Untitled
gerade die letzten Reste der Vögel aus Apfel schnitzen wegräumte, geschäftig zu mir und verkündete, sie habe es sich anders überlegt. Was sei ihr nur ei n gefallen? Selbstverständlich hätten sie gerne, dass ich meinen Pflau menkuchen im Café verkaufte. Er sei einfach köstlich und werde bei ihrer Kundschaft wunderbar ankommen. Ob wir mit sechs pro Woche anfangen sollten?
»Ja, sicher«, erwiderte ich matt.
Der Kuchenerfolg hüllte mich in eine kleine Wolke des Woh l behagens, daher ließ ich Pastor Olson sofort wissen, dass ich bereit sei, die Bewirtung für sein Priestertreffen zu übernehmen, wenn die Kirche mir meine Arbeit und meine Kosten bezahlen könne. Seine rechte Hand strich durch seinen Mosesbart. Er brummelte, er wolle das mit dem Diözesanbüro klären. Das Treffen sei am kommenden Freitag, und aus dem kirchlichen Mitteilungsblatt gehe hervor, dass es sich mit Glauben und Buße befassen solle. Ob ich mir wohl etwas Passendes dazu ausdenken könne? Ich sah ihn verständnislos an. Brot und Wasser? Dann versicherte ich ihm, ein Bußmahl sei kein Problem. Ich besaß sogar ein Re zept für einen sogenannten Bußkuchen.
Als Arch und ich nach Hause kamen, saß Julian in der Küche und trank Café au lait nach seiner Version, eine Tasse heißer Milch, aromatisiert mit einem Teelöffel Espresso. Er sagte, er habe einen Glaser angerufen, der morgen vorbei käme, und er habe keine Lust, seine Hausaufgaben zu ma chen, ob er mir vielleicht bei dem choucroute für das Bronco- Essen helfen könne? Er sagte mir auch, dass sechs Anrufe für mich gekommen seien. Zweimal habe sich niemand ge meldet, und vier Anrufer ließen mir etwas ausrichten: der Direktor der Schule, Tom Schulz, Audrey Coopersmith und mein Ex-Mann, dem man deutlich angehört habe, dass er über irgend etwas verärgert war.
Das war nichts Neues. Aber zweimal hatte sich niemand g e meldet?
»Haben diese anonymen Anrufer irgend etwas gesagt?«
Julian wippte auf einem der Küchenstühle. »Nee. Ich hab' nur gesagt: >Hallo? Hallo? Hier ist Goldilocks' Partyservice, wer ist da?< Ich konnte aber nur ein Atmen hören und dann ein Klicken.«
Plötzlich wurde die Luft um mich kalt. Konnte das der selbe Witzbold gewesen sein, der am Abend vorher unsere Fenste r scheibe eingeworfen hatte? Was wäre gewesen, wenn Arch diese Anrufe entgegengenommen hätte? Beob achtete jemand unser Haus? Am besten war es, Schulz da von zu erzählen. Aber zunächst musste ich einen anderen Anruf erledigen.
Ich griff nach dem Hörer; mein Ex-Mann nahm beim vier ten Klingeln ab. Mit jener ausdruckslosen Stimme, die er be nutzte, um sich den Anschein zu geben, über jedes Gefühl erhaben sein, e r klärte der Kotzbrocken lediglich, er habe schon den ganzen Morgen versucht, mich zu erreichen. Ich fragte, ob er gestern Abend um unser Haus geschlichen sei, vielleicht mit einem Stein. Er antwortete: »Was denkst du eigentlich von mir, hältst du mich für verrückt?«
Also, darauf würde ich ihm keine Antwort geben. Ich fragte, was er wolle. Nur das: Da schon so früh Schnee ge fallen war, wollte er am nächsten Wochenende, seinem re gulären Wochenende mit Arch, Skifahren. Er habe vor, ihn am Freitag, dem Halloweentag, zeitig von der Elk-Park-Schule abzuholen, um den Staus zuvorzukommen. Das wollte er mir lediglich mitteilen.
Ich kaute auf der Innenseite meiner Wange herum. Da unsere Besuchsregelung sich nicht auf Freitage erstreckte, musste John Richard mit mir absprechen, wenn er Arch früher von der Schule abholte. Natürlich hieß das im Klar text, dass er mir seine Pläne mitteilte und dann abwartete, ob ich mich aufregen würde. Wer, ich? Ich machte mir al lerdings Gedanken, ob Arch nicht schon andere Pläne für Halloween hatte. Falls Arch einverstanden war, würde John Richard ihn sicher mitnehmen in seine Eigentumswoh nung in Keystone. Arch hatte mir erzählt, dass sein Vater die Schlösser hatte auswechseln lassen, um sicherzugehen, dass ich die Wohnung nicht heimlich benutzte. Warum sollte ich mich au f regen? »Schön«, erklärte ich John Rich ard, »ich muss das nur noch mit Arch klären«. Ich erwähnte mit keinem Wort, was mir durch den Kopf ging, dass näm lich manche Leute an Halloween arbeiten mussten. Oder zumindest, wie der theologische Prüfungsausschuss, Buße taten. John Richard passte allerdings in keine dieser beiden Kategorien, daher legte ich auf.
Als nächstes rief ich Direktor Perkins an,
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