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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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beschäftigten sich kaum mit derlei. Wo sollte es passiert sein? In Mailand?
    Nein, dafür konnte jede beliebige Gangsterbande verantwortlich sein. Es gab keinen Grund, diese Sache ausgerechnet mit Sizilien in Verbindung zu bringen, da Entführung in Italien ein recht umfangreiches und großes Geschäft ist. Und eine sogenannte Mafia gab es nicht nur auf Sizilien, sondern auch hier und da auf dem Festland. In dem gebirgigen Kalabrien hatte die Natur eine große Zahl natürlicher Höhlen entstehen lassen, und diese Höhlen wurden relativ häufig von italienischen Entführungsopfern bewohnt, nämlich mehreren hundert pro Jahr. Auf Sardinien war es ähnlich. »Das mit Sizilien«, erklärte Åke Malm, »das ist doch nur etwas, was Expressen , Verzeihung, ich darf die ja nicht erwähnen, erfunden hat, damit sich die Schweden an das erinnert fühlen, was sie im Kino gesehen haben.«
    Er sagte jedoch zu, sofort mit der Arbeit zu beginnen. Åke Malm rieb sich die Hände, nachdem er aufgelegt hatte. Vor einem Jahr hatte er Aftonbladet eine ganze Artikelserie über die Entführungskultur in Italien angeboten, doch man hatte ihm geantwortet, in Schweden interessiere sich kein Hund dafür, ob diese Dagos einander gegenseitig entführten, vor allem nicht der »Durchschnittsleser«, für den das Blatt angeblich geschrieben, gedruckt und vertrieben wurde.
    Jetzt sah es anders aus. Er brauchte die Artikelserie nur noch einmal durch den Computer zu jagen, um einige Zahlen zu aktualisieren und Jahreszahlen zu verändern; ein technisches Spiel, das ihm Spaß machen würde. Er fühlte sich versucht, sofort damit zu beginnen.
    Anständigerweise mußte die eigentliche Nachrichtenarbeit jedoch vorgehen. Er mußte etwas herausfinden, bevor Rom über die Mittagszeit zumachte. Und während der Mittagspause konnte er seine alte Serie etwas aufpeppen, ein paar Varianten erarbeiten und sie an fast sämtliche Blätter zu Hause schicken.
    Doch zunächst ging es um die beiden Direktoren Hansson und Carlemar und die Frage der »sizilianischen Mafia«.
    Er rief zunächst die schwedische Botschaft an. Diese bestätigte, zwei schwedische Staatsbürger seien unter Umständen verschwunden, die darauf hindeuteten, daß sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen seien. Die Angelegenheit sei den entsprechenden italienischen Behörden übergeben worden, und die Botschaft verfolge mit Interesse die weitere Entwicklung, und so weiter.
    Auf die Frage, ob es einen Grund für die Spekulationen von Expressen gebe, die darauf hinausliefen, daß die Sache etwas mit Sizilien zu tun habe, erhielt Åke Malm unverständliche, wolkige Antworten, die trotz allem als ein Ja gedeutet werden mußten. Das war alles, was die Botschaft mitteilte.
    Er rief eine Sekretärin an, die im staatlichen Komitee für den Kampf gegen die Mafia saß und die er recht gut kannte. Es war ein Volltreffer. Ja, es stimme. Ja, es handle sich ohne Zweifel um Entführung. Ja, es gebe Grund zu der Annahme, daß die Spur nach Palermo führe.
    Das waren aufmunternde Neuigkeiten. Wenn es eine von der kalabrischen N’drangheta ausgeführte Entführung gewesen wäre, also eine typische Entführung, wäre die Story zu Hause in Schweden nicht so interessant gewesen wie jetzt, da es offenkundig und tatsächlich um Sizilien ging. Ausgezeichnet!
    Der nächste Kontakt, den er auf seinen Bildschirm zauberte, war jemand, der in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Regionalparlaments von Palermo arbeitete, ein gewisser Salvatore Parlagreco. Von dem erhielt er Namen und Telefon des Polizeichefs in Palermo. Dieser für eventuelle Ermittlungen auf Sizilien höchstrangige Verantwortliche war ein Oberst Da Piemonte in der Caserna Bonsignore, dem Hauptquartier der Carabinieri.
    Nachdem Åke Malm sich vorgestellt und sein Anliegen erklärt hatte, hörte sich die Stimme am anderen Ende sowohl überrumpelt als auch vorsichtig an. Der Oberst fing sich jedoch recht schnell und machte eine Zeitlang Komplimente, weil Signor Malm ein so ausgezeichnetes Italienisch spreche, »denn das ist bei Schweden sonst wohl nicht üblich, zumindest nicht bei denen, die ich kennengelernt habe«.
    Åke Malm biß sich wie eine Kobra an der spitzfindigen Überlegung fest:
    »Haben Sie besondere Kontakte mit Schweden oder schwedischen Behörden in dieser Angelegenheit, Herr Oberst?« wollte er wissen.
    Die Stimme am anderen Ende wurde jetzt sehr vorsichtig. Er könne weder bestätigen noch dementieren, denn unsere Politik in solchen

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