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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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über die Initiative von Signora Cuccurullo entsetzt hatte. Er trank das Glas Wasser, das ihm jemand reichte und redete, mit zittrigem Zeigefinger auf den Hochaltar weisend, dermaßen leise, das viele ihn überhaupt nicht verstehen konnten: »Die Kandelaber!«
     Erst in diesem Augenblick merkten die versammelten Gläubigen, daß die Silberkandelaber nicht mehr an ihrem Platz standen.
     »Sie sind gestohlen worden!« sagte Padre Carnazza. »Sie sind gestohlen worden!« wiederholte der Chor der Gläubigen und bekreuzigte sich. »Sakrileg!« schrie Padre Carnazza. »Sakrileg!« wiederholte der Chor. Auf der Stelle intonierte Signora Cuccurullo Ersilia, verheiratete Imbrò, einen Hymnus, Welches ist die Frucht der Sünde?, der, ursprünglich auf lateinisch geschrieben, sich in ihrer Version ungefähr so anhörte:

    »Quali fructum habuisti
von der Sünd', die du verbrochen?
In der lodernd' Hölle Flammen
wirst in Ewigkeiten kochen.«
    »Gehen wir und zeigen diesen sakrilegalen Diebstahl an!« befahl Padre Carnazza, der sich von seinem kleinen Schwächeanfall ein wenig erholt zu haben schien. »Anzeigen! Anzeigen!« wiederholte der Chor. Sie verließen die Kirche. Einige Menschen draußen dachten, hier fände eine Prozession statt, und knieten nieder.

    Der Brief war aufgegeben, Giovanni ging die nun menschenverlassene Via Atenea wieder hinauf, vorbei an den drei jungen Burschen, die traurig herumlungerten, weil niemand da war, den sie grüßen konnten. Er fand den Babiersalon und ging hinein. Kunden waren keine da, der große Andrang von Bärten und Haaren fällt nämlich auf Samstag. Ein Mann im weißen Kittel stand da, der fast gleich alt war wie er, und ein kleiner Junge mit einer Bürste in der Hand, der sich im Spiegel betrachtete. »Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte der Mann und zeigte auf einen der drei Sessel.
     »Haare kürzen und den Lippenbart ein bißchen nachschneiden«, sagte Giovanni, als er sich setzte. »Und den Bart, den wollen wir nicht machen?«
     »Machen wir auch den«, stimmte Giovanni zu. Der Barbier knotete ihm ein bettuchgroßes Handtuch um den Hals und fing mit seiner Arbeit an. Und natürlich auch mit dem Reden.
     »Euer Ehren ist fremd hier?«
     Wer weiß warum, Giovanni konnte ihm nichts vormachen.
     »Eigentlich bin ich in Vigàta geboren, aber dann…«
     »Warten Sie einen Augenblick!« unterbrach ihn der Barbier und blieb mit der Schere in der Luft regungslos stehen. »Euer Ehren ist nicht zufällig der neue Hauptinspekteur aus Reggio Emilia?«
     »Doch«, antwortete Giovanni irritiert. Wie sollte auch in einem Ort wie dem hier nicht jeder alles über alle wissen. Und erst die Neugier, die jeder Fremde hervorruft.
     »Heute morgen erst ist hier im Salon darüber geredet worden. Aber ich hatte den Nachnamen nicht richtig verstanden.«
     »Bovara«, sagte Giovanni mit zusammengebissenen Zähnen.
     Jetzt ging es nicht mehr um das übliche Geschwätz in einem Barbiersalon, sondern um ein Polizeiverhör. »Ah«, kommentierte der Barbier und setzte seine Arbeit fort, und zwar in einer Stille, von der Giovanni wußte, daß sie nicht von langer Dauer war. »Sie wollen mir verzeihen, Signor Inspekteur. Aber Ihr Vater, hieß der Pietro? Und Ihre Mutter Di Stefano Carmela?« Jetzt kannten sie gar schon seine persönlichen Daten! Wie zum Teufel haben sie das nur geschafft? »Schon, aber wie haben Sie erfahren…«
     »Meine Mutter hieß Di Stefano Giuseppa und war die ältere Schwester Ihrer Mutter Carmela. Dann heiratete sie Ingrassia Filippo, der mein Vater war. Damit sind wir Cousins ersten Grades.«
     Ein Cousin! Und schon wurde er von Fefè Ingrassia gleich einem Wirbelsturm erfaßt: aus dem Sessel gehoben, mit dem Bettuch um den Hals, umarmt, geküßt, zermalmt, wieder in den Sessel geschmettert.
     »Jetzt schließ ich den Salon, und du kommst mit mir nach Hause zum Essen und lernst meine Frau und meine Kinder kennen!«
     »Der hier ist deiner?« fragte Giovanni und deutete auf den versteinerten kleinen Jungen mit der Bürste in der Hand.
     »Nein, ein Neffe. Heilige Maria! Gleich muß ich weinen vor lauter Rührung! Basta, wir machen zu!«
     »Schneidest du mir denn nicht erst die Haare zu Ende?« fragte Giovanni scheu.
     »Ich kann's nicht, lieber Cousin, ich kann's wirklich nicht. Siehst du, wie meine Hand zittert? Ich würde dir eine Treppe reinschneiden.«

    Der Leiter der Polizeidienststelle ließ Padre Carnazza die Diebstahls-Anzeige für die beiden Kandelaber

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