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Unterwegs

Unterwegs

Titel: Unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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zu Galatea, und dort saßen alle herum – Marie, ihre Tochter, Galatea, Roy Johnson und Dorothy, seine Frau –, alle mit mürrischen Gesichtern auf dicken Polstermöbeln, während ich mich, neutral in den Intrigen von Frisco, im Hintergrund hielt und Dean, mit seinem Ballondaumen vor der Brust, kichernd mitten im Zimmer stand. «Gott verdammt», sagte er, «wir alle verlieren noch unsere Finger – harr-harr-harr.»
    «Dean, warum verhältst du dich so albern?», fragte Galatea. «Camille hat angerufen, sie sagt, du hättest sie verlassen. Hast du vergessen, dass du eine kleine Tochter hast?»
    «Nicht er hat sie verlassen, sie hat ihn rausgeworfen», sagte ich, meine Neutralität aufgebend. Alle starrten mich finster an; Dean grinste. «Und mit diesem Daumen, was erwartest du, was soll der arme Kerl denn machen?», fügte ich hinzu. Alle starrten mich an; besonders Dorothy Johnson warf mir einen vernichtenden Blick zu. Es war ein richtiges Nähkränzchengericht, und in der Mitte stand Dean, der Schuldige – verantwortlich anscheinend für alles, was schiefgelaufen war. Ich stand am Fenster und blickte auf das nächtliche Treiben auf der Mission Street hinunter; ich wollte endlich los und den großartigen Jazz von Frisco hören – und man bedenke, dies war erst mein zweiter Abend in der Stadt.
    «Ich nehme an, es war sehr, sehr weise von Marylou, dass sie dich verlassen hat, Dean», sagte Galatea. «All die Jahre hast du niemals Verantwortungsgefühl irgendjemandem gegenüber gezeigt. Du hast so schreckliche Sachen gemacht, ich weiß nicht, was ich zu dir sagen soll.»
    Und das war tatsächlich so, und alle saßen sie da und sahen Dean mit gesenkten, hasserfüllten Blicken an, und er stand in der Mitte von ihnen auf dem Teppich und kicherte – kicherte einfach. Er tänzelte im Kreis. Sein Verband wurde immer schmutziger, und er begann sich schon aufzulösen. Plötzlich erkannte ich, dass Dean, einfach aufgrund der riesigen Anzahl seiner Sünden, im Begriff war, der Idiot, der Narr, der Heilige der Gruppe zu werden.
    «Du nimmst absolut keine Rücksicht auf andere und denkst nur an dich und dein verdammtes Vergnügen. Du denkst nur an das Ding, das zwischen deinen Beinen hängt, und daran, wie viel Geld oder Spaß du aus einem Menschen rausholen kannst, bevor du ihn wegwirfst. Und nicht nur das, du lachst auch noch dabei. Dir ist nie in den Sinn gekommen, dass das Leben eine ernste Sache ist, dass es Menschen gibt, die etwas Anständiges draus machen wollen, statt die ganze Zeit rumzublödeln.»
    Der HEILIGE SCHWINDLER, das war’s, was Dean war.
    «Camille weint sich heute Abend die Augen aus, aber glaube nur nicht, auch nicht eine Minute lang, dass sie dich wiederhaben will, sie will dich nie wiedersehen, hat sie gesagt, und dies war das letzte Mal, sagt sie. Du aber stehst da und schneidest Grimassen und hast kein Fünkchen Mitgefühl im Herzen.»
    Das stimmte nicht; ich wusste es besser, und ich hätte es ihnen sagen können. Es war zwecklos, es zu versuchen. Am liebsten wäre ich hingegangen und hätte den Arm um Dean gelegt und gesagt: Jetzt seht mal her, ihr alle, und vergesst eines nicht: Dieser Typ hier hat ebenfalls seine Probleme, und er hat nie geklagt, und außerdem hat er euch allen verdammt gute Stunden geschenkt, einfach indem er so war, wie er ist, und wenn euch das nicht genügt, dann stellt ihn doch an die Wand, anscheinend brennt ihr ja darauf.
    Trotzdem war Galatea Dunkel die Einzige in der ganzen Clique, die keine Angst vor Dean hatte und ruhig, mit erhobenem Gesicht dasitzen konnte, während sie ihm vor aller Ohren die Meinung sagte. In Denver hatte es Zeiten gegeben, da alle im Dunkeln mit ihren Mädchen beisammensaßen, während Dean redete und redete, und er redete mit einer Stimme, die etwas Hypnotisches hatte und zugleich fremd war und von der es hieß, sie könne die Mädchen herumkriegen, einfach durch Überzeugungskraft und den Inhalt dessen, was er sagte. Damals war er fünfzehn, sechzehn Jahre alt. Inzwischen waren seine Jünger verheiratet, und die Frauen seiner Jünger wollten ihn sich vorknöpfen wegen seiner Sexualität und wegen all der Dinge, die er in ihr Leben gebracht hatte. Ich hörte weiter zu.
    «Jetzt willst du mit Sal an die Ostküste gehen», sagte Galatea, «und was, glaubst du, wirst du damit erreichen? Camille muss zu Hause bleiben und für das Kind sorgen, jetzt, da du gegangen bist – wie könnte sie da ihren Job halten? –, und sie will dich nie

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