Unternehmen Wahnsinn
leisten und fast jede Nuss
knacken.
Wenige Optionen sind gute Optionen
Es gibt noch eine Möglichkeit: Dass noch offen ist, was es zum Mittagessen gibt, dass aber schon einmal die Zutaten dafür eingekauft werden müssen, hat auch einen zentralen Vorteil, der clever genutzt werden kann. Mit jedem Schritt, der schon einmal gesetzt wird (mit jeder Zutat, die in den Einkaufswagen gelangt), reduziert sich die Anzahl der möglichen Rezepte drastisch. Komplexität verringert sich ganz erheblich, und das ist wunderbar für eine zum Handeln entschlossene Führungskraft. Wenn sie erst einmal loslegt, dann sind viele Optionen schon bald gar nicht mehr möglich – in der Regel sind es solche, die ihr ohnehin nicht geschmeckt hätten. Das Ziel muss sich dann danach richten, was überhaupt noch übrig bleibt an Möglichkeiten. Das ist der große Vorteil des Handelns. Vieles erübrigt sich von selber und kommt nicht mehr in Betracht.
So ergibt sich aus ein und derselben Unlogik durchaus Unterschiedliches: Einmal werden zahlreiche potentielle Lösungen durch schnelles Losstürmen schon frühzeitig verunmöglicht, ein anderes Mal werden gigantische Kräfte (an Geld, Kreativität, Arbeitsstunden, Nerven) verschleudert, weil es über Wochen und Monate ein Hin und Her zwischen 17 Optionen gibt. Oder: Jede Initiative kann abgebügelt werden von denen, die entweder kein Interesse daran haben oder die sich nicht aus der Ruhe bringen lassen wollen – stets mit dem Verweis darauf, dass »die Rahmenbedingungen« noch nicht klar bzw. »von oben« nicht freigegeben sind. Sobald die entsprechenden strategischen Entscheidungen gefallen seien, würde man zur Tat schreiten. (Das wird natürlich in dieser Dekade nicht mehr der Fall sein). So hat alles seine guten Seiten. Ein jeder, wie er’s gerne hätte.
Noch einmal zur Erinnerung: eine gemeinsame Suchbewegung, um Entscheidungen in schwierigen Fragen zu treffen und das damit einhergehende Risiko zu tragen, ist etwas kategorial anderes.
Es gibt sie noch, die gute alte Logik
Nicht jede Form von Logik ist verloren gegangen. Keineswegs. Im Windschatten des Phänomens der logischen Umkehrung in grundlegenden Fragen gedeihen nach wie vor kleine, feine Ursache-Folge-Ketten in nachgelagerten Themen. Sie basieren auf Erfahrung, sind tauglich für den Businessalltag und folgen dem klassischen Wenn-dann-Schema. Weit verbreitete Beispiele solcher Sekundär-Logiken sind sämtliche Varianten von: Tust du mir nichts, tue ich dir nichts.
Oder kommunikationstechnisch gesprochen: Je wichtiger eine Sache, desto lustiger das Geplauder im Vorfeld, desto später wird sie angesprochen. Aber auch: nicht zu freundlich sein, das gilt in bestimmten Kreises als Unterwerfungsgeste.
Relevant für die Karriereplanung kann auch diese Logik sein: Ich darf nicht zu gut sein, sonst komme ich von der Position hier nie weg. Und dies hier ist ein Präsentationslogikklassiker: »Give me something to hate«, was so viel heißt wie: Die ersten drei präsentierten Versionen eines Konzepts werden eh immer zerrissen, es heißt also, den selber präferierten Vorschlag so lange unter Verschluss zu halten, bis die Mordlust der Entscheider gestillt ist.
Nicht zuletzt gilt natürlich die ewige Teamzusammenstellungs-Logik: Verlange ich zehn Leute, bekomme ich fünf, also verlange ich 20. Sollte ich überraschenderweise 20 bekommen, steckt dahinter sicher auch eine Logik. Dann wollte der Budgetgeber zum Beispiel meinem Kollegen eins auswischen und hat seine zehn gestrichen. Dass ich nun doppelt so viele Leute beschäftigen muss, ist unpraktisch, aber verschmerzbar, bedenklicher stimmt mich, dass der Kollege auf Rache sinnen wird. Das kann dann teuer werden. Logisch.
8 Phil Rosenzweig: The Halo-Effect … and the Eight Other Business Delusions That Deceive Managers . Simon & Schuster Inc. 2007.
Symptom 6: Sprachperversionen
Es treten auf: exzessives War-Wording, emotionale Beschwörungen und Vokabeltabus
Es wird viel geredet in den Unternehmen. Je höher die Hierarchiestufe, desto weniger wird geschwiegen oder geschrieben. Der Tag besteht aus nahtlos aneinandergereihten Redeanlässen: Absprachen, Rücksprachen, Telefonate, Verhandlungen, Meetings, Gespräche am Rande des Meetings, Ansagen, Statements usw.
Dass die Sprache ein Eigenleben führt und nicht notwendig das bedeutet, was sie behauptet, ist bekannt. Dennoch leiden die meisten von uns an der tradierten Vorstellung, dass, was gesagt wird, irgendwie auch etwas mit der
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