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wunderbare Fischfang« (welche um die zwanzig Segelboote von Vigàta umfassen soll);
2. Sozietät »Die Grotte von Nazareth« (Unternehmersozietät für zahlreiche öffentliche Bauaufträge).
Auch ist mir berichtet worden, daß Signor Afflitto einen beträchtlichen Gesellschaftsantheil an den Tageszeitungen »La voce dell'Isola« und »La Gazzetta di Palermo« besitzt. Würden Sie das bitte verifizieren? Mit Hochachtung
DER STAATSANWALT DES KÖNIGS
Ottavio Rebaudengo
An Signor Bovara :
Lieber Cusön,
als Du heute Morgen in den Salon kamst um Dir den Barth schehren zu lassen fragtest Du mich daß Du an einem der nächsten Abende zum Essen eingeladen werden möchtest weil Du mit mir sprechen willst. Lieber Cusön es thut mir aufrichtig leidt Dir sagen zu müssen daß ich als ich nach Hause kam meinen einen Sohn an Scharlach und den anderen an Mumps erkrankt vorfandt und zu alledem hat meine Frau einen Malariaanfall bekommen.
Aus diesem Grundte habe ich beschlossen den Salon für eine gewisse Zeit zu schliessen und mit der gesammten Familie aufs Land ins Haus einer Verwandten meiner Frau zu ziehen weshalb ich nicht das Vergnügen haben kann Dich einzuladten.
Es umarmt Dich Dein Dich liebender Cusön
Fefè
KOMMANDO DER KÖNIGLICHEN CARABINIERI VON MONTELUSA
DER KOMMANDANT
An den
Höchstwerthen Großofficier
Ottavio Rebaudengo
Staatsanwalt des Königs
Montelusa
Montelusa, am 1. Oktober 1877
Höchstwerther Signor Staatsanwalt des Königs,
in Anbetracht der heiklen Aufgabe, welche Euer Hochwohlgeboren diesem Kommando der Kgl. Carabinieri von Montelusa gestellt haben, wollte ich die Ermittlung persönlich durchführen, auch weil die Anzeige einer vermutlich geheimen, auf der Latifundie »Terrarossa« sich in Betrieb befindlichen Mühle (diese Latifundie ist, gemeinsam mit der angrenzenden Latifundie »Funnacazzu«, Eigenthum des Signor Nicola Afflitto, so weit wir dieses beim hiesigen Landwirtschaftskomitium feststellen konnten) von mir aufgenommen und auf Grund des Ergebnisberichtes des von mir an den Thatort entsandten Feldwebels der Kgl. Carabinieri archiviert worden war.
An die von Diplom-Buchhalter Bovara angegebene Stelle zurückgekehrt, und zwar mit Hilfe eben dieses Feldwebels, Maresciallo Purpura, welcher bereits daselbst gewesen war, habe ich in der That eine beachtliche Unstimmigkeit zwischen dem Verlaufe der von Diplom-Buchhalter beschriebenen Straße und der in Wirklichkeit existierenden festgestellt. Der Weg endet nämlich nicht dort, sondern führt, nach einer Biegung, noch einige hundert Meter weiter bis zum Fuße eines felsigen Hügels, wo er jäh abbricht. Und den Platz, an welchem sich die Mühle hätte befinden sollen, gibt es zwar, aber es handelt sich dabei um ein gepflügtes Feld. Bis hierher stimmte alles mit dem überein, was Maresciallo Purpura in seinem Berichte geschrieben hatte. Gleichwohl konnte man, bei aufmerksamerer Betrachtung und Erwägung des Zustandes dieses Feldes, gewisse Widersprüchlichkeiten wahrnehmen. Die erste bestand darin, daß das Feld zu ungefähr zwei Dritteln gepflügt war: Warum war das letzte Drittel, in jeder Weise identisch hinsichtlich seiner Beschaffenheit mit den beiden anderen Dritteln, nicht vom Pfluge berührt worden? Zumal als dieses eine energische Bearbeitung mit dem Pfluge gut hätte gebrauchen können, insofern seine Oberfläche sich als vollkommen eben und fest zeigte, was durch ein übermäßig lange dort aufliegendes Gewicht zustande gekommen ist. Und so gibt es denn in der That auch keinerlei Spur von Gras. Die einzige Erklärung für den Abbruch des Pflügens war nur eine: man brauchte es nicht mehr, da der Pflug nicht für landwirtschaftliche Arbeiten eingesetzt wurde, sondern für die Unkenntlichmachung des Erdbodens. Als dieses nicht mehr für nothwendig erachtet wurde (nämlich nach dem erfolgten Besuche meiner Soldaten), wurde es abgebrochen.
Eine weitere Widersprüchlichkeit: Wie kommt es, daß die beiden Bauern zwanzig Tage nach dem Besuche des Maresciallo noch keine Saat ausgestreut hatten? Eine letzte Beobachtung: ungefähr hundert Meter vor der theilweise gepflügten Stelle gabelt sich der Karrenweg: der Sekundararm des Weges führt, wenn man ihm folgt, ins Nirgendwo, einzig an den Fuß des Felshügels. Welchen Sinn sollte er also haben? Es würde statt dessen durchaus logisch erscheinen anzunehmen, daß dieser Arm an eine ganz bestimmte Stelle geführt hat, nämlich zu der verschwundenen Mühle.
Es ist
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