Unternehmen Vendetta
als Zeuge über Ihre Morde aussagen.«
»Eben, genau«, sagte der General scharf, »und das darf einfach nicht sein. Das gibt einen Skandal. Allerdings wird man mich freisprechen und Ihnen auch dafür die Schuld geben. Sie gehen für zwanzig Jahre in den Knast. Und, wie gesagt, Ihre jungen Mitarbeiter ebenfalls.«
»Schon möglich, aber das ist es nicht, was Sie mir vorschlagen wollen, General. Bei allem Respekt, aber welche Alternative wollen Sie mir anbieten, die ich nicht ablehnen kann?« fragte Carl, der sich plötzlich sehr müde fühlte oder alles zutiefst satt hatte.
»Sie treten heute bei einer Pressekonferenz auf, am liebsten mit einer der befreiten Geiseln. Sie übernehmen für einen Teil dessen, was geschehen ist, die Verantwortung, für einiges andere nicht. Sie beschreiben in etwas unscharfen Formulierungen, wie Sie bei der Mafia einen Bürgerkrieg ausgelöst haben und sie gezwungen haben, die Geiseln freizulassen. Dabei betonen Sie mit Entschiedenheit, wie wichtig es ist, der Mafia gerade auf diese Weise entgegenzutreten. Verstehen Sie?«
»Ja«, erwiderte Carl leise, »ich glaube schon. Sie wollen eine politische Botschaft übermitteln, nämlich wie wichtig es sei, die Mafia mit Gewalt zu bekämpfen. Wenn ich diese Botschaft öffentlich vortrage, gehen meine Mitarbeiter und ich straffrei aus, sonst gehen wir in den Knast. Netter Vorschlag.«
»Keine Ironie, wenn ich bitten darf«, schnaubte der General.
»Führen Sie die Schlußphase befehlsgemäß durch und finden Sie sich heute abend in Rom ein!«
»Zu Befehl. Aber wie soll ich diese letzte Explosion erklären? Wir haben keine Hellfires.«
»Sie haben Granatengewehre verwendet. Es kam zu einem Endkampf. Sie wurden beschossen und haben das Feuer erwidert. Es wird keine technische Untersuchung stattfinden, bei der festgestellt werden könnte, welchen Typ von Granatengewehr Sie verwendet haben. Die Wirkung hat sich ja schon an anderer Stelle sehr deutlich gezeigt. Aber was Sie auch tun, geben Sie nur Tötung in Notwehr an. Alles andere ist auf Mafiosi zurückzuführen, die sich gegenseitig überfallen haben. Viel Glück!«
Der General gab ihm kurz die Hand, setzte sich den Helm auf und kletterte in den Hubschrauber, dessen Rotor sofort zu surren begann. Carl sprang zur Seite, um nichts von dem aufgewirbelten roten Staub abzubekommen, und ging dann langsam zu den wartenden Schweden zurück.
»Was zum Teufel ist eigentlich los?« wollte Åke Stålhandske wissen, offensichtlich im Namen aller Anwesenden.
»Die italienischen Streitkräfte waren der Meinung, wir würden das Finale nicht aus eigener Kraft schaffen. Da haben sie ein wenig übertrieben«, erwiderte Carl, der sich plötzlich einer kommenden Komplikation bewußt wurde. Er beschloß aber, diese Sache vorerst auf sich beruhen zu lassen.
»Rein in den Wagen«, sagte er. »Jetzt fahren wir nach Hause.«
Sie drängten sich alle in den Wagen, und Luigi setzte sich ans Lenkrad.
»Welchen Weg soll ich nehmen? Besteht die Gefahr einer unwillkommenen Begegnung?« frage er.
»Nein, es besteht keine Gefahr«, erwiderte Carl und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Augenbrauen. »Nimm die Autobahn und fahr auf direktem Weg zum Hotel. Ich habe das Gefühl, daß einige von uns sich rasieren, baden und frische Kleidung anziehen müssen. Wir sollten übrigens noch ein paar Sachen besorgen. Wenigstens habe ich die Pässe der Herren, damit wir uns nicht mit der Bürokratie herumplagen müssen.«
Er verstummte eine Zeitlang. Angesichts der äußeren Umstände war er bemerkenswert düster. Dann drehte er sich zum Rücksitz um, zu den vier Fahrgästen, die sich immer noch erstaunlich still verhielten.
»Es dauert nicht mehr lange, dann liegt jeder von euch in einer Badewanne«, begann er. »Ich nehme an, daß ihr auch zu Hause anrufen wollt. Wir haben euch für eine Maschine gebucht, die gegen zwei nach Stockholm fliegt. Zwischenlandung in Mailand. Am frühen Abend seid ihr zu Hause.«
Er drehte sich um, ohne irgendwelche Kommentare zu erwarten. Dann nahm er sein Telefon und rief Da Piemonte, den er aus dem Schlaf riß, zu Hause an.
»Guten Morgen. Verzeihen Sie, daß ich störe. Die vier befreiten Geiseln sind jetzt auf dem Weg ins Hotel. Berechnete Ankunftszeit in weniger als einer Stunde. Zimmer sind gebucht. Wir brauchen Bewachung, bis sie das Land verlassen können, was mit der Zwei-Uhr-Maschine nach Mailand geschieht.«
»Gratuliere, aber ich möchte noch mit Ihnen sprechen, bevor Sie
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