Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
Augenblick erschien das Carl fast als eine beneidenswerte Lage.
    Er versuchte an etwas anderes zu denken, aber es gelang ihm nicht. Und die Zeit verstrich nicht langsam, sondern unerbittlich schnell. Carl hatte das Gefühl, als sei erst eine Viertelstunde vergangen, seit er mit Åke Stålhandske gesprochen hatte. Doch dann erhielt er über Funk die Nachricht, daß Åke seine Position erreicht und das Ziel im Visier hatte. Åke erklärte, er warte auf den Befehl zum Feuern.
    Carl richtete sich von Zeit zu Zeit auf den Knien auf, um seine Instrumente einzuschalten. Im Haus war nichts von einer Veränderung zu sehen. Alle arbeiteten fleißig weiter. Und die Zeit raste. Für Åke dort oben mußte es genau umgekehrt sein. Einfach fabelhaft, daß er seine Funkstille wahrte und sich versagte zu fragen, was dieses verdammte Warten solle.
    Carl stand auf, streckte sich und machte ein paar Lockerungsübungen, wobei er die Augen ständig auf die Instrumente gerichtet hielt. Es war offenbar unvermeidlich.
    Er nahm einen Stein von der Mauer und wog ihn in der Hand. Er schien gerade richtig zu sein. Dann trat er wie in Gedanken langsam vor den Gefangenen und schlug ihm mit dem Stein drei oder viermal auf den Kopf und ins Gesicht. Die Schläge waren hart genug, um den Mann bewußtlos zu machen, jedoch hoffentlich behutsam genug, um ihn nicht zu töten.
    Carl löste die Handschellen des Gefangenen, steckte sie ein und riß das Klebeband fort, das nicht länger gebraucht wurde. Er vergewisserte sich, daß der Gefangene noch atmete.
    Dann zog er seine Brieftasche hervor, entnahm ihr einen Hundert-Dollar-Schein, faltete ihn zusammen und zerriß ihn in der Mittel. Die eine Hälfte steckte er in die Brieftasche, die andere in die Brusttasche des Gefangenen.
    Er kontrollierte die Ausrüstung. Es war zwar nicht notwendig, aber er tat es dennoch. Dann noch einmal. Er zog sich dünne schwarze Handschuhe an und wischte seine Waffe lange und sehr sorgfältig ab.
    Ein letzter Blick auf das Infrarotgerät. Keine Veränderung. Er beschloß, bis hundert zu zählen, und zählte bis hundert. Dann korrigierte er sich, fünfhundert. Er zählte bis vierhundertsiebenundachtzig und streckte sich schon nach dem Funkgerät, als die Tür da vorn vorsichtig geöffnet wurde.
    Im Haus mußte man erst in einer Art Flur das Licht ausgemacht haben, denn es war niemand als Silhouette zu erkennen. Aber in der Dunkelheit, die keine Dunkelheit war, sah Carl trotzdem deutlich, was geschah. Eine Frau verließ das Haus mit zwei Kindern, die sie an den Händen hielt. Sie wirkten müde und quengelten. Die Frau ermahnte sie, still zu sein.
    »Achtung, bereitmachen. Gezieltes Feuer in fünf Minuten«, flüsterte Carl ins Funkgerät, während ihm die Tränen über die ausgedörrten Wangen liefen.
    Er versuchte erneut, sein Infrarotgerät zu kontrollieren, mußte sich jedoch erst sammeln und sich das Gesicht abwischen, bevor er einen neuen Versuch machte.
    Es stimmte. All die tanzenden Elfen dort drinnen hatten jetzt die gleiche Größe, schienen sich jetzt aber auch etwas langsamer zu bewegen. Die Wärmequelle in der Mitte des Hauses war etwas abgekühlt. Er schaltete das Funkgerät ein und räusperte sich.
    »Ziele hoch, etwas östlich von der Mitte des Hauses, ein Schuß, Feuer!« befahl er und blickte dann instinktiv zum Berghang hoch, um die Mündungsflamme zu sehen. Es dauerte zehn Sekunden, bis der Schuß kam. Carl warf sich Bruchteile einer Sekunde vor der Explosion hinter die Steinmauer. Splitter von Mauerwerk und Steine flogen in einem Feuerregen in alle Richtungen. Einige Sekunden später schlugen zehn Meter hohe Stichflammen hoch.
    »Bereithalten für den zweiten Schuß. Etwas westlich von der Mitte und tiefer zielen!« rief er, entsicherte seine Maschinenpistole und richtete sie auf die Tür.
    Zwei Personen taumelten ins Freie. Die eine sackte auf der Treppe zusammen und wurde von Flammen eingehüllt, die sich von hinten heranfraßen. Die zweite torkelte mit etwas heraus, was wie ein Schrotgewehr aussah. Der Mann schien geblendet zu sein. Carl wartete, bis der zweite Mann sich etwa zwanzig Meter vom Haus entfernt hatte, bevor er zwei kurze Salven mit sichtbarer Wirkung abfeuerte. Dann nahm er wieder das Funkgerät in die Hand.
    »Gezieltes Feuer nach Befehl, dann sofort zur Basis zurückkehren!« rief er und ging in Erwartung der nächsten Detonation in Deckung.
    Nach dem zweiten Treffer flammte das Feuer mit neuer Heftigkeit auf, als hätte sich ein

Weitere Kostenlose Bücher