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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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fasst die Argumente gegen den Hexenglauben zu einer Streitschrift zusammen: » Cautio criminalis oder Rechtliches Bedenken wegen der Hexenprozesse« (1631). Spee ist eine empfindsame Seele und leidet unter der Pflicht, im Auftrag seines Ordens Prozessopfer der Inquisition zum Scheiterhaufen zu begleiten. Er verachtet, was dort geschieht, und versucht, seine furchtbaren Erfahrungen zu verarbeiten.
    Er wagt zunächst nicht, die Schrift unter seinem Namen zu veröffentlichen, bekennt sich aber dann doch zu seiner Verfasserschaft. Jetzt aber geschieht etwas Unerwartetes: Spee findet Beschützer unter den Bischöfen, und auch sein Orden lässt ihn trotz interner Anfeindungen in Ruhe. Als in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges die Pest ausbricht, widmet Spee sich sofort der Pflege der Erkrankten – und infiziert sich. Er stirbt im Alter von 44 Jahren an der Seuche. Die Überwindung des Hexenwahns in Deutschland trägt seinen Namen. Er gibt der Vernunft und der Menschlichkeit in der Kirche ein Gesicht.
    Bis alle Scheiterhaufen erloschen sind, wird aber noch viel Zeit vergehen. Die letzte überlieferte Hinrichtung einer Hexe in Mitteleuropa findet 1793 in Südpreußen auf heute polnischem Gebiet statt. Aber noch 1836 wird eine vermeintliche Hexe auf der Ostsee-Halbinsel Hela von Fischern einer Wasserprobe unterzogen und, da sie nicht untergeht, gewaltsam ertränkt.



22. Kaufleute, Kriegsherren und Karawanen
    I m Volksmund ist es noch heimisch: als Bezeichnung für einen unbeholfenen Menschen, eine Art Synonym für den »Elefanten im Porzellanladen«. Aber sein Bestand ist hochgradig gefährdet, und die uns vertrauten Bilder einer Wüstenkarawane zeigen meist nur seine Artgenossen. Auch die Geschichtsbücher erwähnen es – sehr zu Unrecht – nur selten, denn seine Zeit als wichtigstes Transportmittel zwischen Europa und Asien ist längst vorüber. Dabei war es Jahrtausende hindurch unverzichtbar.
    Die Rede ist vom zweihöckrigen oder auch baktrischen Kamel, dem berühmt-berüchtigten Trampeltier, das aus der Wüste Gobi stammt. Es ist nicht nur wesentlich hitzeresistenter als das einhöckrige Dromedar, sondern besitzt auch ein Winterfell, so dass es sich selbst den extremen Temperaturschwankungen in den asiatischen Steppen- und Bergregionen anpassen kann. Seit es Handel auf der Erde gibt, ist es im Einsatz. Auch die legendäre Seidenstraße wäre ohne seine Dienste nicht das geworden, was sie war: ein Königsweg nicht nur für die Interessen von Kaufleuten und Kriegsherren, sondern auch für den Transport von Ideen, Religionen und ganzen Kulturen von West nach Ost und von Ost nach West. Rustikaler ausgedrückt: ein Trampelpfad der Globalisierung.
    Natürlich trägt die Seidenstraße ihren Namen zu Recht, obwohl er sich eigentlich auf ein ganzes Netz von Karawanenstraßen bezieht, dessen Hauptroute – über fast 6000 Kilometer eine der unwirtlichsten Strecken der Welt – das Mittelmeer mit Ostasien verbindet. Auf ihr gelangte in der Tat schon in der Antike eines der begehrtesten Handelsgüter, die chinesische Seide, in den Westen und beglückte dort Kelten und Römer. Aber auch Gold, Edelsteine und Glas wurden, in der Regel Richtung Osten, auf ihr transportiert, während in der Gegenrichtung bis in die Neuzeit vor allem Pelze und Gewürze, Keramik und Jade auf den Weg gebracht wurden.
    Aber nicht nur Waren, auch kulturelle Güter und sogar Religionen brauchen Straßen, um sich zu bewegen und zu entwickeln. So konnte sich etwa der Buddhismus, den um 500 v. Chr. der indische Religionsstifter Buddha begründet hatte, über die Seidenstraße in fast alle ostasiatischen Länder ausbreiten und vereint heute weltweit 370 Millionen Menschen. Auch das Christentum profitierte von der Karawanenstraße. Deutlich stärker aber der Islam, der nach Mohammeds Tod im Jahr 632 zunächst die Arabische Halbinsel, danach Syrien, Ägypten, die Länder Nordafrikas und später auch Persien erreicht hatte, dann seine Expansion in Richtung Osten weiter fortsetzte und schließlich den transasiatischen Handel kontrollierte. Die Ausbreitung erfolgte zunächst über die städtischen Zentren entlang der Seidenstraße und setzte sich in den eher abgelegenen Regionen fort.
    Selbst der rätselhafte Mongolensturm machte Gebrauch von der Seidenstraße. Der um 1160 in der Nähe des Baikalsees geborene

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