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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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sich der erweiterte Rat der Fünfhundert , das wesentliche Regierungsorgan, zu einer echten Volksvertretung entwickeln.
    Auf Kleisthenes geht auch die Einrichtung des sprichwörtlich gewordenen Scherbengerichts, des Ostrakismos , zurück, dessen Anwendung erstmals für das Jahr 487 v. Chr. belegt ist. Als eine Art Verfassungsschutz erlaubte es dem Volk, einzelne Bürger, von denen eine Bedrohung für den Staat ausging, auf zehn Jahre zu verbannen. Der Name des zu Verbannenden wurde auf Tonscherben (Ostraka) geschrieben. Der letzte Ostrakismos fand 416 v. Chr. statt.
    Die Verfassung des Kleisthenes war getragen vom Gedanken der Gleichheit, der Mitsprache der Bürger und der Kontrolle der Regierenden. Es blieb einem anderen großen Athener vorbehalten, diese demokratischen Tendenzen zu einer Linie zusammenzuführen und die Macht des Areopags endgültig zu brechen: Perikles, der über eine lange Zeit hinweg (443 – 429 v. Chr.) immer wieder zum Strategen gewählt wird und dessen Zeitalter als Höhepunkt der klassischen griechischen Kultur gilt, von der Baukunst eines Phidias bis zu Sokrates – der mit seinem Schüler Platon und Aristoteles zu den Gipfelstürmern der antiken Philosophie gehört.
    Die Historiker sind sich allerdings nicht recht einig darüber, ob das, was da im fünften Jahrhundert v. Chr. stattfand, von den Griechen zu Recht schon als Demokratie bezeichnet wurde. Unbestreitbar gab es nach heutigen Maßstäben Defizite: Niemand in Athen dachte etwa an die Abschaffung der Sklavenhaltung oder auch nur an die Einbindung der Frauen und der Metöken. Träger des Systems war letztlich nur ein kleiner Teil der attischen Bevölkerung: rund 10 000 wehrfähige Männer über dreißig Jahre.
    Dennoch bleibt festzuhalten, dass kein anderer antiker Staat bei der konkreten Umsetzung der Werte »Freiheit« und »Gleichheit« und bei der Beteiligung der Bevölkerung an der Gestaltung der Polis, des politischen Gemeinwesens, so weit ging wie Athen.
    Das alles ist Ergebnis eines komplexen Prozesses. Ausnahmepersönlichkeiten wie Solon, Kleisthenes oder Perikles trafen dabei auf Situationen und Entwicklungen, die auf den unterschiedlichsten Ebenen stattfanden.
    Hinzu kam ein Faktor von entscheidender Bedeutung, nicht nur für die attische Demokratie selbst, sondern für die Etablierung eines ganzen Kontinents: Europas. Der Erfolgsweg des demokratischen Modells ist unverbrüchlich verbunden mit dem griechischen Sieg über die Perser bei Marathon, in den Schlachten von Salamis und Platää und mit der Gründung des Attischen Seebundes.



9. Perser ante portas
    G roßes war erreicht. Die erste Weltmacht der Menschheitsgeschichte war entstanden. Nun galt es, ihr eine Hauptstadt zu bauen.
    König Dareios I., dessen Vorgänger den Vielvölkerstaat geschaffen hatten, entschied sich 518 v. Chr. für das auf einer Hochebene gelegene Persepolis, achtzig Kilometer nordöstlich von Schiras im heutigen Iran. Zunächst ließ er eine riesige festungsähnliche, etwa 125 000 Quadratmeter große Plattform anlegen. Auf ihr sollte ein gewaltiger Gebäudekomplex errichtet werden, der durch ein monumentales Tor an der Nordostecke der Terrasse betreten werden konnte. Die Schatzkammer des Perserreichs gehörte dazu, aber auch die Wohnräume des Königs und des königlichen Harems.
    Als die Hundertsäulenhalle und die anderen Audienzsäle fertig waren, boten sie bis zu tausend Menschen Platz. Die Achämenidenkönige liebten es, ihre Macht zu zelebrieren. Die Schlange der Untertanen aus allen Ecken des Großreichs, die ihren Tribut die Treppen zur Ratshalle von Persepolis hinauftragen, wurde immer länger. Damit sie die Residenz verkehrsgünstig erreichten, wurde die Hauptstadt zum Knotenpunkt eines effizienten Netzes von Königsstraßen.
    Aus provinziellen Anfängen hatte sich die Dynastie der Achämeniden in Persien mit beeindruckendem Tempo zu einer Großmacht entwickelt, deren Herrschaftsraum sich von der Mittelmeerküste bis nach Nordwestindien erstreckte. Als Dareios I. Persepolis gründete, hatte das Reich seine größte Ausdehnung erzielt. Und der Großkönig fügte der Politik seiner Vorgänger einen neuen – maritimen – Akzent hinzu. Er ließ die Seewege von der Indusmündung zum Persischen Golf und weiter zum Roten Meer erkunden und brachte das alte ägyptische Projekt

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