Untitled
für eine Tomatensoße hin zu gab. Der üppige Duft nach italienischem Essen erfüllte den Raum. Nachdem er Manicotti-Nudeln gekocht hatte, füllte er sie mit der Fontina-Ricotta-Mischung und löffelte die dicke Tomatensoße darüber.
»Wenn es heiß gemacht ist, bestreue ich es mit noch mehr Parmesan und gehacktem Cilantro«, erklärte er mir. »Ich achte schon darauf, dass es gut aussieht, keine Sorge.«
Das Essen war das letzte, worüber ich mir Sorgen machte. Ich raffte mich vom Stuhl hoch, zerkleinerte frischen Salat und rührte eine Zitronenvinaigrette an. Ich hatte in der vo rigen Woche einige Stangenbrote gebacken und eingefro ren. Julian meinte, er werde noch eine Riesenplatte mit Antipasti zusammenstellen. Nach der Kirche wollte ich einen Fondantkuchen backen, und das war dann schon alles.
Julian ging nicht mit in die Sonntagsmesse. Ich kam zu spät, setzte mich in die letzte Reihe und schlüpfte hinaus zur Toilette, als ich während des Segens wieder in Tränen ausbrach. Sobald die Kommunion vorbei war, stahl ich mich leise davon. Ein paar ne u gierige Seitenblicke trafen mich, aber ich sah entschlossen in eine andere Richtung. Ich war nicht in Stimmung, über Mord zu di s kutieren.
Der bedrückte Ausdruck in Hank Dawsons rotem Gesicht, als er mir an diesem Nachmittag die Tür öffnete, um mich einzulassen, rührte offenbar eher von der Aussicht her, dass die Broncos sich den Redskins stellen mussten, als von et was, das mit der Elk-Park-Schule in Zusammenhang stand. Die Dawsons hatten sogar die Marenskys eingeladen. Merk würdigerweise wirkten Hank und Stan freundschaftlich und resigniert verbrüdert, um eine weitere Tragödie draußen an der Schule durchzustehen. Entweder das, oder sie wa ren beide hervorragende Schauspieler.
Mit Caroline Dawson war es allerdings eine völlig andere Sache. Statt ihrer üblichen menopausenroten Ausstattung, dem mit penibler Sorgfalt zurechtgemachten Gesicht und der steifen Haltung trug sie ein unvorteilhaftes, cremefar benes Kostüm aus einem fusseligen Wollstoff, der ständig streunende Watt statischer Ladung aufschnappte. Sie sah aus wie eine stämmige, elektrisch geladene Elfenbeinsäule. Auch ihr unordentlich hochgestecktes Haar und ihre allzu pedantische Inspektion des Essens und des Tisches, den wir für die Gäste deckten, hatten etwas Spitzes.
»Wir bezahlen viel Geld, damit Greer diese Schule be sucht«, sagte sie wütend bei ihrem fünften unerwarteten Auftauchen in der Küche. »Es dürfte nicht sein, dass sie sich mit Verbrechen und ständigen Schikanen abfinden muss. Das ist nicht gerade das, was ich erwarte, wenn Sie wissen, was ich meine. Sie hätten nie a n fangen dürfen, Pö bel in die Schule zu lassen. Solche Probleme hätten sie gar nicht erst, wenn sie einen höheren Standard gewahrt hätten.«
Ich sagte nichts. Alle bezahlten viel Geld, um auf diese Schule zu gehen, und ich wusste nicht, wie Caroline Pöbel definierte. Vielleicht gehörte Julian dazu?
Rhoda Marensky kam einmal groß und elegant herein stolziert in einem grün-braunen Strickensemble und pas senden, italienischen Lederschuhen. Im Elend verschwisterte sie sich mit Caroline. »Zuerst dieser Andrews-Mord. Stellen Sie sich vor, einer von unseren Mänteln war in die Sache verwickelt, und die Polizei sagte, sie hätten draußen bei der Leiche einen von unseren Kuge l schreibern aus dem Laden gefunden … und jetzt Ferrell. Der arme Brad hat zwei Wochen kein Auge zugetan, und ich fürchte, er war nicht fähig, seine Arbeit über den ›Sturm‹ auch nur anzufangen. Dafür bezahlen wir schließlich nicht«, rief sie mit funkelnden Augen aus. »Es ist, als versuche jemand, unser Leben zu ruinieren!«
»Rhoda, Schatz«, rief Stan von der Küchentür aus, »wie hieß noch dieser Lacrosse-Spieler, der vor ein paar Jahren seine Hoc h schulreife an der Elk-Park-Schule gemacht hat und dann ans Johns Hopkins gegangen ist? Mir fällt es nicht ein, und Hank hat mich gerade gefragt, ob er zur Nationa len Ehrengesellschaft gehört.«
In einem Schleier aus Grün und Braun fegte Rhoda an Caroline Dawson, Julian und mir vorbei, als habe sie nie mit uns gesprochen. Caroline Dawson standen inzwischen Strähnen ihres Haares und ihres beigefarbenen Kostüms vollends zu Berge. Auf ihren Wangen prangten flammend rote Flecken. Ob wir uns bitte beeilen könnten, herrschte sie uns an. Der Partyservice sei so teuer, und bei den ganzen Studienkosten, die sie im
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