Unternehmen Vendetta
doch irgendwo aus dem Geschoß darunter drangen Gesprächsfetzen zu ihm herauf. Die erste Strecke zur Treppe zum Zwischengeschoß war mit Perserteppichen belegt und somit völlig lautlos. Plötzlich fielen Carl Hunde ein, aber sie hatten bei ihrem ersten Besuch keine Hunde gesehen. Hunde konnten problematisch werden, da sie Lärm machen würden, bevor er sie töten konnte.
Als er die Treppe hinunterging, ging ihm auf, woher die Laute kamen. Im Zimmer neben Don Tommasos Schlafzimmer brannte Licht. Es war das Fenster, an dem er vorbeigeklettert war, und dort saß eine unbekannte Anzahl von Personen, die sich unterhielten.
Er überlegte, was am besten war. Wahrscheinlich wäre es am besten, das Geschenk auf Don Tommasos Bett zu legen und sich unentdeckt zu entfernen. Das würde später zu allerlei Kritik führen und großen Krach geben. Wenn Don Tommaso aber aufwachte - falls sein Schlafzimmer mit einer gesonderten Alarmanlage versehen war -, würde es anschließend kompliziert werden. Die Mafiosi waren immerhin mit Maschinenpistolen bewaffnet.
Carl schlich an Don Tommasos Tür vorbei und blieb kurz vor jener Tür stehen, durch die Licht und Stimmen zu ihm drangen. Er lauschte eine Weile und kam zu dem Schluß, daß es nicht mehr als zwei Personen waren. Sie schienen Karten zu spielen. Er hörte Geräusche, die sich anhörten, als würden Karten auf einen Tisch geknallt. Er sollte lieber gleich zuschlagen. Er schob sich die Nachtbrille in die Stirn und ließ den Augen ein wenig Zeit, sich an das neue Licht zu gewöhnen. Dann schob er mit der linken Hand die Tür auf, trat ein und schaffte es, den ersten Mann zu erschießen, bevor die beiden ihn überhaupt entdeckt hatten. Er traute dem Kaliber nicht und gab noch einen Schuß ab, bevor er sich dem zweiten Mann zuwandte, der natürlich schon dabei war, aufzuspringen und sich nach seiner Waffe zu strecken. Der zweite Mann ging nach den Treffern recht geräuschvoll zu Boden und gurgelte und ächzte fünf oder sechs Sekunden laut, bevor er verstummte.
Carl ging schnell in den Korridor hinaus und lauschte an Don Tommasos Tür. Es war nichts zu hören, doch das war keine Garantie. Carl überlegte, ob er das Geschenk einfach vor der Schlafzimmertür auf den Fußboden legen sollte, während er es vorsichtig aus seiner Halterung löste und die Plastikhülle abzog. Er stellte fest, daß die Haare, an denen er den Kopf hielt, vollkommen trocken, aber etwas speckig waren. Gut. Sie würden nie herausfinden, daß das Patenkind unter Wasser hergekommen war.
Carl drückte die Klinke Millimeter um Millimeter hinunter. Die Tür ging mit einem leichten Quietschen auf. Carl zog seine Nachtbrille herunter und blickte durch die halboffene Tür.
Der Raum war spartanisch möbliert. Carl sah einen riesigen Kleiderschrank aus braunem Holz, ein großes Bett und einen Nachttisch. Das war alles. Auf dem Nachttisch lag neben einer kleinen Heiligenstatuette ein Revolver.
Don Tommaso lag mitten im Bett. Er lag mit halboffenem Mund auf dem Rücken und hatte die Hände über der Decke gefaltet. Carl ließ sich auf dem Weg zum Bett viel Zeit. Jetzt, da er so kurz vor dem Ziel stand, wollte er im letzten Moment nicht noch alles verpfuschen.
Ein Stück neben Don Tommaso lag ein zweites Kissen, als wäre dies der Platz seiner Frau gewesen. Carl trat an die Bettkante, wobei er aufmerksam Don Tommasos Gesicht nach Anzeichen dafür absuchte, ob er in Wahrheit wach war. Doch dieser lag immer noch mit beiden Händen über der weißen Decke und würde es nicht schaffen, seinen Revolver zu erreichen.
Carl legte den Kopf des Patensohns mit äußerster Behutsamkeit auf das freie Kissen und ließ ihn erst los, als dessen Gewicht ihn tief ins Kissen hatte sinken lassen. Er lauschte ein Zeitlang dem Atem Don Tommasos. Dieser war ruhig und ließ nur die Andeutung eines Schnarchens hören. Dies war der Mann, der Joar hatte ermorden lassen, und doch mußte er jetzt noch am Leben bleiben.
Carl steckte die kleine Heiligenfigur ein und zog sich vorsichtig zurück. Er schloß die Tür hinter sich und blieb kurz still im Korridor stehen. Er lauschte nach Geräuschen, bevor er sich wieder ins Obergeschoß begab. Auf dem Weg nach oben war ihm eine Idee gekommen.
Dort stand die große Stereoanlage, die offenbar mit Lautsprechern in jedem Zimmer und außerdem auf der Terrasse verbunden war. Er suchte eine Zeitlang unter den CDs. Es schienen ausschließlich Opern zu sein. Carl kannte sich bei Opern zu wenig aus. Bei
Weitere Kostenlose Bücher