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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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mich mit den Geiseln zurück, und Sie gehen wieder zu Ihrem Wagen. Unser beider Schützen behalten uns im Auge und die Nerven unter Kontrolle. Das dürfte am praktischsten sein. Oder haben Sie einen anderen Vorschlag?«
    »Ja«, erklärte Don Tommaso mit dumpfer Schwere in der Stimme. »Angesichts Ihrer Treffsicherheit und der Ihrer Kollegen befinde ich mich mit meinen Leuten in einer schwierigen Lage, wenn wir beide wieder bei unseren Wagen sind und Sie die Geiseln in sicherer Verwahrung haben.«
    »Trauen Sie mir nicht, Don Tommaso?« lachte Carl.
    »Sie wissen selbst, wie es mit Versprechungen ist, wenn viele Personen beteiligt sind«, entgegnete Don Tommaso mit hartnäckiger Griesgrämigkeit, die deutlich erkennen ließ, daß er nicht nachgeben wollte.
    »Können die Geiseln gehen?« fragte Carl.
    »Nein, sie müssen geführt werden. Sie tragen Kapuzen oder Augenbinden. Na ja, Sie wissen, wie das gemacht wird.«
    »Na schön«, sagte Carl. »Dann machen wir es wie folgt. Einer Ihrer Männer führt die Geiseln zu uns. Sie und ich bleiben stehen. Sie geben Ihrem Mann Befehl, die Geiseln zu unserem Wagen zu bringen. Er kommt zurück. Dann gehen Sie beide zu Ihrem Wagen, während ich hier stehenbleibe. Ich bleibe stehen, bis Sie in Ihrem Wagen Platz genommen haben und losfahren. Wie gefällt Ihnen das?«
    »Gut«, erwiderte Don Tommaso und nickte. »Aber wollen Sie wirklich das Risiko eingehen, allein hier stehenzubleiben?«
    »Ja«, sagte Carl, »das ist kein großes Risiko, wenn Sie nur vernünftig bleiben. Falls Sie das Feuer eröffnen, dürfte der Abstand keine Rolle spielen. Sie werden mich vielleicht treffen, aber ein paar Sekunden später sind Sie erledigt. Kein gutes Geschäft. Weder für Sie noch für uns.«
    Don Tommaso nickte. Er hob ein weißes Taschentuch und winkte ein paarmal damit. Es dauerte ein wenig, dann ging die Seitentür des Dodge-Busses auf. Zwei Mann mit Maschinenpistolen über der Schulter sprangen heraus und halfen vier Personen beim Aussteigen. Diesen schienen die Hände auf dem Rücken gefesselt zu sein, und sie trugen Augenbinden. Man schnitt ihnen ihre Handfesseln auf, zog ihnen unsanft die Knebel aus dem Mund und sorgte dafür, daß sie gehen konnten. Carl blinzelte intensiv in die Dunkelheit, sah aber nichts, was darauf hindeutete, daß es sich um unechte Gefangene handelte. Außerdem hatten Luigi und Åke hinter ihm alles in ihren Zielgeräten und würden einen Bluff schnell entdecken.
    Einer von Don Tommasos Männern ließ die Gefangenen hintereinander antreten. Sie mußten sich bei den Händen nehmen, worauf der Mafioso den ersten Schweden mit sich zog, so daß die anderen stolpernd folgten.
    Als die Prozession die halbe Strecke zurückgelegt hatte, erkannte Carl erleichtert Nils Gustaf Sandgren wieder. Dieser humpelte zwar bedenklich, schien aber sonst unversehrt zu sein. Als die Gruppe im Gänsemarsch Don Tommaso erreicht hatte, befahl er auf italienisch, sie sollten bis zu dem anderen Wagen weitergehen. Sein Mann an der Spitze schien protestieren zu wollen, wurde aber mit wenigen Worten zum Schweigen gebracht, die Carl wie saftige Verwünschungen vorkamen. Das taumelnde Gefolge setzte den Weg zu dem Citroën-Pick-up fort.
    Oberst Nils Gustaf Sandgren war jetzt eine entsetzliche Gewißheit gekommen. Sie sollten von einer Gangsterbande an eine andere verkauft werden. Derlei war in Italien gang und gäbe. Sobald jemand die Bezahlung für die Freilassung seiner Geiseln erhalten hatte, wurden diese zu Schlußverkaufspreisen weiterverkauft, und zwar an jemanden, der ebenfalls abkassieren wollte. Sandgren erkannte, daß sie sich an einem menschenleeren Ort befanden und daß sie auf einem trockenen, sandigen Weg geführt wurden, wahrscheinlich weit weg von der nächsten Ortschaft. Und der Verdacht wurde zu schreckensvoller Gewißheit, als der Mann, der sie in Empfang nahm, mit dem Lieferanten italienisch sprach. Im nächsten Augenblick wurden ihre Augenbinden abgerissen. Der Italiener dankte dem Lieferanten mit ein paar scherzhaften Formulierungen, die Nils Gustaf Sandgren nur zur Hälfte verstand, aber es ging dabei um den betrüblichen Zustand der Waren und einen »Rabatt« oder derlei. Im nächsten Augenblick trieb der Italiener, der ein Gewehr mit Zielfernrohr in den Händen hielt, sie alle zusammen und schob oder schleuderte sie fast in den Straßengraben.
    »Liegenbleiben! Wir sind vom Generalstab. Willkommen beim OP 5 und in der Freiheit, aber bleibt unbedingt liegen!« Die vier

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