Unterwegs
könnten die Möbel doch mit zwei schnellen Trips nach Paterson bringen und bei der zweiten Fahrt meine Tante nach Hause bringen. Auf diese Weise würden wir viel Geld und Mühe sparen. So wurde es beschlossen. Meine Schwägerin deckte den Tisch, und die drei ramponierten Reisenden setzten sich zum Essen. Marylou hatte seit Denver nicht geschlafen. Ich fand, sie wirkte älter und sah jetzt noch schöner aus.
Dean hatte, wie ich erfuhr, in San Francisco glücklich mit Camille gelebt, seit jenem Herbst 1947; er fand Arbeit bei der Eisenbahn und verdiente eine Menge Geld. Er wurde Vater eines süßen kleinen Mädchens, Amy Moriarty. Dann flippte er plötzlich aus, als er eines Tages die Straße entlangspazierte. Er sah einen 49er Hudson im Schaufenster stehen und rannte zur Bank und räumte sein ganzes Konto ab. Er kaufte den Wagen auf der Stelle. Ed Dunkel war dabei. Jetzt waren sie pleite. Dean beschwichtigte Camilles Ängste und sagte ihr, in einem Monat sei er wieder da. «Ich werde nach New York fahren und Sal mitbringen.» Sie war nicht allzu glücklich über diese Aussicht.
«Aber was soll das Ganze? Warum tust du mir das an?»
«Nichts, nichts, mein Schatz – äh – hm –, Sal hat gebettelt und mich angefleht, zu kommen und ihn zu holen, es ist absolut unvermeidlich, dass ich – aber wir wollen uns nicht mit all diesen Erklärungen – ich will dir sagen, warum … Nein, hör zu, ich will dir sagen, warum.» Und er sagte ihr warum, und natürlich machte es keinen Sinn.
Auch der hochgewachsene Ed Dunkel arbeitete bei der Eisenbahn. Er und Dean waren soeben gefeuert worden, weil Personal eingespart wurde und sie noch nicht so lange dabei waren. Ed hatte ein Mädchen kennengelernt, sie hieß Galatea und lebte von ihren Ersparnissen in San Francisco. Die zwei gewissenlosen Gauner hatten beschlossen, das Mädchen mit in den Osten zu bringen und sie die Rechnung zahlen zu lassen. Ed schmeichelte und flehte; sie wollte nicht, außer er heiratete sie. Nach ein paar Tagen voll Sturm und Wirbel hatten Ed Dunkel und Galatea geheiratet, Dean war herumgelaufen und hatte die nötigen Papiere beschafft, und ein paar Tage vor Weihnachten verließen sie San Francisco mit hundertzehn Stundenkilometern Richtung L. A. und weiter zu den schneefreien Straßen des Südens. In L. A. lasen sie in der Mitfahrerzentrale einen Matrosen auf und nahmen ihn für fünfzehn Dollar Benzingeld mit. Er war unterwegs nach Indiana. Auch eine Frau mit ihrer schwachsinnigen Tochter nahmen sie mit, für vier Dollar bis Arizona. Dean setzte das schwachsinnige Mädchen zu sich nach vorn und kümmerte sich um sie, wie er sagte: «Den ganzen Weg über, Mann! So eine verlorene liebe kleine Seele. Oh, wir haben geredet und geredet, über Feuersbrünste und die Wüste, die sich in ein Paradies verwandelt, und ihren Papagei, der auf Spanisch fluchte.» Sie setzten diese Reisegefährten ab und fuhren weiter nach Tucson. Den ganzen Weg jammerte Galatea Dunkel, Eds neue Frau, wie müde sie sei und dass sie in einem Motel schlafen wolle. Wäre das so weitergegangen, hätten sie ihr ganzes Geld ausgegeben, lange bevor sie Virginia erreichten. Zweimal erzwang sie abends eine Rast und warf in den Motels mit Zehndollarscheinen um sich. Bis sie nach Tucson kamen, war sie blank. Dean und Ed hängten sie in einem Hotel ab und setzten allein die Reise fort, mit dem Matrosen und ohne Skrupel.
Ed Dunkel war ein großer ruhiger Bursche, der nicht viel nachdachte und stets bereit war, alles zu tun, was Dean von ihm wollte; und zu dieser Zeit war Dean viel zu beschäftigt, um sich Gewissensbisse zu machen. Er raste gerade durch Las Cruces in New Mexico, als ihn urplötzlich der heiße Wunsch überkam, seine süße erste Frau, Marylou, wiederzusehen. Sie war oben in Denver. Er riss den Wagen nach Norden herum, ohne die schwachen Proteste des Matrosen zu beachten, und sauste am Abend desselben Tages nach Denver hinein. Er rannte herum und fand Marylou in einem Hotel. Sie verbrachten zehn Stunden in einer wilden Vögelei. Alles wurde neu beschlossen: Sie wollten zusammenbleiben. Marylou war das einzige Mädchen, das Dean je wirklich geliebt hatte. Er war krank vor Reue, als er ihr Gesicht wiedersah, und wie damals flehte und bettelte er auf Knien um das Glück ihrer Gegenwart. Sie verstand Dean, sie strich ihm über das Haar, sie wusste, dass er verrückt war. Um den Matrosen zu beschwichtigen, beschaffte Dean ihm ein Mädchen in einem Hotelzimmer über der Bar, wo
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