Untitled
ich die Kuchenplatte nahm und mich auf den Weg zu den Dawsons machte, kam ich zu dem Schluss, das letzte, was ich in meine College-Bewerbung würde schreiben wollen, wäre, dass die Arbeit im Partyser vice mich a b gerundet habe.
»Oooh, oooh, oooh«, zwitscherte Maria, als ich ins Foyer stürmte. Sie verschlang den Kuchen mit gierigen Blicken. »Du musst mir immer noch von gestern Abend erzählen. Und lass dir gesagt sein, Pastor Olson ist ganz hingerissen von dem Imbiss. Er hat mich schon gefragt, ob du vielleicht die Bewirtung für ein hochkarätiges Treffen der Geistlich keit übernehmen würdest.«
»Solange er bezahlt, stehe ich ihm zur Verfügung.«
»Es geht hier um die Kirche, Schätzchen.« Maria mopste sich ein Stück Kuchen und stopfte es sich in den Mund. »Er wird für gar nichts bezahlen.« Sie kaute gedankenverloren, den Blick auf etwas hinter meinem Rücken gerichtet. »Da kommen Hank und Caroline Dawson«, raunte sie, »der Kö nig und die Königin der Klei n wüchsigen. Sie werden alles aufessen, was ihnen unter die Augen kommt.«
»He!« protestierte ich. »Ich bin auch klein! Und ich mag es nicht...«
»Dann erweise deinem Königspaar die Referenz«, meinte Maria und deutete mit dem Kinn hinter mich. »Sie stehen gleich hinter dir.«
Die Dawsons kamen zu mir. Hank bedachte mich mit einem wissenden Blick.
»Großes Spiel heute. Nervös?« sagte er.
Ich sah ihn an. Hank Dawson war ein vierschrötiger Mann, hatte ein solides, ledriges Gesicht mit eckigem Kinn, breite Schultern und einen soliden, grauen Anzug von Brooks Brothers. Sein kurz geschnittenes, graumeliertes Haar, der schwindende Haaransatz und seine flinken, ab schätzenden blauen Augen sagten: Hier steht ein stock nüchterner Republikaner. Wenn wir es vermeiden konn ten, über Greers brillante Talente zu sprechen, plauderten Hank und ich nach der Kirche fachmännisch über die be vorstehenden Spiele der Broncos. Wir waren eingefleischte Fans, hatten für die Sonnta g nachmittage spezielle Kleidung in Bronco-Orange im Schrank, begleiteten die Spiele, Stra tegien, Spielerkäufe und -Verkäufe mit unseren Kommen taren und mussten uns regelmäßig etwas gegen Magenbe schwerden verschreiben lassen, sobald die Play-off-Runde begann. Mit Hank nach dem Gottesdienst in der Episko palkirche zu fachsimpeln war, als träfe man mitten in Nord dakota einen Land s mann, der Zulu spricht.
»Nee«, antwortete ich. »Die Vikings sind erledigt.«
»Stimmt. Ohne Bud Grant sind die Vikings erledigt.«
»Die Vikings sind schon erledigt, seit Fran Tarkenton auf gehört hat.«
»Trotzdem«, beharrte Hank, »man muss sich vor jeder Man n schaft in acht nehmen, die ein ganzes Spielviertel lang einen Zwei-Minuten-Angriff abwehren kann.«
»Hank. Das war vor Jahren.«
»Ja.« Er sah beruhigt aus. »Das war Bud Grants letztes Jahr.«
Gemeinsam intonierten wir unseren Refrain: »Und wir haben Elway.«
»Entschuldigt bitte!« kreischte Caroline Dawson. Man sieht, es bringt sie immer aus der Fassung, wenn man Zulu spricht.
Plötzlich wünschte ich mir, ich hätte versucht, dem Café Bronco-Napfkuchen zu verkaufen statt Pflaumenkuchen. Ich b e dachte Caroline mit einem reumütigen Lächeln, das nur eine Spur zuckrig war.
Die Königin der Kleinwüchsigen fasste an die Knöpfe ih res purpurroten Kostüms ä la Chanel, das nur einen Hauch dunkler war als das burgunderrote Seidenkostüm des Vor abends. Maria hatte mich einmal darauf aufmerksam ge macht, dass Frauen Ende Fün f zig diesen Farbton bevorzu gen. Sie nannte ihn menopausenrot. Wie Caroline so da stand, erinnerte sie an eine untersetzte, schwere Säule, die die Griechen zurückgelassen hatten. Die beiden Dawsons ließen mich an Archs alte Bauklötze denken, die er in run den und eckigen Formen besaß und die man mit einem Hammer durch die richtigen Löcher treiben musste.
»Sieht der nicht himmlisch aus«, murmelte Caroline, während sie nach einem großen Stück Kuchen griff. »Ich hoffe, er schmeckt ebenso gut, wie er aussieht.« Sie schlang es hinunter und schob ein zweites Stück in den Mund. Hank nahm sich gleich zwei Stücke und aß sie gleichzeitig. Mit vollem Mund meinte Caroline schlie ß lich: »War das ein Es sen gestern Abend. Natürlich hat Greer die Studienbera tung eigentlich nicht nötig. Sie hat sich ihre Schulen schon ausgesucht.«
»Ach, wirklich? Naja. Ich freue mich, dass Ihnen das Es sen g e fallen hat. Es
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