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Unternehmen Wahnsinn

Unternehmen Wahnsinn

Titel: Unternehmen Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresia Volk
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des Folgens.
    Irreal: die Sehnsucht nach Führung
    Wenn wir alle uns auf einen globalen Konsens einigen können, dann wohl auf den der Orientierungslosigkeit: Es ist den meisten von uns eher unklar, wohin die Reise von Organisationen und den Menschen in ihnen geht, wie lange sie dauert, was morgen passiert und vor allem: an wen ich als Einzelner mich überhaupt noch halten kann?
    Das aktuelle Führungspersonal jedenfalls – eigentlich ja prädestiniert für die Rolle der Orientierungsgeber – steht heute stark in der Kritik. Weit verbreitet sind das Herumgenörgel an Managern, die Beschwörung guter alter Zeiten und die Glorifizierung ehemaliger, charismatischer Führungsfiguren (zum Beispiel Helmut Schmidt, den zu seinen Amtszeiten eigentlich niemand charismatisch genannt hat). Bisweilen verstärkt sich das Genörgel zum regelrechten Manager-Bashing und zu Frontalangriffen auf Führungsunfähigkeit, die pikanterweise nicht selten von Ex-Managern geritten werden. 21 Vor diesem Hintergrund ist auch wenig verwunderlich, warum es solche Massen an Literatur gibt, die neue Formen und Typen der Führung präsentieren bzw. predigen. Von lateral bis virtuell, von den putzigsten Führungsmethoden (orientiert an Mäusen oder Delfinen) bis zum postheroisch-kreativen Mega-Executive. Der moderne Leadership-Buch-Markt boomt. Zusammen mit den entsprechenden Beratungs- und Seminarangeboten werden jährlich Milliarden umgesetzt.
    Charakteristisch für die gesamte Führungsliteratur ist: Es geht immer nur um die Frage: Was ist gute Führung? Was soll einer oder eine tun, können und sein? So gut wie nie lautet die Frage: Welche Kontexte und Konstellationen bringen welche Art Führung hervor? Das Thema wird komplett durchpersonalisiert. Nicht von Interesse scheinen die Themen Ausgleich, Begrenzung, Kontrolle, Kontexte von Führung zu sein. In der amerikanischen Verfassung mit ihren »Checks and Balances« oder im deutschen Grundgesetz mit seiner föderalen Grundstruktur spielen genau diese Kontexte noch eine Rolle – nicht aber in den immensen Mengen der Leadership-Literatur für Manager.
    Zeig dich, Held!
    Stattdessen werden Hoffnungen in neue messianische Führungsfiguren geschürt. Barack Obama ist der erste Mensch und Politiker, der den Friedensnobelpreis dafür bekommen hat, dass er die Hoffnung auf Erlösung, auf eine bessere, friedlichere Welt oder was auch immer personifiziert. Peter Sloterdijk raunt in seinem neuesten Buch 22 von der Sehnsucht nach Leitbildern und Helden, »die noch etwas von der Aura ihrer Vorgänger in sich tragen, den Wundermännern archaischer Zeiten, den Zauberern und magischen Diplomaten, die mit den Kräften und Dämonen verhandeln.« Neben diesem magisch-religiösen gibt es auch einen Entertainment-Aspekt bei der Sache mit der Führung: Frank Schirrmacher hat anlässlich der Diskussion über die Präsidentenwahl – Wulff gegen Gauck – festgestellt 23 , dass für das heutige Führungspersonal nicht fachliche, sondern ästhetisch-literarische Kriterien gelten. Er rekurriert auf den Bestseller von James N. Frey: »Wie man einen verdammt guten Roman schreibt«, 24 der genau beschreibt, was Helden auszeichnet: eine Geschichte, ein Hauch von Tragik, zahlreiche Hindernisse, etwas Schweres tragen zu müssen etc., und was für die dazu passende Handlung nötig ist: Konflikte, Spannungsbögen, Zuspitzungen. Schirrmachers Fazit: Die Menschen projizieren ihre Erwartungen an Romanhelden auf das Führungspersonal. Je nachdem wie es sich macht, applaudieren wir, sind gerührt oder gruseln uns. Romanhelden dienen allerdings der Unterhaltung, bestenfalls noch der Erbauung. Führungskräfte sollten eine andere Agenda haben.
    Eine weitere Variante dieses Führungskultes kann man »die pragmatische« nennen, und sie geht so: Manch einer aus der Wirtschaft schaut mit Furcht und heimlicher Bewunderung auf diktatorische Regimes, speziell nach China. Dort herrschen scheinbar noch klare Regeln, dort weiß man, wer etwas zu sagen hat, und wer nicht. Der Stararchitekt Norman Foster hat das einmal so formuliert: Er baue lieber für Diktatoren, denn die Gebäude seien größer und die Entscheidungen würden schneller gefällt und durchgezogen. Wohl wahr.
    Bei so viel Spektakel um den Führungsbegriff ist es nicht gerade erstaunlich, dass der Begriff »Gefolgschaft« dagegen so furchtbar unattraktiv wirkt. Vermutlich, weil er irgendwie nach blökender Schafherde riecht.
    Die Follower
    Barbara Kellermann 25 ,

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