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Unterwegs

Unterwegs

Titel: Unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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erreichte und bedröhnt mit mir auf der Veranda stand. Es war eine wunderschöne Veranda, die Bull da hatte, sie lief rund um das Haus, und bei Mondschein und mit all den Trauerweiden im Hof sah das Ganze wie ein altes Herrenhaus in den Südstaaten aus, das bessere Zeiten gesehen hatte. Drinnen saß Jane im Wohnzimmer und las die Stellenanzeigen; Bull war im Bad und setzte sich einen Schuss, nahm seinen alten schwarzen Schlips als Aderpresse, straffte ihn mit den Zähnen und stieß die Nadel in seinen jämmerlich von tausend Stichen durchlöcherten Arm; Ed Dunkel lag mit Galatea im gewaltigen Ehebett, das Old Bull und Jane nie benutzten; Dean drehte Joints, und Marylou und ich spielten Südstaaten-Aristokratie.
    «Oh, Miss Lou, was sehen Sie lieblich aus heute Abend, äußerst gewinnend.»
    «Oh, danke, Crawford, ich weiß Ihre Artigkeiten zu schätzen, Sie schmeicheln mir.»
    Immer wieder wurden rund um die windschiefe Veranda Türen aufgestoßen, und Mitspieler bei unserem traurigen Drama in der amerikanischen Nacht steckten immer wieder die Köpfe heraus und schauten, wo die anderen waren. Schließlich machte ich allein einen Spaziergang zum Deich. Ich wollte am schlammigen Ufer sitzen und mir den Mississippi ansehen; stattdessen musste ich meine Nase an einen Drahtzaun drücken. Wenn man die Menschen von ihren Flüssen trennt, was bleibt dann übrig? «Bürokratie!», sagt Old Bull; er sitzt da, mit seinem Kafka auf den Knien, über ihm brennt die Lampe, er schnaubt, hrrrumpf . Sein altes Haus knarrt. Und die Baumstämme aus Montana schaukeln auf dem großen nächtlichen schwarzen Fluss vorbei. «Nichts als Bürokratie. Und Gewerkschaften! Vor allem die Gewerkschaften!» Aber bald würde das dunkle Lachen wieder zu hören sein.

sieben
    Es war wieder da, als ich am Morgen frisch und früh erwachte und Old Bull und Dean im Hinterhof fand. Dean trug seinen Tankwart-Overall und half Bull. Bull hatte eine dicke, massive, halb verrottete Holzplanke gefunden und mühte sich verzweifelt, die kleinen Nägel, die darin steckten, mit einem Zimmermannshammer herauszuhebeln. Wir starrten auf die Nägel, es waren Tausende, sie waren wie Würmer.
    «Wenn ich die Nägel alle raus habe, baue ich mir ein Regal, das tausend Jahre hält!», sagte Bull, am ganzen Leibe zitternd vor jungenhafter Begeisterung. «Ist dir klar, Sal, dass die Regale, die sie heutzutage bauen, schon nach sechs Monaten unter der Last der Nippesfiguren durchsacken, falls sie nicht ganz zusammenbrechen? Genauso ist es mit den Häusern, genauso mit der Kleidung. Die Dreckskerle haben Plastikstoffe erfunden, aus denen man Häuser bauen könnte, die ewig halten. Und Autoreifen. Millionen von Amerikanern bringen sich jedes Jahr mit defekten Reifen um, die auf der Straße heißlaufen und platzen. Man könnte Reifen machen, die niemals platzen. Das Gleiche mit Zahnpulver. Man hat einen bestimmten Kaugummi erfunden, den aber niemand zu sehen bekommt: wenn du ihn kaust, als Kind, wirst du für den Rest deiner Erdentage nie mehr Löcher in den Zähnen haben. Genauso ist es mit Kleidung. Man kann Kleider machen, die ewig halten. Aber lieber machen sie billigen Plunder, damit alle arbeiten gehen und ihre Stechuhr betätigen und sich in dumpfen Gewerkschaften organisieren und durchs Leben zappeln, während in Washington und Moskau das große Grapschen weitergeht.» Er hob seine große verrottete Planke. «Glaubst du nicht, das gibt ein prächtiges Regal?»
    Es war früh am Morgen; seine Energie war auf dem Höhepunkt. Der arme Kerl pumpte so viel Stoff in seinen Kreislauf, dass er den größten Teil des Tages nur bedröhnt im Sessel hängen konnte, auch mittags bei Lampenlicht, aber frühmorgens war er in prächtiger Verfassung. Wir begannen mit Messern nach der Zielscheibe zu werfen. In Tunis, erzählte er, habe er einen Araber gesehen, der auf zehn Meter Entfernung einen Mann ins Auge treffen konnte. Dies brachte ihn auf seine Tante, die in den dreißiger Jahren die Kasbah besucht hatte. «Sie war mit einer Reisegruppe gekommen, mit einem Touristenführer. Sie hatte einen Brillantring am kleinen Finger. Sie stützte sich auf eine Mauer, um sich ein Weilchen auszuruhen, und ein Araber kam und brachte ihren beringten kleinen Finger an sich, bevor sie Aua! schreien konnte. Plötzlich merkte sie, dass sie den kleinen Finger nicht mehr hatte. Hi-hi-ha-ha!» Wenn er lachte, presste er die Lippen zusammen und ließ das Lachen aus dem Bauch kommen, wie aus weiter Ferne,

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