Untitled
der Menschlichkeit aus zu beleuchten. Wie Sie wahrscheinlich wissen, sind diese Menschen keine festen Angestellten, es handelt sich um zeitlich befristet eingestelltes Personal, das sein dürftiges Gehalt mit einem minimalen Bonus auf die Strafen aufrundet.«
»Was ich schon die ganze Zeit wissen wollte, ist: Von wem sind sie eigentlich eingestellt worden?«
»Von Bendicò. Das ist so üblich. Jeder neue Hauptinspekteur kann, wenn er will, Personen seines Vertrauens auswählen.«
»Dann könnte ich sie also entlassen?«
»Im Augenblick nicht. Da müssen Sie den Ablauf der jährlichen Vertragszeit abwarten. Der Vertrag endet mit dem kommenden 30. Dezember. Für den Fall, daß Sie in diesem Sinne verfahren wollen und angesichts der Tatsache, daß Sie noch nicht viele Kenntnisse und Be kannte besitzen, rate ich Ihnen, es so zu machen, wie Ihre Vorgänger Tuttobene und Bendicò.«
»Und wie haben die's gemacht?«
»Sie haben sich an Advokat Fasùlo gewandt. Als frommer Mann hat er eine Liste mit bedürftigen, wiewohl anständigen Menschen aus der gesamten Provinz.«
»Signor Präsident, wenn Sie es wünschen, widerrufe ich die vierzehntägliche Einbestellung der Unterinspekteure. Aber denken Sie daran, daß, wenn ich das tue, sie alle der Überzeugung sein werden, es genüge, sich bei Ihnen zu beschweren, damit ich gezwungen werde, die Anweisungen zurückzunehmen.«
»Dieser Bovara ist ein Arschloch«, dachte der Präsident, der sich durch jede Wetterlage zu manövrieren verstand, »und noch dazu eins, das besonders schlau sein will. Aber der muß erst noch geboren werden, der mich in den Arsch fickt.«
»Hören Sie, Bovara, ich habe Ihnen lediglich das Problem dargelegt. Treffen Sie die bestmögliche Entscheidung.«
Um neun Uhr an diesem selben Montag Vormittag des 3. Septembers erschien Don Memè Moro in der Kanzlei von Advokat Fasùlo. Er brauchte eine halbe Stunde, um das zu sagen, was ihn quälte.
»Ich werde es mitteilen«, sagte am Ende der Advokat, »und Sie danach unterrichten.«
Um viertel nach Zehn an diesem selben Montag vormittag des 3. Septembers erschien der Posthalter, Cavaliere Brucculeri. Er brauchte eine knappe Stunde, um den Advokat über die Angelegenheit in Kenntnis zu setzen, die ihm die Ehre genommen und den Schlaf geraubt hatte.
»Ich werde es weitergeben«, sagte am Ende der Advokat, »und Sie danach unterrichten.«
Kurz nach Mittag an diesem selben Montag des 3. Septembers ließ Padre Carnazza sich sehen. Er brauchte mehr oder weniger zehn Minuten, um seine Sorge zu erläutern, die dieser Gehörnte von Brucculeri ihm machte, der seine Hörner jucken fühlte.
»Ich werde es weitergeben«, sagte am Ende der Advokat, »und Sie danach unterrichten.« Und weil er ein frommer Mann war, stand er auf, beugte ein Knie und küßte die Hand des geistlichen Herrn.
»Wollen Sie, daß ich runtergehe und etwas zu essen hole?« fragte Caminiti.
»Nein, danke, gehen Sie nur. Wir sehen uns später.« Er hatte zwar Appetit, aber er wollte nicht schon wieder die gleiche Geschichte wie am Samstag mit dem geheimnisvollen Don Cocò erleben, der ihm zu essen und zu trinken anbot, was er ablehnen mußte. Als er den Eindruck hatte, daß der Amtsdiener nicht mehr in der Nähe war, verließ er das Büro und betrat die Hosteria, die nur wenige Schritte vom Finanzpräsidium entfernt lag. Ein Tisch war von vier Maurern besetzt.
»C'avemu? Was haben wir denn?« Er war überrascht, daß er den Wirt, der auch bediente, auf sizilianisch fragte, was sie zu essen hätten.
Er aß Cannelloni mit Olivenöl, schwarzem Pfeffer und Schafskäse. Danach ließ er sich einen Teller gesalzener Sardinen mit Olivenöl, Essig und Oregano bringen. Getrunken hat er einen halben Liter.
»Was macht das?«
»Nichts, Euer Ehren zahlt nichts.«
»Was soll das heißen?«
»Euer Ehren heißt Bovara und ist der neue Hauptinspekteur?«
»Ja.«
»Dann ist alles bezahlt.«
»Und wer ist es, der alles bezahlt hat?« Er kannte die Antwort bereits.
»Don Cocò Afflitto hat mir Anweisung gegeben, daß, wenn Euer Ehren Ihren Fuß hier hereinsetzt und ißt, Euer Ehren das Portemonnaie nicht zücken darf.«
»Hören Sie, das darf ich nicht annehmen, das steht außer jeder Frage. Sagen Sie mir, wieviel ich zahlen muß und dann hat diese Verfolgung ein Ende!«
»Hören Sie, Signor Inspekteur. Ich weiß nur, daß ich Ihr Geld nicht annehmen kann. Verstanden?«
»Guten Tag«, sagte
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