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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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einem anderen Beamten des OP 5. Ihr solltet euch gemeinsam Schlüssel und Codes geben lassen, sie quittieren und dann das Material abgeben, das ihr holt, außerdem Dokumente und was immer ihr noch in der Wohnung findet, damit die beschlagnahmten Gegenstände erfaßt werden können. Ich habe zu dem Zweck Åke Stålhandske kommen lassen. Das erschien mir am geeignetsten.
    Diese Operation müßt ihr heute abend oder heute nacht durchführen, sobald du mit Beata bei Frau Lundwall gewesen bist. Es ist jetzt schon nach neun, so daß es allmählich eilig wird. Wenn ihr diesen Besuch hinter euch gebracht habt, mußt du sofort anrufen, da das Pressekommuniqué möglichst schnell raus soll.«
    Daß es dringend war, wurde jetzt noch dadurch unterstrichen, daß Beata hereinkam und erzählte, es sei ein aufgeregter Reporter vom Fernsehen am Telefon, von der Aktuellt-Redaktion, der bestätigt haben wolle, daß Hauptmann Joar Lundwall heute morgen von der Mafia ermordet worden sei. Der Reporter wolle Sam wegen eines Kommentars sprechen.
    »Was zum Teufel sage ich jetzt?« seufzte Sam und suchte Blickkontakt mit den beiden. Carl schien außer Reichweite zu sein. Er saß nur da und fixierte eine Stelle auf dem Fußboden.
    »Sag, daß es stimmt, daß wir aber dabei sind, jetzt die Angehörigen zu benachrichtigen, und daß sie den Namen nicht nennen dürfen, bevor wir das hinter uns haben«, schlug der Alte ruhig vor. »Ich meine, du kannst ja nicht lügen oder so tun, als hättest du keine Zeit, die Frage zu beantworten.«
    »Weiß Frau Lundwall, daß Joar in Palermo gewesen ist?« fragte Sam in Richtung Carl, der plötzlich zusammenzuckte, als wäre er ganz woanders gewesen.
    »Ich glaube nicht. Ich glaube, er hat ihr etwas von Rom gesagt, aber ich bin da nicht ganz sicher«, erwiderte Carl leise und blickte wieder zu Boden.
    Samuel Ulfsson riß den Hörer an sich und drückte auf den Knopf, um das Gespräch anzunehmen.
    Er tat genau das, was der Alte vorgeschlagen hatte. Er bestätigte alles und bat um Rücksicht auf die Angehörigen, die noch nicht benachrichtigt worden seien. Ein paar Sekunden später befand er sich mit den Fernsehfritzen in einer Verhandlung. Es lief darauf hinaus, daß Aktuellt ein Interview mit Samuel Ulfsson für die Sondersendung am nächsten Morgen erhalten würde, wenn die Reporter sich jetzt anständig zeigten und den Namen nicht nannten. Dann wäre Aktuellt auf jeden Fall als erstes Medium mit der Meldung da.
    Samuel Ulfsson ging seufzend auf alle Forderungen ein und brummelte etwas von Mafia-Methoden, als er auflegte.
    Carl nickte Beata kurz zu und stand auf.
    »Ich ziehe mich an und mache mich etwas frisch, bevor wir zu Joars Mutter fahren«, sagte er und verließ den Raum.
    Draußen auf dem Flur wartete Åke Stålhandske. Er hatte rote Augen, als hätte er geweint, und trug Uniform. Sie sahen sich an, sagten aber nichts und nahmen sich dann in die Arme. Carl hatte das Gefühl, ein großes Stück Granit anzufassen. Åke hatte das Gefühl, als hätte Carl alle Kraft verloren, als wäre er krank oder verwundet.
    Sie trennten sich behutsam und ließen die Hände auf den Oberarmen des anderen, sahen einander kurz in die Augen, als wäre dort eine Antwort zu finden.
    »Früher oder später mußte es einem von uns ja passieren«, flüsterte Åke Stålhandske.
    »Ja«, erwiderte Carl mit einem Kloß im Hals. »Früher oder später, und jetzt ist es passiert, und zwar Joar. Du mußt noch reingehen und einige Papiere abzeichnen. Wir sehen uns dann in etwa einer Stunde zu Hause bei Joar. Warte draußen.«
    Carl machte sich frei und ging zu seinem Zimmer, ohne sich umzudrehen. Åke blieb eine Weile stehen und sah ihm nach, bevor er eintrat und sich bei seinem höchsten Chef meldete.
    Carl öffnete seinen Panzerschrank und entnahm ihm einige Toilettenartikel, die er für alle Fälle dort aufbewahrte. Neben einer Tüte mit blauen Einwegrasierern lag seine Pistole. Sie war geladen und gebrauchsfertig. Auf dem Boden des Panzerschranks stand ein automatischer Karabiner.
    Carl zögerte lange, bevor er sich plötzlich nach der Pistole ausstreckte und sie eine Weile in der Hand wog. Ihm kam der Gedanke, daß ihn jetzt nur eine Sekunde vom Tod trennte. Er betrachtete den Hamiltonschen Wappenschild auf dem Kolben und legte die Waffe dann mit einer Grimasse des Abscheus zurück, nahm die Toilettenartikel an sich und ging zum Waschraum weiter unten im Korridor.
    Nachdem er sich rasiert hatte, kehrte er in sein Zimmer zurück,

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