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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Sprengstoffvorrat entzündet. Carl ging auf, daß er es sehr eilig hatte. Er kippte seinen Gefangen über die Mauer und setzte ihn auf der anderen Seite aufrecht hin, warf seine Maschinenpistole daneben und rannte kauernd in der Hitze zu dem Mann, den er erschossen hatte. Er drehte ihn um und nahm ihm die Schrotflinte weg, die er bis in den Tod krampfhaft festgehalten hatte. Dann lief Carl ein paar Meter weg und erschoß seinen Gefangenen. Er traf ihn mitten in der Brust. Dann warf er die Schrotflinte neben den Toten, dem er sie weggenommen hatte, lief zu dem Gefangenen zurück, kauerte sich hin und vergewisserte sich, daß der Mann tot war. Der Schuß war ein Volltreffer gewesen, da gab es keinen Zweifel.
    Carl richtete sich auf und lauschte einige Augenblicke, bevor er mit der Arbeit fortfuhr. Noch war nichts zu hören, doch es war erst eine Minute vergangen.
    Er hob die Maschinenpistole auf und drehte das Magazin heraus. Er entnahm ihm einige Patronen und stempelte sie mit den Fingerspitzen des Toten, steckte die Patronen wieder ins Magazin und wiederholte den Vorgang mit der Waffe. Dann kontrollierte er, daß er sie nicht aus Versehen gesichert hatte und legte sie neben den Füßen des Toten auf die Erde.
    Er lauschte wieder. Immer noch keine alarmierenden Laute außer dem Knistern und dem Brüllen des Feuers. Alles andere war gespenstisch still, als wäre nichts geschehen. Irgendwo weit weg hörte er eine Nachtigall und staunte, daß sie um diese Jahreszeit noch sang.
    Dann verstaute er seine Ausrüstung im Rucksack, suchte den Erdboden in der Umgebung sorgfältig ab, verwischte die Abdrücke, wo sie gesessen hatten, und begann sich langsam und leise zu entfernen. Jetzt kam es darauf an, ständig nach allen Seiten Ausschau zu halten und zu lauschen. Mit dem Losrennen konnte er warten, bis er die andere Seite der bemerkenswert verkehrsarmen Straße erreicht hatte.
    Oben in Purgatorio mußten sie die Explosionen gehört haben. Es war unbegreiflich, daß sie immer noch nicht reagiert zu haben schienen.
    Åke Stålhandske hatte ähnliche Beobachtungen gemacht. Sobald er seinen zweiten Schuß abgefeuert und die Wirkung des Treffers notiert hatte, nahm er sein Granatengewehr auseinander und entfernte sich im Laufschritt von seiner Position. Er lief quer über den Berghang, um rechtzeitig verschwinden zu können, bevor Leute aus dem Dorf angerannt kamen. Als er die asphaltierte Straße erreichte, hielt er inne und lauschte kurz, bevor er langsam die Straße überquerte. Im Dunkeln sind schnelle Bewegungen besser zu erkennen als langsame.
    Als er auf der anderen Seite ein Stück in den schütteren Wald hineingekommen war, blieb er kurz stehen und lauschte erneut. Es war noch zu früh, Carl über Funk zu rufen, aber da er nichts von ihm gehört hatte, gab es offenbar keine Probleme. Åke begann in Kompaßrichtung zu gehen und gab sich mehr Mühe, leise zu gehen, als Zeit zu gewinnen, da er Carl um einiges voraus sein mußte. Er schwitzte heftig nach dem ersten Lauf, und der Wind brachte keine Kühlung.
    Er kam an einer Stelle an die Küste, an der es viel zu steil war, um den Abstieg zu wagen. Nun mußte er in einem Halbkreis weiterlaufen, bevor er erneut in Richtung See gehen konnte. Als er noch dreißig Meter bis zum Strand hatte, setzte er sich in ein Gebüsch, zog das Funkgerät aus der Tasche und rief Luigi. Dann nannte er seine Position. Luigi saß da draußen in der Dunkelheit schon im Schlauchboot und teilte mit, er komme jetzt zum Treffpunkt.
    Carl kam in dem Augenblick an, in dem Luigi mit dem Schlauchboot auf den Strand zuhielt. Erst da hörten sie in der Ferne Sirenengeheul. Inzwischen mußte mehr als eine halbe Stunde vergangen sein, etwa so, wie sie berechnet hatten.
    Der unzugängliche Strand war völlig menschenleer, und sie spürten schon in dem Moment, in dem sie in das Schlauchboot kletterten, daß alles vorbei war. Dann stritten sie sich darum, wer paddeln durfte. Es gab nämlich nur zwei Paddel.
    »Wie ist es gelaufen?« flüsterte Luigi, als sie hundert Meter vom Land entfernt in den stürmischen Wind gerieten. Sie mußten schon jetzt von der Dunkelheit verschluckt und außer Hörweite sein. Da keiner der beiden etwas gesagt hatte, war ihm klar, daß alles so gegangen war, wie sie es gedacht hatten, aber das Schweigen begann ihm auf die Nerven zu gehen.
    »Befehlsgemäß«, flüsterte Åke Stålhandske zurück.
    Sie hatten Rückenwind zum Segelboot und erreichten es in einer Viertelstunde.

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