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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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technische Kapazität, und ich glaube nicht einmal, daß unsere schwedische Sprache ihnen große praktische Mühe macht. Warum rufst du an? Was willst du wissen? Hast du Nils Gustafs Bericht nicht bekommen?«
    »Doch, das habe ich. Das Problem ist nur, daß Nils Gustaf gestern abend in Rom entführt worden ist. Nachdem er seinen tröstlichen Bericht abgeschickt hatte.«
    »Um welche Zeit?« fragte Carl, der sich plötzlich hellwach anhörte.
    »Gegen zehn oder elf Uhr abends.«
    »Schön. Dann hat sich im großen und ganzen nichts verändert. Wo hat man ihn geschnappt?«
    »In einem Restaurant in der Innenstadt Roms. Er war mit einem Leibwächter aus dem Affenhaus zusammen.«
    »Leibwächter von Säk«, stöhnte Carl. »Das erklärt alles. Das verändert unsere Lage trotzdem nicht. Wir haben nach dem fraglichen Zeitpunkt gestern ein bestimmtes Angebot gemacht, und es kann sein, daß ich schon heute eine Antwort erhalte. Wir sind in Übereinstimmung mit dem vorgegangen, was hoffentlich in Nils Gustafs Bericht steht, und wir haben Grund zum Optimismus.«
    »Inwiefern Optimismus? Kannst du das näher erläutern?«
    hakte Samuel Ulfsson nach.
    »Nein, nicht am Telefon. Wir werden ihnen heute kurz gesagt ein Angebot machen, von dem ich glaube, daß sie es nicht ablehnen können. Wir wollen schwedische Geiseln gegen eine Heilige tauschen.«
    »Eine Heilige?«
    »Ja. Aber ich kann dir das jetzt nicht im einzelnen erläutern. Die Lage ist jedenfalls alles andere als hoffnungslos. Wir haben durchgeführt, was wir wollten, und alle Maschinen sind zur Basis zurückgekehrt.«
    »Ich werde gleich, na, du weißt schon, den Dings im Außenministerium treffen. Was zum Teufel soll ich ihm sagen?«
    »Daß wir durchaus hoffen dürfen, bei den Verhandlungen schon bald einen Durchbruch zu erreichen.«
    »Das ist nicht sehr erhellend.«
    »Nein, aber es ist wahr. Ich bin jedenfalls guten Mutes. Schade, daß das mit Nils Gustaf passiert ist. Er wollte hier einen Zug durch die Gemeinde machen, und deshalb habe ich ihn eilig nach Hause geschickt. Es hat offenbar nichts geholfen, da er unter den Schutz der Säpo geriet. Das habe ich nicht ahnen können. Wenn ich es gewußt hätte, hätte ich ihn hierbehalten.«
    »Weißt du, wo er sich befindet?«
    »Nein, aber ich vermute, daß er sich bei dem anderen schwedischen Personal befindet, das in der gleichen Lage ist. Sie gehören zum Preis der Gegenseite.«
    »Und deine Gegenleistung ist eine Heilige?«
    »Ja.«
    Samuel Ulfsson seufzte. Jetzt war nicht der richtige Moment, einige sonderbare Formalien wie etwa die Beschaffung von Ausrüstungsgegenständen und anderes zu besprechen. Interne Auseinandersetzungen dieser Art konnten bei offizielleren italienischen Mithörern als dem Gangstermob unangebrachte Heiterkeit erregen. Carls Telefon in Palermo mußte inzwischen das meistabgehörte Italiens sein.
    »Sobald ihr einen Durchbruch erzielt oder auf unerwartete Schwierigkeiten stoßt, wünsche ich, daß du mich ins Bild setzt. Im Konsulat gibt es ein Telexgerät. Hast du Codeschlüssel bei dir?«
    »Ja. Ich sende einen verschlüsselten Bericht vom Konsulat ab, sobald etwas Entscheidendes geschieht. Darauf hast du mein Wort.«
    »Gut. Paß auf dich auf und grüß eventuelle Bekannte«, seufzte Samuel Ulfsson und legte auf. Seine Position vor der Begegnung oben im Außenministerium hatte sich durch das Gespräch nicht entscheidend verbessert. Je mehr er über alles nachdachte, um so klarer wurde sein Eindruck, daß er überhaupt keine Ahnung von dem hatte, womit sich die schwedische Streitmacht unten auf Sizilien beschäftigte. Und dennoch würde er mitteilen, daß die Lage gut sei. Es würde höchst unerfreulich werden.
    Carl überlegte eine Zeitlang, für welches von drei notwendigen Telefonaten er sich entscheiden sollte. Ihm war vor allen dreien mulmig, jedoch auf höchst unterschiedliche Weise. Er entschloß sich zu warten und ging zu seinem Nachtlager im Badezimmer, schleifte die Bettwäsche ins Hotelzimmer und richtete sein Bett notdürftig wieder her, damit es so aussah, als hätte er darin geschlafen. Dann begann er, sich langsam zu rasieren. Als er sich im Spiegel sah, tauchten gerade solche Erinnerungen auf, vor denen er Angst hatte. Er sah sich die Schlüssel auf den Flurtisch legen und gehen. Er sah sich auf dem Weg zu seinem geparkten Wagen an Sankt Georg und dem Drachen vorbeigehen, hinten an der Post gegenüber dem Schloß. Ihm wurde kalt. Die Haare an den Armen sträubten sich. Das

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