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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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ausgesehen hatte, erwies sich in Wahrheit als Labyrinth, durch das sie nur mühsam weiterkamen. Die Ortschaften lagen eng beieinander, dazwischen kleine Flicken braun verbrannter Felder zwischen dem Ende einer Ortschaft und dem Beginn der nächsten. Alle Straßen schienen direkt durch die Dorfmitte zu gehen, und in jedem Dorf blieben sie in träge dahinkriechenden oder stillstehenden Autoschlangen stecken, in denen rechts und links kaum mehr als zehn Zentimeter Manövrierraum blieben. Überdies verfuhren sie sich immer wieder, da die eher willkürliche Beschilderung entweder auf die nächstgelegene Ortschaft verwies, die auf der Karte gar nicht zu finden war, oder auch nur eine ungefähre Richtung angab, in der eine weit entfernte Stadt zu erreichen war. Carl fuhr unter zunehmender Irritation. Joar war begeisterter und hielt von Zeit zu Zeit kurze Vorlesungen über kleine Städte oder Dörfer, die sie passierten oder die den Straßenschildern zufolge in der Nähe zu finden waren. Die Landschaft war bergig. Manchmal sahen sie weit unten in irgendeiner Straßenbiegung einen Zipfel vom Meer.
    Torretta sah nach nichts aus. Im Grunde war es nicht mehr als eine einzige, von Autos verstopfte Hauptstraße mit Reihen geschlossener Fensterläden. Joar zufolge hatten die Carabinieri jedoch vor ein paar Jahren bei einer Großrazzia im Dorf bemerkenswerte Funde gemacht. Es stellte sich heraus, daß sich hinter den einfachen Fensterläden entweder ein völlig verlassenes Haus verbarg oder aber ein verblüffender Luxus mit goldenen Wasserhähnen in Badezimmern, die mit Carrara-Marmor ausgelegt waren, mit echten Teppichen und Kunstschätzen für Millionenbeträge. Die Familien des Dorfs, die nicht dem organisierten Verbrechen angehörten, hatte man einfach nur freundlich, aber bestimmt gebeten, aus dem Dorf auszuziehen, und niemand hatte protestiert. Der Rest des Dorfs, vor allem die Frauen, waren in den Heroinschmuggel nach New York eingebunden worden. Jede Frau hatte einen Spezialgürtel nähen müssen, den man unter dem Kleid tragen konnte. Er bot genug Platz für ein paar Kilo Heroin. Anschließend hatten die Frauen in Parfüm gebadet, um die Drogenhunde auf dem Kennedy Airport zu täuschen. Alles war gutgegangen, bis eine Frau derart übertrieben hatte, daß die Parfumwolke noch in zehn Meter Entfernung zu riechen war.
    Ein paar hundert Frauen, die pro Jahr drei oder vier Verwandtenbesuche in New York machten und jedesmal rund drei Kilo reines Heroin einführten, da brauchte man nur zu rechnen. Die Frauen erhielten einen einwöchigen kostenlosen Aufenthalt in New York und dazu etwa fünfzigtausend schwedische Kronen pro Besuch - eine Million oder zehn Millionen Lire?
    Montelepre und Partinico waren Dörfer, die mit dem Namen des letzten großen Banditen Giuliano verknüpft waren. Dieser war mit der Mafia in Konflikt geraten und ermordet worden, nachdem Freunde ihn verraten hatten.
    Carl entdeckte schließlich ein grünes Straßenschild, auf dem behauptet wurde, die Autobahn liege in der angegebenen Richtung. Carl machte der Exkursion entschlossen ein Ende, und kurz darauf kühlte sie der Fahrtwind durch die zerschlagene Seitenscheibe, obwohl sie den lauten Windzug in Kauf nehmen mußten.
    Am Flugplatz waren die Autovermietungen gerade dabei, über Mittag zu schließen. Während einer so unwahrscheinlichen Zeit wie der dreistündigen sizilianischen Mittagspause wurden ohnehin keine Maschinen erwartet. Joar und Carl schafften es mit knapper Not, einen neuen Wagen zu erhalten. Auch hier wurden Autoaufbrüche als etwas völlig Normales angesehen, und sobald sie ihre von der Polizei ausgefüllten Formulare und Carls Kreditkarte vorgelegt hatten, wurde ein neuer Alfa Romeo vorgefahren. Sie erhielten den Rat, sich nach Möglichkeit um einen Garagenplatz zu bemühen, falls sie in Palermo wohnten, sonst würde der ständige Wagenwechsel ihnen irgendwann unnötigen Ärger machen.
    Sie hatten sich verspätet. Zumindest schien es so, da sie bisher nur sechs Zentimeter auf der Karte zurückgelegt hatten, so daß bis Castellammare noch mindestens die gleiche Entfernung blieb. Und obwohl die Entfernung kaum mehr als ein paar Dutzend Kilometer zu sein schien und sie noch eine halbe Stunde Zeit hatten, trat Carl sofort aufs Gaspedal, als sie wieder auf der Autobahn waren.
    Infolge der hohen Geschwindigkeit, die sie von dem restlichen Verkehr unterschied, entdeckten sie fast gleichzeitig, daß sie verfolgt wurden.
    »Ruf diesen Rittmeister an

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