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Unterwegs

Unterwegs

Titel: Unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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Siegesgewissheit und Dreistigkeit waren in seinen Augen, es war ein teuflischer Blick, und lange wandte er die Augen nicht von den meinen ab. Ich erwiderte seinen Blick und wurde rot.
    «Na, was ist», fragte ich und kam mir erbärmlich vor bei dieser Frage. Er antwortete nicht, sondern sah mich immer noch an, mit diesem vorsichtigen, dreisten Blick aus den Augenwinkeln.
    Ich versuchte mich an alles, was er in seinem Leben getan hatte, zu erinnern, und überlegte, ob da irgendetwas war, das ihn jetzt misstrauisch machen konnte. Fest und entschlossen wiederholte ich, was ich gesagt hatte: «Komm mit nach New York, ich habe das Geld.» Ich sah ihn an; meine Augen waren nass vor Verlegenheit und Tränen. Er starrte mich noch immer an. Jetzt war es ein leerer Blick, der durch mich hindurchging. Wahrscheinlich war es der Wendepunkt unserer Freundschaft: Er erkannte, dass ich tatsächlich ein paar Stunden an ihn und seine Schwierigkeiten gedacht hatte, und nun versuchte er, diese Erfahrung in seine enorm komplizierten und qualvollen Denkmuster einzuordnen. Bei uns beiden machte es «Klick». Bei mir war es die plötzliche Sorge um einen Mann, der Jahre – fünf Jahre – jünger war als ich und dessen Schicksal sich im Lauf der vergangenen Jahre mit meinem verwoben hatte; was es bei ihm war, kann ich nur aus dem, was er danach tat, schließen. Er wurde plötzlich äußerst fröhlich und meinte, dann sei ja alles geregelt. «Was war das für ein Blick?», fragte ich. Es tat ihm weh, dass ich ihn das fragte. Er runzelte die Stirn. Es kam selten vor, dass Dean die Stirn runzelte. Beide waren wir sprachlos und unsicher. Wir standen auf einem Hügel in San Francisco, und es war ein wunderschöner sonniger Tag; unsere Schatten fielen über den Bürgersteig. Aus dem Mietshaus neben Camilles Haus kamen elf Griechen und Griechinnen und postierten sich sogleich auf dem sonnigen Bürgersteig, während einer von ihnen ein paar Schritte zurücktrat, auf der engen Straße, und die anderen über die Kamera hinweg anlächelte. Wie staunten wir über diese altertümlichen Menschen, sie feierten die Hochzeit einer ihrer Töchter, wahrscheinlich die tausendste in einer endlosen, dunklen Geschlechterfolge des Lächelns im Sonnenschein. Sie waren gut gekleidet, und sie waren fremd. Nun, genauso gut hätten Dean und ich auf Zypern sein können. Möwen flogen hoch oben am glitzernden Himmel.
    «Ja», sagte Dean mit sehr schüchterner und zarter Stimme, «wollen wir fahren?»
    «Ja», sagte ich, «fahren wir nach Italien.» Und so nahmen wir unser Gepäck, er, mit der gesunden Hand, seinen Koffer und ich den Rest, und stolperten zur Haltestelle der Cable-Car. Gleich darauf rollten wir den Hügel hinab und ließen von der klappernden Plattform die Füße auf den Bürgersteig baumeln, zwei zerbrochene Helden der Nacht im Westen Amerikas.

drei
    Zuerst gingen wir in eine Bar unten an der Market Street und fassten Beschlüsse – dass wir zusammenbleiben und Freunde bleiben wollten, bis ans Ende unseres Lebens. Dean war sehr still und betrachtete, in Gedanken versunken, die alten Landstreicher in der Kneipe, die ihn an seinen Vater erinnerten. «Ich nehme an, er ist in Denver – diesmal müssen wir ihn unbedingt finden, vielleicht ist er im Bezirksgefängnis, vielleicht ist er wieder auf der Larimer Street, aber er muss zu finden sein. Abgemacht?»
    Ja, es war abgemacht; wir würden all die Dinge tun, die wir nie getan hatten, weil wir in der Vergangenheit zu dumm gewesen waren, sie zu tun. Dann sagten wir uns, dass wir uns noch zwei Tage in San Francisco gönnen wollten, bevor wir losfuhren, und natürlich waren wir uns einig, dass wir mit von der Mitfahrerzentrale vermittelten Wagen, gegen Benzinkostenbeteiligung, reisen wollten, um möglichst viel Geld zu sparen. Dean behauptete, er brauche Marylou nicht mehr, obwohl er sie immer noch liebte. Wir waren uns einig, dass er in New York darüber hinwegkommen würde.
    Dean schlüpfte in seinen Nadelstreifenanzug und ein Sporthemd, wir packten unsere Sachen für zehn Cent in ein Schließfach am Greyhound-Bahnhof und zogen los, um Roy Johnson zu treffen, der uns bei unserer zweitägigen Frisco-Tour chauffieren sollte. Roy hatte sich am Telefon einverstanden erklärt. Kurz darauf erschien er an der Market Street, Ecke Third Street und holte uns ab. Roy lebte jetzt in Frisco, er arbeitete als Angestellter in einem Büro und war mit einer hübschen kleinen Blonden, die Dorothy hieß, verheiratet. Dean

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