Untitled
ich nicht bei etwas Aufregendem stören …«
»Okay, okay. Du könntest ruhig etwas Mitgefühl mit mir haben. Du glaubst ja nicht, was für eine Bisswunde ich habe.«
»Ich hoffe, das Mitgefühl hast du von Tom Schulz be kommen und noch eine ganze Menge mehr, Süße. Ich helfe dir morgen bei den Partyaufträgen, die anstehen.«
»Aber du kochst doch gar nicht!«
Maria schnaubte: »Nach dem morgigen Tag wirst du auch wissen, warum.«
In der Küche hatte Schulz das Radio auf Country-Musik ei n gestellt und dämpfte Gemüse im Wok. Er hatte einen Nudelteig gemacht, den er abgedeckt auf einer meiner Ar beitsplatten ruhen ließ, zwei Sorten Käse gerieben und maß gerade Sahne und Wei ß wein ab.
»Fettuccine Schulz«, informierte er mich, während er den Dämpfeinsatz des Wok schüttelte. »Wie schwierig ist es, in dieser Maschine Nudeln zu machen? Der Teig ist fertig.«
Ich schob einen Nudeleinsatz auf meine große Küchen maschine, und Schulz rollte den Teig zu walnussgroßen Stücken. Als die Maschine gerade anfing, goldgelbe Fettuccine-Bänder au s zuspeien, hörten wir die Jungen die Verandastufen heraufkommen.
Plötzlich überkam mich Nervosität. »Was erzählen wir ih nen?«
»Erzählen worüber?« Er legte händeweise Nudeln zum Trocknen aus. »Dich hat eine Spinne gebissen, und ich helfe dir. Sie werden nicht sagen: Na, habt ihr beiden den ganzen Nachmittag Liebe gemacht? Und wenn doch, sage ich« – er legte seine großen Hände um meine Taille und schwang mich herum – »ja, ja, ja, ich versuche, diese Frau in eine Ehe mit mir zu zwingen, indem ich sie mindestens einmal täglich wild und leidenschaftlich liebe.«
Die Haustür ging auf, und ich kreischte ihn in panischem Schrecken an. Er setzte mich gelassen und ohne jedes schlechte Gewissen ab. Ich sah mich hastig nach einer Be schäftigung um. Julian und Arch kamen ins Zimmer ge stürmt, blieben stehen und starrten in stiller Bewunderung auf das Blumenmeer.
»Mann«, murmelte Julian, »schlechte Nachrichten spre chen sich in dieser Stadt wirklich schnell herum. Und das alles für einen Spinnenbiss?«
Ich gab keine Antwort. Arch drückte mich mit einem Arm an sich und hielt mit der anderen Hand meinen verbun denen Finger hoch, um ihn zu untersuchen. Er trat einen Schritt zurück und musterte mich durch seine Hornbrille. »Bist du okay?«
»Natürlich.«
Er schloss anerkennend ein Auge. »Aber irgendwas ist doch hier los. Ich meine, all die Blumen. Bist du krank?«
»Arch! Ich bitte dich, es geht mir gut. Geh dir die Hände waschen, und mach’ dich fertig fürs Essen.«
Gerettet durch den Alltagstrott. Zu meiner Überra schung sprinteten beide hinaus und riefen sich laut etwas zu über die Arbeit, die sie heute Abend gemeinsam ange hen wollten. Julian hatte sich angeboten, Arch beim Bau ei nes Modells des Schiffes Morgenröte zu helfen. Anschließend wollten sie Archs Hau s arbeiten für den Sozialkundeunter richt gemeinsam durchgehen. Und nach Monduntergang wollten sie nach der Milchstraße Au s schau halten. Toll.
Als sie wieder nach unten kamen, stürzten wir uns alle auf die Nudeln. Die samtigen Fettuccine waren in eine üppige Käsesoße mit Möhren, Zwiebeln, Broccoli und köst lichen, sonnengetroc k neten Tomaten getunkt. Erst als wir den Nachtisch aßen, den letzten Rest des Rot-Weiß-Gebäcks, ließ Arch die Bombe platzen.
»Ach«, erklärte er ohne Überleitung. »Mir ist endlich et was eingefallen, das ich nicht verpetzen sollte.« Wir hörten alle auf zu sprechen, und unsere Plätzchen blieben auf hal bem Wege zum Mund in der Luft stehen. Arch sah uns nach einander mit re u mütigem Lächeln an. Er besaß ein Talent für dramatische Effekte.
»Also, ihr wisst doch, dass Mr. Schlichtmaier ziemlich klein und stämmig ist? Er trainiert. Ich meine, Bodybuilding. Ich habe ihn drüben im Freizeitzentrum gesehen.«
»Ja«, sagte ich ungeduldig. »Und?«
»Also, eines Tages habe ich ihn gefragt, ob er Steroide nimmt, um seine Muskeln aufzupumpen.«
»Arch!« Ich war schockiert. »Warum um alles in der Welt hast du so etwas getan?«
Schulz und Julian konnten sich nicht halten; sie ließen ihre Plätzchen fallen und brachen in Gelächter aus.
»Naja, ich hatte daran gedacht, selbst mit dem Training anz u fangen!« protestierte Arch. »Und du weißt doch, dass sie im Fer n sehen immer von Jungs berichten, die sterben, weil sie solche Hormone nehmen. Und jetzt müssen sie im mer vor
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