Untitled
Außerdem waren da noch ein Tisch, vier geflochtene Stühle, ein Schrank mit Geschirr, Gläsern, Gabeln, alles glänzend und sauber.
Vom Eßzimmer, das von einem kleinen Fenster und der Haustüre erhellt wurde, führte eine Treppe ins obere Stockwerk, wo ein Doppelbett stand, mit zwei Nachtkonsolen und einer Öllampe, zwei Holzsesseln und einem schönen Spiegelschrank. Die Wollmatratzen waren schön sauber auf den Unterlegbrettern des Bettes zusammengerollt. Giovanni öffnete den Schrank: drinnen lagen zwar die Kopfkissenbezüge, aber es fehlten die Bettücher. Machte nichts, am folgenden Tag würde er welche kaufen. Das Zimmer hatte zwei Fenster, eines zum Meer hin, das andere zum Land. Auch ein stilles Örtchen gab es, und zwar in einem eigenen Gelaß, mit Nachtgeschirr, einer Waschschüssel, einem gefüllten Wassereimer, einem kleinen Fenster für die Lüftung. Das alles war wunderschön sauber. Das Eßzimmer zu ebener Erde führte links durch eine kleine Tür in ein anderes Zimmer. Das war nützlich, wenn man einen Verwandten oder Freund bei sich beherbergen wollte: ein kleines Bett, ein Nachttisch mit einer Öllampe, zwei Sessel, ein kleiner Schrank. Er öffnete ihn: leer. In dieser Nacht mußte er eben ohne Bettücher schlafen.
Vom rechten Raum zur ebenen Erde konnte man nicht ins Haus gelangen. Er hatte eine eigene Türe, die hoch und breit war. Dieser Raum war ein Stall, in welchem auch zwei Pferde und eine Kutsche untergestellt werden konnten. Stroh und Heu lagen an ihrem Platz. Rings um das Haus standen Mandelbäume, Birnen und Aprikosen. Und auch vier Reihen Rebstöcke. In der Nähe der Haustüre Jasminbüsche.
Den Vormittag verbrachte er damit, die Koffertruhen und Koffer zu leeren und alles in Ordnung zu bringen. Die Papiere, die er aus Bendicòs Büro mitgenommen hatte, ließ er auf dem Tisch liegen. Er dachte, daß er sie sich noch eingehender ansehen wollte, gegen Abend, schließlich mangelte es ihm ja nicht an Öllampen und Kerzen.
Cavaliere Brucculeri, der jeden Sonntag vormittag im Club »Vaterland, Familie & Fortschritt« zubrachte, kam um halb eins nach Hause zum Essen. Der Tisch war gedeckt, aber Signoradonna Romilda war nicht zu sehen. Vielleicht war sie in der Küche, wo er Catarina vor sich hinträllern hörte. Er ging hin.
»Werf ich die Pasta ins Wasser?« fragte das Dienstmädchen.
Ihre Augen leuchteten, sie schien fröhlich. »Da sieht man, daß der Fickfack heute morgen ihr gut getan hat«, dachte strahlend der Cavaliere. »Ist die Signora zurückgekommen?«
»Jaje.«
»Und wo ist sie?«
»Im Schlafzimmer. Sie sagt, sie fühlt sich nicht wohl.«
»Ja, was ist ihr denn nur zugestoßen, dieser gottgefälligen Frau?« fragte sich der Cavaliere. Im allgemeinen bekam seine Gattin doch nur Kopfschmerzen, wenn es darum ging, den ehelichen Pflichten nachzukommen. Er verließ die Küche, und Catarina fing wieder an zu singen. Sie war glücklich im Bewußtsein, daß ihre Herrin zweifach gehörnt war: einmal durch ihren Gatten, zum anderen durch ihren Geliebten.
Die Schlagläden am Schlafzimmerfenster waren geschlossen. »Wie geht es dir, Romildù?«
Statt einer Antwort drangen vom Bett Schluchzer und das Hochziehen der Nase zu ihm herüber.
»Kann ich ein kleines bißchen Licht machen?«
»Nein!« schrie Signoradonna Romilda. »Kann man erfahren, was du hast?« fragte Cavaliere Brucculeri, als er sich seufzend auf den Rand des Bettes setzte. Natürlich würde die Sache ihre Zeit brauchen und langweilig sein. Was für ein Glück, daß er die Pasta noch nicht ins Wasser hatte werfen lassen. »Ich schäme mich! O, heilige Mutter Gottes, wie ich mich schäme!«
Sie schämte sich? Was konnte ihr denn nur zugestoßen sein? Romilda hatte ein freundliches Wesen. Sollte etwa irgendein kleiner Straßenbengel ihr im Vorübergehen eine Ungehörigkeit gesagt haben? Seine Gattin war ja so delikat, so feinfühlig!
»Vor deinem Manne brauchst du dich doch nicht zu schämen.«
»Mir ist etwas Schreckliches passiert, Lollò!« Lollò war der Bettname des Cavaliere, der, den Signoradonna Romilda hauchte, wenn sie sich umarmen ließ, nachdem das Licht gelöscht war.
»Komm, erzähl.«
»Schrecklich, schrecklich, Lollò.«
»Sag's mir trotzdem.«
»Heute morgen, als die Messe vorbei war, bekam Padre Carnazza auf dem Weg in die Sakristei einen fürchterlichen Hustenanfall. Ich wollte zu ihm laufen und ihn gleich fragen, ob er eine Grippe bekommen habe und
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