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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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eines Kanals vom Roten Meer zum Nil endlich zum Abschluss.
    Dann richtete er den Blick nach Westen – und stieß mit dem Angriff auf Griechenland erstmals an seine Grenzen. Die sogenannten Perserkriege in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts v. Chr. gehören zu den dramatischsten Konfrontationen des Altertums.
    Bereits im sechsten Jahrhundert v. Chr. hatten die Perser auch die griechischen Stützpunkte in Ionien an der kleinasiatischen Westküste unterwerfen können. Aufgrund der Eroberung Thrakiens, Makedoniens und der Meerenge von Bosporus und Hellespont (Dardanellen) durch Dareios I. ab 516 v. Chr. waren außerdem die Griechenstädte rund um das Schwarze Meer vom Mutterland und von anderen griechischen Kolonien abgeschnitten. Vor allem die Handelsbeziehungen mit den lebenswichtigen Getreidelieferungen gerieten nun unter persische Beobachtung.
    Die Perser waren bekannt dafür, den Unterworfenen ein verhältnismäßig großes Maß an Autonomie zu gewähren, was den Einsatz brutaler Gewalt aber nicht ausschloss. Damit der König in seinem Weltreich der weiten Wege nicht den Überblick verlor, setzte er in den Provinzen Satrapen ein. Sie waren mit höchster administrativer, richterlicher und militärischer Macht ausgestattet. Die Griechenstädte wurden häufig von Tyrannen dominiert, die ihre ganz eigene Politik machten. Ihre Typologie lässt sich aus den großen schillerschen Balladen »Der Ring des Polykrates« und »Die Bürgschaft« bestens ablesen, auch wenn deren Handlung nicht in Kleinasien spielt.
    Die griechischen Siedlungen an der kleinasiatischen Küste empfanden die Last der persischen Unterdrückung zunehmend als unerträglich. Das Signal zum Aufstand ging von der Stadt des Thales, der ionischen Metropole Milet, aus. Aber auch der Satrapensitz Sardes, einst Sitz des lydischen Königs Krösus, der als Erfinder des Münzgeldes in Erinnerung geblieben ist, wurde in die Rebellion einbezogen.
    In Milet hatte sich um 500 v. Chr. der wankelmütige Tyrann Aristagoras an die Spitze der aufbegehrenden Griechen gestellt und suchte nun im Westen nach Verbündeten. Die Suche nach Waffenbrüdern zeitigte bei Kleomenes I., dem König von Sparta, keinen Erfolg. Sparta war – wie die meisten anderen griechischen Stadtstaaten – ausreichend damit beschäftigt, Kriege in unmittelbarer Nähe zu führen. Aktuell war ein Angriff gegen den Erzfeind Argos in der Argolis geplant, der die Aktivierung sämtlicher Ressourcen erforderte.
    In Athen hatte Aristagoras mehr Glück; man war bereit, zwanzig Schiffe zur Verfügung zu stellen. Aus Eretria an der Westküste der Insel Euböa kamen weitere fünf dazu. In der Seeschlacht bei der kleinen Insel Lade vor Milets Küste erlitten die Griechen nach hoffnungsvollem Auftakt eine empfindliche Niederlage (494 v. Chr.). Zwar hatten sie sich zuvor durch Flottenverbände von den Inseln Chios, Samos und Lesbos deutlich verstärken können, waren aber trotz der Waffenhilfe den 600 Schiffen der Perser klar unterlegen.
    Die Uneinigkeit und mangelnde Geschlossenheit der Bündnispartner auf griechischer Seite trug zu der Niederlage bei. Die Perser dagegen konnten sich auch auf Einheiten aus Phönizien, Kilikien, Zypern und Ägypten verlassen, die dem Weltreich angehörten.
    Der milesische Tyrann Aristagoras war schon vor der persischen Gegenoffensive nach Thrakien geflüchtet und kam dort um. Die Perser konnten mit der Zerstörung von Milet den Aufstand zu ihren Gunsten beenden. Die Stadt, die bis dahin das kulturelle Zentrum des griechischen Ostens, wenn nicht ganz Griechenlands gewesen war, wurde 479 wieder aufgebaut.
    Der eigentliche Dorn im Auge der Weltmacht blieb aber Athen, das den ionischen Aufstand nach Kräften unterstützt hatte. Dareios I., der in Ägypten als Pharao anerkannt war, sah die Zeit gekommen, den Griechen einen Denkzettel zu verpassen und – im besten Fall – Hellas zu einer persischen Satrapie zu machen.
    Zunächst aber versuchte er es mit einer Art Drohdiplomatie und schickte Gesandte gen Westen, um die griechischen Poleis zur Unterwerfung zu bewegen. In Mittel- und Nordgriechenland konnte er auf diese Weise einige Gebiete und diverse Bundesgenossen hinzugewinnen. Es kann allerdings nicht verwundern, dass in Athen wenig Neigung bestand, sich erneut in eine Tyrannis zu begeben, und dass Sparta um keinen Preis bereit war,

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