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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Schweigend luden sie ihre Ausrüstung um, verstauten alles und räumten sämtliche Karten und Skizzen weg, bevor sie sich in den hinteren Salon setzten. Carl hatte immer noch Hunger. Er machte sich ein Butterbrot, nachdem er die anderen fragend angesehen und ein Kopfschütteln zur Antwort erhalten hatte. Dann holte er eine Flasche Whiskey und drei Gläser hervor.
    »Der militärische Teil der Operation dürfte jetzt beendet sein«, erklärte er und schenkte ein. »Zumindest, was euch betrifft.«
    Er hob das Glas.
    »Vielen Dank für den außerordentlichen Einsatz heute abend. Nichts hätte besser laufen können«, sagte er. Während sie schweigend tranken, bedachte er, daß einige Dinge entsetzlich viel schlechter hätten laufen können. In der Erinnerung flimmerte plötzlich das Bild dieser zwei quengelnden Kinder und der Frau auf, die vielleicht ihre Mutter gewesen war.
    »Und was dich betrifft?« platzte es plötzlich aus Åke Stålhandske heraus.
    Carl hatte fast schon vergessen, was er eben noch gesagt hatte, und mußte nachdenken, bevor er antwortete.
    »Nun, was mich betrifft, sollte es jetzt auch vorbei sein«, begann er nachdenklich. »Ich glaube es wenigstens. Zwar werde ich diese andere Mafia-Bande in Palermo auf die Palme bringen, so daß ich mich eine Zeitlang unsichtbar machen muß. Aber das müßte gutgehen. Morgen kommt für Don Tommaso der Augenblick der Wahrheit. Das wird spannender.«
    »Und wenn Don Tommaso wütend wird und sich weigert?« fragte Luigi weich, als schämte er sich fast, einen Einwand zu äußern.
    »Dann fliegt morgen nacht seine Raffinerie in Purgatorio in die Luft«, erwiderte Carl gemessen. Sie hatten diese Möglichkeit schon durchgesprochen. »Außerdem kann er nicht wissen, welche weiteren Teufeleien uns noch einfallen. Vier schwedische Menschenleben dürften für ihn die billigste Möglichkeit sein, sich freizukaufen.«
    »Und wenn sie die Raffinerie nun heute nacht evakuieren?«
    wandte Åke Stålhandske ein.
    »Glaube ich nicht«, entgegnete Carl und schüttelte lächelnd den Kopf. »Inmitten all der Feuerwehr und Streifenwagen, die im Augenblick kreuz und quer durchs Dorf fahren? Es dauert ja einige Zeit, ehe sie erfahren, daß es kein Unglück war, und dann herrscht Tageslicht. Damit ist es zu spät.«
    »Okay, General Schwarzkopf. Wir scheinen die Lage unter Kontrolle zu haben«, sagte Åke Stålhandske und nickte grübelnd.
    »Das war nicht lustig, überhaupt nicht lustig«, sagte Carl. Er stand hastig auf, riß ein Kissen an sich und ging in Richtung Vorpiek.
    »Verzeihung«, sagte Åke Stålhandske und kniff die Augen zusammen. Er sah aus, als wollte er sich die Zunge abbeißen.
    »Weckt mich, falls ich verschlafe. Luigi und ich sollten morgen in Richtung Trappeto«, murmelte Carl, bevor er seine Tür hinter sich zuzog.
    Luigi blickte Åke Stålhandske fragend an, doch dieser lächelte nur verlegen und schüttelte leicht den Kopf.
    »Nicht sonderlich lustig, nein, wirklich nicht«, erklärte er.
    »Sonst ist er so, wie soll ich sagen, ich meine, er kann jederzeit schlafen. Aber das willst du sicher nicht, jedenfalls jetzt nicht. Ich übrigens auch nicht. Darf es noch ein Whiskey sein?«
    Luigi zögerte, schüttelte aber schließlich den Kopf.
    »Zier dich jetzt nicht so, es ist erlaubt. Es ist nach Dienstschluß«, lachte Åke Stålhandske und schenkte in beide Gläser ein.
    Åke Malm hatte fast drei Stunden in der Hotelhalle auf der Lauer gelegen, als Carl auftauchte. Dieser war verschwitzt, als wäre er gelaufen, und hatte als Gepäck nur eine Aktentasche bei sich. Åke Malm erhob sich von seinem verdeckten Platz neben einer der mächtigen Säulen und versuchte, sich unbemerkt anzuschleichen, um eine Frage stellen zu können. Es schien gutzugehen. Er erreichte Hamilton gerade in dem Augenblick, in dem dieser seine Sonnenbrille abnahm und die Anmeldung auszufüllen begann.
    »Ich kann keine Fragen beantworten«, sagte er, als Åke Malm ihn erreicht hatte und überrascht zu haben glaubte.
    »Ich möchte dir ein Foto zeigen«, sagte Åke Malm zu dem abgewandten Carl und wechselte blitzschnell die Taktik. Die überrumpelnde Frage, die er hatte stellen wollen, würde Carl jetzt nicht mehr überraschen. Åke Malm konnte nicht verstehen, daß Hamilton ihn gesehen hatte. Er hatte schließlich keine Augen im Nacken.
    »Was für ein Foto?« fragte Carl, ohne sich umzudrehen.
    »Von einem abgeschnittenen Kopf«, erwiderte Åke Malm. Er begann, sich angesichts von Hamiltons

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