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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Lachs mitten in Stockholm das Überleben ermöglichte.
    Peter Sorman hatte eine kurze Zeit in der Opposition verbracht. Ola Ullsten, der Chef der Liberalen, war damals in den Palast des Erbfürsten eingezogen und hatte Sorman angeboten, Botschafter im nordkoreanischen Pjöngjang zu werden. Das war ein böser Scherz gewesen, der bestraft worden war: Bei der Rückkehr an die Macht hatte man Ola Ullsten ein paar Jahre in Quarantäne gehalten, bevor er seinen Botschafterposten erhielt. Jetzt saß dieser Taugenichts in Rom, da es üblich war, besiegten Parteiführern anständige Jobs anzubieten, also nicht Pjöngjang, sondern Rom und ähnliches. Etwa so wie bei untauglichen Ministern.
    Die beiden Sicherheitsbeamten hatten Peter Sorman in die Mitte genommen und taten ihr Bestes, um Aufmerksamkeit zu erregen. Sie trugen weite Jacken, um ihre Waffen zu verbergen, Jacken, die für die Sommerwärme viel zu dick waren. Einer hatte sich sogar eine dunkle Pilotenbrille aufgesetzt. Sie sagten nichts, traten aber auf der Stelle und bewegten sich unruhig, als könnten sie ihr Unbehagen so vermitteln.
    Es gelang auch. Peter Sorman zuckte die Achseln und ging dann schnell die hundert Meter zum Haupteingang des Außenministeriums. Auf dem Weg zu seinem Zimmer hängte er irgendwo die beiden Leibwächter ab. Er hatte nicht einmal gemerkt, an welcher Stelle. Das ist doch irgendwie pervers, dachte er, aber die beiden sind ja fast zu einem Teil meines Lebens geworden, so selbstverständlich, daß ich gar nicht mehr an sie denke.
    Seine Sekretärin kam ihm schon in der Tür entgegen. Es war ihr anzusehen, daß etwas geschehen war.
    »Es darf sein, was es will, aber nichts mit unseren Geiseln«, murmelte Peter Sorman lächelnd, als er sein großes helles Amtszimmer mit der Einrichtung aus dem achtzehnten Jahrhundert betrat. Seine Sekretärin blieb in der Tür hinter ihm abrupt stehen. Er merkte es erst, als er sich in seinen Stilbruch fallen ließ, den modernen Schwingsessel aus schwarzem Leder mit Chromgestell, der inmitten der Rokokomöbel wie ein Protestschrei wirkte.
    »Was ist?« fragte er mit gerunzelter Stirn.
    »Der Generalstab, Kapitän zur See Samuel Ulfsson. Er hat schon viermal angerufen, und es geht, glaube ich… ja, um die Geiseln«, erwiderte sie unsicher, als hätte sie etwas falsch gemacht.
    »Verbinde mich mit ihm«, erwiderte Sorman kurz. Er lehnte sich in den Sessel zurück, studierte den Stuck an der Decke und beschloß, nichts zu glauben oder zu erwarten und auch keine Angst vor etwas zu haben, da er es ohnehin gleich erfahren würde.
    Es läutete nur Sekunden später.
    Was Samuel Ulfsson zu sagen hatte, waren außerordentlich schlechte Nachrichten.
    »Einer unserer nach Sizilien entsandten Männer, Hauptmann Joar Lundwall, ist heute morgen in Palermo erschossen worden, offenbar auf offener Straße. Fregattenkapitän Hamilton ist unverletzt und versucht, soviel wir wissen, die sterblichen Überreste Hauptmann Lundwalls schon heute nach Hause zu bringen. Fregattenkapitän Hamilton hat den Wunsch geäußert, das Außenministerium möge darauf verzichten, die einzige Angehörige zu benachrichtigen, Lundwalls Mutter, da Hamilton offenbar vorhat, sie noch heute abend aufzusuchen. Das ist die Lage. Mehr wissen wir im Augenblick auch nicht.
    Wir warten darauf, daß Fregattenkapitän Hamilton sich wieder meldet, denn wir haben ihn in den letzten Stunden nicht erreichen können. Sobald ein Kontakt hergestellt ist, werden wir sofort anrufen.«
    Peter Sorman ließ die Hand noch einige schwierige Augenblicke lang auf dem Hörer liegen, nachdem er aufgelegt hatte. Das sah nicht gut aus, ganz und gar nicht. Jetzt erhob sich die Frage, in welcher Reihenfolge was zu tun war.
    Er ließ das Telefon los. Der Ministerpräsident stand jetzt ohnehin auf irgendeinem Marktplatz herum und versicherte, Schweden werde untergehen, wenn es im September einen Regimewechsel gebe.
    Sorman schaltete die Gegensprechanlage ein und erfuhr von seiner Sekretärin, daß sich der Außenminister im Haus befand und sich soeben von einer Delegation der Vereinigten Arabischen Emirate verabschiedet hatte. Etwa eine Minute später betrat Sorman das Zimmer des Außenministers. Dieser war ungewöhnlich guter Laune und fing gerade an, etwas Lustiges zu erzählen. Die Sicherheitsbeamten hätten sich ganz merkwürdig verhalten, da es ihre Schuldigkeit gewesen sei, Araber zu schützen, statt sich sozusagen gegen sie wehren zu müssen.
    »Es ist etwas Trauriges passiert,

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