrierter zu sein schien.
    »Ich habe eine Heiligenfigur, die sich auf Ihrem Nachttisch hervorragend machen würde, Don Tommaso. Ich habe sie jetzt in der Hand. Sehr schön, Gold und Elfenbein. Santa Rosalia, soviel ich sehen kann.«
    »Die würde mich sehr interessieren. Sie dürfte soviel wert sein wie Ihr Leben, Mr. Hamilton«, entgegnete Don Tommaso mit unterdrücktem Zorn.
    »Soso, Don Tommaso, diesen drohenden Ton sollten wir jetzt lieber lassen, zumindest am Telefon, denn sonst komme ich zu Ihnen und spiele Ihnen Macbeth vor. Mögen Sie Macbeth?« erwiderte Carl langsam und mit hörbarem Hohn.
    »Sie sind ein sehr mutiger Mann, Mr. Hamilton, und auch ein Ehrenmann, das muß ich zugeben. Sie sollten Ihr Glück aber nicht zu sehr auf die Probe stellen. Es gibt auch für Beleidigungen eine Grenze. Ich hoffe, Sie verstehen das.«
    »Aber selbstverständlich«, erwiderte Carl und schlug wieder seinen geschäftsmäßigen Ton an. »Wo und wann können wir uns treffen? Haben Sie einen Vorschlag?«
    »Wollen Sie zum Lunch zu mir kommen?«
    »Wenn ich daran denke, wie mein letzter Besuch bei Ihnen verlaufen ist, würde ich das nicht für sehr passend halten. Und im Hinblick auf den irritierenden Motorradverkehr hier in Palermo hielte ich es ebenfalls nicht für gut. Was halten Sie von einem friedlichen Ort auf dem Land?«
    »Gern. Machen Sie mir einen Vorschlag. Ich würde Sie im Moment übrigens auch nicht gern als Gast in meinem Haus begrüßen. Ich fürchte, wir könnten Sie nicht mit der Höflichkeit behandeln, die ein Gast auf Sizilien verdient. Aber was schlagen Sie vor, Mr. Hamilton?«
    »Nun«, sagte Carl etwas gedehnt,

Weitere Kostenlose Bücher