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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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offensichtlich aus dem Eßzimmer geholt hatte. Wer weiß, warum Giovanni sich seine Vermieterin wie einen alten, über viele Jahre hinweg ausgelatschten Schuh vorgestellt hatte.
     Signora Trisìna Cìcero dagegen war jung und bildschön, hatte helle, tiefe Augen, die Lippen flammend rot, die Haut weißer als Ricotta. Das Schwarz ihres Kleides konnte ihre Formen nicht verbergen, im Gegenteil. Jetzt dachte er nur noch genuesisch, in der Sprache, in der er seit seiner Jugend für Frauen schwärmte. Er wußte sehr wohl, daß er ein Mann von geringer Phantasie war, aber es genügte, sie nur einen Augenblick lang anzusehen, um sich vorstellen zu können, wie sie nackt auf einem zerknüllten Bettlaken aussehen würde.
     Er wurde rot, alles in ihm geriet durcheinander, noch nie hatte er einen derartigen Gedanken gehabt. Donna Trisìna ihrerseits sah ihn immerzu an und taxierte ihn genau. Wie das Pferd, bevor es sich streicheln ließ.
     »Ich bitte Sie, mich für das eben Geschehene zu entschuldigen, Signora.«
     »Was haben Sie denn eben gemacht?«
     »Naja… ich habe nicht gewußt, daß… daß Sie selbst vorbeikommen würden…«
     Die Frau sah ihn weiterhin an und lächelte verhalten. Unter dem Badekostüm hatte Donna Trisìna bei ihm eine Muskulatur beobachtet, die der des Pferdes würdig war. Noch nie war sie jemals zuvor einem Mann begegnet, der beim ersten Anblick ihr Blut schon so in Wallung brachte.
     »Ist es Ihnen unangenehm, daß ich gekommen bin?«
     »Aber woher! Was sagen Sie denn da! Außerdem ist das doch Ihr Haus.«
     »Mögen Sie's?«
     »Es ist bequem, gemütlich…« Gott! Was hatte sie nur für Augen! »Ich mag's auch. Wenn mein gottseliger Mann nichts Besonderes zu tun hatte, sind wir von Montelusa hierher gekommen und haben die Ruhe und den Frieden genossen.«
     Es war wie ein Blitz. Giovanni sah sie auf zerknüllten Bettlaken, schweißgebadet, keuchend, kurz, wie jemand, der sich gerade in der Liebe verausgabt hatte. Donna Trisìna atmete tief ein: sie wußte genau, um wieviel Zentimeter ihre Brust sich dabei heben würde. »Ohja!« machte Giovanni, dem nichts einfiel, was er sagen könnte.
     Die Witwe hatte ihm zugelächelt. Die Traurigkeit war wohl von ihr gewichen. »Fehlt Ihnen auch nichts?«
     »Du« wollte Giovanni in Gedanken sagen. Bei allem, was er fühlte, es gelang ihm nicht, sie aus seinem inneren Blick zu verbannen, sie, nackt, auf… »… Bettücher?« fragte die Witwe ihn.
     Ein Schlag. Giovanni taumelte. Diese Frau konnte seine Gedankenlesen!
     »Ent… ent… schuldigen Sie… ich…«
     »Aber wozu entschuldigen Sie sich denn? Es ist doch ganz allein meine Schuld, wenn ich Ihnen keine Bettücher hiergelassen habe.«
     Das stimmte, Bettücher fehlten. Giovanni entspannte sich, schwitzte aber weiter: die Augen dieser Frau brachten sein Inneres in Aufruhr.
     »Michilinu ist hinter dem Haus. Ich lasse ihn einen Korb Obst für Sie pflücken.«
     Ein schönes Zeichen, das! Beide, alle beide nackt auf den Bettüchern, sie, während sie eine reife Feige schält…
     »'Nen ganzen Korb hab' ich gepflückt, voll bis zum Rand!« verkündete Michilinu, als er wieder auftauchte. »Soll ich Ihnen noch mehr pflücken lassen?«
     »Nein, das reicht, danke, Signora. Wenn's wieder mal sein soll, kann ich sie dann selber pflücken.«
     »Und Sie wissen, wann der Augenblick gekommen ist, wo die Früchte gepflückt werden müssen?« Nein, nicht so, verflixt nochmal! Die Frage, nein, nein, die Frage hatte sie nicht so ohne Hintergedanken gestellt, wie sie glauben machen wollte! Um so mehr, als ihre Lippen, zwei Flammen, sich ein ganz klein wenig zu einem vielsagenden Lächeln geöffnet hatten. »Michilinu!« rief Donna Trisìna, und Giovanni, der ganz in ihren Anblick versunken war, erschrak. Michilinu erschien an der Türe. Er hatte den Korb ins Haus gebracht.
     »Geh zur Kutsche, da liegt ein Paket mit zwei Doppeln von Bettüchern. Bring sie her.«
     Während Michilinu wegging, sagte Donna Trisìna ganz langsam:
     »Das sind zwei Doppel brandneuer Bettücher.« Ein Gedanke schoß ihr durch den Kopf: die Initialen von Padre Carnazza waren darauf gestickt, die gleichen allerdings wie die ihres Gatten.
     »Die hat mein gottseliger Gemahl machen lassen! Ich hab sie heute morgen genommen, weil ich sie in ein anderes Haus bringen wollte, das ich besitze. Aber vielleicht kommen sie Ihnen jetzt gelegener.«
    »Danke, Signora, aber das ist nicht nötig.«
    »Sind Sie

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