Untitled
über Arch, der ihm aus dem Weg sprang und das Gesicht verzog. Ich bemühte mich, nicht zu stöhnen. Stans langes, von tiefen Falten durc h furchtes Gesicht, sein übergroßer Mund und seine schlaksige G e stalt erinnerten mich immer an ein Rennpferd. Er war ebenso schlank wie seine Frau, aber wesentlich nervöser. Das musste an all diesem russischen Blut liegen, das nicht gerinnt.
»Was haben Sie zu meiner Frau über Blut gesagt?« fragte er.
»Blut? Nichts. Sie muss an das Football-Spiel gedacht haben.«
Stan ging hinaus. Arch kicherte. Julian starrte mich ungläubig an.
»Mensch, Goldy, beruhige dich! Du hast mir immer gesagt, man soll besonders nett sein, vor allem zu reichen Leuten, damit man noch mehr Aufträge bekommt … und da fällst du so über die Marenskys her …«
Caroline Dawson unterbrach seine Zurechtweisung, als sie wieder in die Küche gewatschelt kam. Die Königin der Klei n wüchsigen stemmte die Hände in ihre breiten Hüften; ihr krebsroter Körper bebte vor Zorn. »Was dauert hier eigentlich so lange? Wenn ich gewusst hätte, dass Sie drei hier draußen ein Schwätzchen halten, hätte ich Greer gebeten, Ihnen zu helfen, oder, oder … ich hätte Hilfe aus dem Café geholt …«
»Kein Problem!« unterbrach ich sie fröhlich und hob ein Tablett mit Platten voller dampfender Würstchen an. »Wir schaffen es schon. Wollen mal sehen, wie unsere Mannschaft sich hält«, sagte ich zu den Jungen.
Julian nahm schweigend sein Tablett mit Sauerkraut und Kartoffel-Kümmel-Brot. Arch ergriff die erste Schüssel mit warmer Apfelsoße. Wir servierten würdevoll das Essen und ernteten reichlich Komplimente. Die Marenskys sahen uns hoc h näsig an, während sie in ihrem Essen herumstocherten, enthielten sich jedoch weiterer kritischer Bemerkungen.
Auf dem großformatigen Bildschirm liefen brillante Großau f nahmen, die den Bodenbelag des Footballfeldes nach winzigen Messern aussehen ließen. Mit Glück gewann Denver durch zwei Touchdowns, einen durch einen Überraschungsangriff des Quarte r back und den anderen durch einen angetäuschten Sprungtrittve r such. Ich sagte beide Spielzüge voraus, während ich das Essen servierte.
Hank Dawson erinnerte mich mit hochrotem Kopf übe r schwänglich, dass ich für das Spiel in der nächsten Woche wieder bei ihnen gebucht war. Er schwang ein Bündel Banknoten, unsere Bezahlung plus einem Trinkgeld von fünfundzwanzig Prozent. Ich bedankte mich ausgiebig und teilte das Trinkgeld mit Arch und Julian. Leider wusste ich, dass die Broncos in der nächsten Woche in Washington gegen die Redskins spielten.
Vielleicht konnte ich das Trinkgeld über zwei Wochen ve r teilen.
Kurz vor fünf waren wir wieder zu Hause. Vom Himmel sank eine frühe Dämmerung herab, ebenso wie der erste Schnee und die Kälte eine Mahnung, dass der Winter sich mit schnellen Schritten näherte. Julian starrte aus dem Küchenfenster und meinte, vielleicht sollte er lieber zu Hause bleiben und für die Prüfungen lernen, statt bei Tattered Cover zu servieren. Im stillen verfluchte ich Rhoda Marensky. Als ich Arch erzählte, dass wir im dritten Stock kochen sollten, der gewöhnlich für Publikumsverkehr g e schlossen war, meinte er, er käme gerne mit.
»Cool! Haben sie da vielleicht ihren Safe und die Übe r wachungsanlage und so?«
»Nichts von alldem«, versicherte ich ihm, während ich die Z u taten einpackte. »Vermutlich nur eine Menge Schreibtische und Bücherkartons. Und eine kleine Küche.«
»Vielleicht sollte ich meinen Schrank mit der falschen Rüc k wand für die C. S. Lewis-Auslage mitnehmen. Ach Julian, bitte komm mit, dann kannst du mir tragen helfen. Ich weiß, dass sie einen Geheimschrank haben, hast du das gewusst? Meinst du, sie wollen meinen Schrank benutzen? Ich meine, wenn Julian mir beim Aufstellen hilft?« Er sah hoffnungsvoll von Julian zu mir. Ich fürchtete, wie Mütter es immer tun, dass der zweckdienliche Rat: »Vermutlich haben sie alle Dekorationen, die sie brauchen« als Zurückweisung verstanden würde. Nach kurzer Überlegung sagte ich also: »Warum fragen wir sie nicht einfach, wenn wir hi n kommen?«
Damit schien er zufrieden. Julian beschloss, dass seine Hau s aufgaben und die Prüfungsvorbereitungen warten konnten. Er half Arch, den Sperrholzschrank in den Lieferwagen zu laden, während ich die Zutaten für das Pfannengericht einpackte. Auf der Fahrt nach Denver entschloss ich mich, Archs Wochenendpläne zur Sprache zu bringen. Obwohl er an sich eher
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