Unternehmen Vendetta
Rücken ein wenig albern zu fühlen.
»Was für ein Kopf?« fragte der Rücken.
»Von einem gewissen… nun, dieser Kopf hat einem gewissen Toni Sanglieri gehört«, erwiderte Åke Malm. Diese eigenartige Unterhaltung machte ihn verlegen.
»Toni? Hieß er nicht anders?« wollte der Rücken wissen.
»Nein, es ist ein Neuer, also sein Bruder. Man glaubt, daß er derjenige ist, der deinen Kollegen ermordet hat«, sagte Åke Malm.
Das funktionierte. Carl schob die ausgefüllte Anmeldung zur Seite, nahm den Zimmerschlüssel in Empfang, drehte sich um und nickte kurz, als hätten sie sich erst jetzt getroffen.
»Gehen wir in die Bar«, sagte er und ging sofort los.
Die Bar war leer. Åke Malm bestellte Limonensaft mit Eis, ohne zu fragen, was Carl haben wollte. Dann entnahm er seiner Dokumentenmappe ein großes Farbfoto, das er auf den Tisch legte.
Carl verzog keine Miene. Åke Malm hätte ebensogut einen Aschenbecher auf den Tisch stellen können.
»Nun«, sagte Carl, nachdem er aufmerksam, aber mit ausdruckslosem Gesicht das Bild studiert hatte, »und wo hat man diesen Kopf gefunden?«
»In einem Wagen vor dem Hotel. Im Kofferraum«, erwiderte Åke Malm.
Carl ließ plötzlich ein feines Lächeln ahnen, als enthielte diese Auskunft bedeutend mehr und bedeutend erfreulichere Informationen, als man ahnen konnte.
»Aha«, sagte Carl, nahm das Saftglas und leerte es mit drei kräftigen Schlucken. »Verzeihung, ich hatte Durst. Ach, tatsächlich, vor dem Hotel. Jaja. Es stimmt jedenfalls. Dies war der Mann, der Hauptmann Joar Lundwall ermordet hat. Da bin ich mir absolut sicher.«
Åke Malm atmete erleichtert auf. Er hatte seinen Text für die heutige Ausgabe der Zeitung schon abgeliefert, und wenn jetzt ein Dementi gekommen wäre, wäre es für ihn sehr unpraktisch gewesen.
»Wer hat ihn ermordet?«, sagte Åke Malm ins Blaue hinein, nachdem sich seine Aufregung gelegt hatte.
Carl lachte kurz auf. Es hörte sich fast an wie ein Schnauben.
»Das wirst du schon die Polizei fragen müssen. Ich bin es jedenfalls nicht gewesen, falls es das ist, was du wissen willst. Ich hätte die blaugelben Rosetten in diesem Zusammenhang geschmacklos gefunden.«
»Was sollen diese blaugelben Rosetten bedeuten, wie du sie nennst?« fragte Åke Malm, der allmählich das Gefühl hatte, auf glühenden Kohlen zu sitzen. Jede Sekunde, die er den schwer greifbaren Hamilton mit Fragen festhalten konnte, war wertvoll.
»Meine Vermutung dürfte kaum besser sein als deine«, sagte Hamilton nachdenklich, als versuchte er tatsächlich, den Zusammenhang zu begreifen. »Es muß sozusagen eine Anspielung auf die Vergangenheit sein. Irgend jemandem hat es nicht gefallen, daß dieser Typ einen schwedischen Kollegen ermordet hat.«
»Kennst du diesen Jemand, wenn es so ist?«
»Das ist eine idiotische Frage. Das verstehst du doch. Wie immer es sich verhalten hat, du würdest nie eine andere Antwort erhalten als ›kein Kommentar‹. Ist während meiner Abwesenheit sonst noch etwas Dramatisches geschehen?«
»Nein«, erwiderte Åke Malm, ohne seine Nervosität zu zeigen. Er wollte unbedingt beim Thema bleiben. »Nein, wenn man davon absieht, daß sie heute nacht eine Heroinraffinerie in die Luft gesprengt haben, und zwar buchstäblich. Wo bist du übrigens gewesen? Du bist gelinde gesagt schwer erreichbar gewesen.«
»Es ist auch nicht meine Absicht, daß man mich leicht finden kann, denn dann würde ich wohl bald so enden wie der da«, lächelte Carl und zeigte durch ein Kopfnicken auf das Foto auf dem Tisch. »Wer oder welche haben gesprengt?«
»Das weiß man nicht«, erwiderte Åke Malm, der sich allmählich manipuliert fühlte, ohne etwas dagegen tun zu können.
»Die meisten Leichen waren so verbrannt, daß man sie nicht hat identifizieren können, aber es sieht nach irgendeinem Gangsterkrieg aus. Die Fabrik gehört einem der Cosca-Führer hier in der Stadt, und die Angreifer haben einen Mann am Tatort zurückgelassen oder ihn vielmehr nicht mitnehmen können, da er tot war. Von den Verteidigern erschossen. Die Polizei weigert sich, weitere Angaben zu machen.«
»Aha«, sagte Carl leichthin und stand auf. »Danke für die kleine Plauderei und vielen Dank für das Getränk. Ich kann mir vorstellen, daß Don Tommasos Bande in Castellammare Gaetano Mazzaras Konkurrenzfirma überfallen hat.«
Carl war schon auf dem Weg zum Ausgang, als Åke Malm zu seiner letzten Frage ansetzte.
»Besteht noch Hoffnung, unsere Schweden freizubekommen?
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