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Unterwegs

Unterwegs

Titel: Unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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immer nur ‹Ja, ja, ja, ja›. Nicht laut. Nur ganz leise ‹Ja›, und diese Shitvisionen dauerten bis zum dritten Tag. Inzwischen hatte ich alles verstanden, mein ganzes Leben war entschieden, ich wusste, ich liebte Marylou, ich wusste, ich musste meinen Vater finden, wo er auch sein mochte, ich musste ihn retten, und ich wusste, dass du mein Kumpel und so weiter warst, ich wusste, was Carlo für ein phantastischer Typ ist. Ich wusste tausend Dinge über alles und jeden. Am dritten Tag hatte ich dann grauenhafte Serien von Wachalbträumen, und sie waren so furchtbar und grässlich und grün, dass ich nur noch dalag, zusammengekrümmt, die Knie umklammert, und stöhnte: ‹Oh, oh, oh, ah, oh …› Die Nachbarn hörten mich und holten einen Arzt. Camille war fort, sie besuchte mit dem Baby irgendwelche Verwandten. Die ganze Nachbarschaft machte sich Sorgen. Sie kamen rein und fanden mich auf dem Bett liegend, die Arme wie für immer von mir gestreckt. Sal, ich bin zu Marylou gerannt und habe ihr etwas von dem Gras mitgenommen. Und weißt du was? Die dumme kleine Muffe hat das Gleiche erlebt – die gleichen Visionen, die gleiche Logik, die gleichen endgültigen Entscheidungen, über alles und jedes, den gleichen Blick auf alle Wahrheiten in einem einzigen qualvollen Knoten, der dann zu Albträumen und Schmerzen führte – ach! Da wurde mir klar, ich liebe sie so sehr, dass ich sie töten wollte. Ich lief nach Hause und knallte den Kopf gegen die Wand. Ich lief zu Ed Dunkel; er ist, mit Galatea zusammen, wieder in Frisco. Ich fragte ihn, ob er jemand kennt, der einen Revolver hat, ich lief zu dem Kerl, ich kriegte das Ding, ich rannte zu Marylou, ich spähte durch den Briefschlitz, sie pennte mit einem Typen, ich musste zurück, und ich zögerte, kam nach einer Stunde wieder, ich platzte rein, sie war allein – und ich gab ihr den Revolver und sagte: Töte mich. Eine Ewigkeit hielt sie das Ding in der Hand. Ich bat sie, einen süßen Todespakt mit mir zu schließen. Sie wollte nicht. Ich sagte, einer von uns muss sterben. Ich knallte den Kopf gegen die Wand. Mann, ich war außer mir. Sie wird dir erzählen, sie hat es mir ausgeredet.»
    «Und was ist dann passiert?»
    «Das war vor Monaten – nachdem du fortgegangen warst. Schließlich hat sie geheiratet, einen Gebrauchtwagenhändler! Der dumpfe Dreckskerl hat geschworen, dass er mich umbringt, falls er mich erwischt. Ich werde mich notfalls verteidigen und ihn töten und in San Quentin landen, denn, Sal, wenn ich mir noch ein einziges Ding leiste, komme ich nach San Quentin, lebenslänglich – das ist das Ende. Und schau mal, meine Hand.» Er zeigte mir seine Hand. Mir war vor lauter Aufregung nicht aufgefallen, dass seine Hand schwer verletzt war. «Ich habe Marylou eine geklebt, am sechsundzwanzigsten Februar um sechs Uhr abends – sechs Uhr zehn, um es genau zu sagen, ich weiß es noch, weil ich eine Stunde und zwanzig Minuten später meinen Expressgüterzug erreichen musste –, es war das letzte Mal, dass wir uns sahen, das letzte Mal, dass wir Beschlüsse fassten, und nun hör dir das an: Mein Daumen prallte an ihrer Stirn ab, sie hatte nicht einmal eine Schramme, und sie lachte sogar, aber mein Daumen war über der Handwurzel gebrochen, ein blöder Arzt richtete die Knochen, was gar nicht leicht war, dreimal musste der Gips gewechselt werden, ich musste dreiundzwanzig Stunden auf harten Bänken warten und so weiter, und beim letzten Gips wurde mir eine Traktionsnadel durch den Daumen gerammt, und als im April der Gips abgenommen wurde, hatte die Nadel meinen Knochen infiziert, eine Osteomyelitis, die chronisch geworden ist, und die Folge war, nach einer verpfuschten Operation und einem Monat Gips, dass mir ein Stück von der Scheißfingerkuppe amputiert werden musste.»
    Er wickelte die Binde ab und zeigte mir die Wunde. Unter dem Nagel fehlte ein Zentimeter.
    «Es ging mir immer schlechter. Ich musste ja für Camille und Amy sorgen, und ich hab bei Firestone im Akkord gearbeitet, an der Formpresse, runderneuerte Reifen vulkanisieren, und später musste ich Brocken von sechzig siebzig Kilo vom Boden auf die Lastwagen wuchten – und konnte nur die eine Hand gebrauchen, mit der kaputten stieß ich dauernd an, brach mir den Daumen noch einmal, wieder mussten die Knochen gerichtet werden, und wieder ist er entzündet und geschwollen. Jetzt darf ich zu Hause das Kind hüten, und Camille geht zur Arbeit, verstehst du? Nervöse Zustände, ausgemustert,

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