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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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Delisch-Attischen Seebund bei, der es Athen in der Folgezeit ermöglichte, ein bedeutsamer Machtfaktor im Mittelmeerraum zu werden. In der Schlacht am Eurymedon im südlichen Kleinasien gelang dem Bund 466 v. Chr. ein Doppelsieg über Flotte und Heer der Perser.
    Mit dem »Kalliasfrieden«, ausgehandelt 449/448 v. Chr. zwischen dem Athener gleichen Namens und König Artaxerxes, Nachfolger des ermordeten Xerxes I., galten die Perserkriege als beendet. Die Initiative zu diesem Vertragswerk wird Perikles zugeschrieben. Historisch gesichert ist es nicht.
    Gesichert ist aber eine historische Provokation, die bis heute einen kräftigen Theaterdonner auslöst. In seiner Tragödie »Die Perser«, dem ältesten erhaltenen Drama der Welt, schildert der Dichter Aischylos, der selbst im Jahr 480 an der Seeschlacht von Salamis teilgenommen hatte, den Krieg nicht etwa aus der Sicht der siegreichen Griechen, sondern aus der Perspektive des unterlegenen Gegners. »Die Perser« gelten damit als frühestes und – noch immer – bestes Beispiel dafür, wie der im Triumph geschlagene Feind, ungeachtet des Siegerstolzes der Griechen, nicht herabgesetzt, sondern durch kunstvolle Spiegelung in der Tragik seiner Niederlage gesehen werden kann.
    An der Tendenz der Geschichtsschreibung, die über Jahrhunderte aus der Sicht der griechischen Gewinner erfolgte, hat das Stück nichts geändert. Aber es stimmt tröstlich, dass es bei seiner Uraufführung, die 472 v. Chr. noch im Siegestaumel von Salamis erfolgte, den ersten Preis der Dionysien, der jährlich stattfindenden Theaterwettbewerbe, erhielt.
    Am Ende dieses großen Ost-West-Konflikts Mitte des fünften Jahrhunderts v. Chr. hatten jedenfalls die Griechen ihre Freiheit und die Athener ihre Demokratie erfolgreich verteidigt. Die Grenze zwischen Europa und Asien war neu markiert, der Unterschied zwischen Okzident und Orient bekräftigt worden.
    Damit war das Perserreich aber nicht in seiner Substanz gefährdet, es existierte weitere hundert Jahre als Großmacht und spielte später als Sponsor der Spartaner im sich anbahnenden Peloponnesischen Krieg mit Athen eine nicht unwesentliche Rolle. Erst die Feldzüge Alexanders des Großen in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts v. Chr. veränderten die Herrschaftsbereiche grundlegend.



10. Bis an das Ende der Welt
    E s gibt nicht viele Orte, wo Sie ihm direkt in die Augen schauen können. Kommen Sie mit nach Neapel und besuchen Sie das Archäologische Museum. Dort treffen Sie auf Alexander den Großen in dem berühmten Mosaik aus Pompeji: Sie sehen ihn entschlossen, konzentriert und zielstrebig auf seinem Pferd Bukephalos während der Schlacht bei Gaugamela 331 v. Chr. Er bedroht Dareios III. , den persischen Herrscher, der in ihm die tödliche Gefahr erkennt, seinen Streitwagen wendet und flieht. Angeblich sollen sich die Blicke der beiden Könige für einen Moment getroffen haben.
    Diesen Alexander kannten die Athener 340 v. Chr. noch nicht. Mit Vergnügen hörten sie sich stattdessen die Ausführungen von Demosthenes an, einem ihrer großen Redner und Agitatoren: »Dumm und aufgeblasen« sei der junge Prinz am Hofe zu Pella in Makedonien. Und sie waren zu gern bereit, dieser Einschätzung Glauben zu schenken. Auch die Tatsache, dass Alexander, Sohn Philipps II., vom berühmten Aristoteles erzogen wurde, vermochte wenig daran zu ändern. Zudem galt Makedonien als primitiv und unkultiviert, angeblich sollten sich nur die Insekten aus den zahlreichen Sümpfen da wohlfühlen.
    Die Athener mussten sich eines Besseren belehren lassen. 338 v. Chr. brachte ein makedonisches Heer, das von Philipp II. bei Chaironeia in den Kampf geführt wurde, den Hellenen eine empfindliche Niederlage mit weitreichenden Folgen bei. Es war der gerade 18-jährige Alexander, der die Angriffsflügel befehligte und mit taktischem Geschick und einer neuen »schiefen« Schlachtordnung entscheidend für die Niederlage der Griechen sorgte. Fortan gehörten bis auf Sparta alle griechischen Städte des Kernlandes zum »Korinthischen Bund«, der Philipp als seinen Hegemon , als seinen Bundesfeldherrn, anerkannte. Die Zeit der Polis, der freien griechischen Stadt, war bereits ein Jahr nach Chaironeia vorbei. Wenn Sie heute an diesen Ort kommen, können Sie dort einen monumentalen steinernen Löwen besichtigen; er steht als Symbol für das

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