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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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daher möglich, daß in dem Zeiträume zwischen der Anzeige des Diplom-Buchhalters Bovara und der Abkommandierung meiner Soldaten ein teuflisches Zauberspiel in Gang gesetzt worden ist, mit welchem die Holzkonstruktion zum Verschwinden gebracht und die Topographie verändert wurde. Stets zu Ihrer Verfügung

    DER KOMMANDANT DES KOMMANDOS
DER KGL. CARABINIERI
von Montelusa

    Capitano Alfanio Lostracco

    Mittwoch, 3. Oktober 1877

    Um drei Uhr morgens hatte er das Haus verlassen, um eine Inspektion durchzuführen, die er sich für die Mühle »San Benedetto« in der Umgebung von Cianciana vorgenommen hatte.
     Er hatte mit knapp drei Stunden gerechnet, und das brauchte er dann auch. Attilio Lagumina, der sich als der Mühlenbesitzer vorgestellt hatte, zeigte ihm das in keiner Weise zu beanstandende Handelsjournal. Wie man sehen konnte, hatte sich das Gerücht verbreitet, daß man mit ihm nicht herumalbern konnte. Auf dem Rückweg, als er sich bereits im Gemeindebann von Sanfilippo befand, ging plötzlich ein heftiger Wolkenbruch nieder. Dann kam die Sonne wieder hervor, doch seine Kleider waren völlig durchnäßt. In diesem Zustand konnte er sich natürlich nicht im Amt zeigen, daher überlegte er sich an der Gabelung zwischen Montelusa und Vigàta die Sache kurz und entschloß sich dann, schnell zu Hause vorbeizuschauen und die Kleider zu wechseln. Noch keine fünfhundert Meter weiter bog er von der Straße ab und nahm eine Abkürzung, einen verlassenen Weg, inmitten von Moosflechten: eine Art Geröllansammlung, aus der riesige Felsblöcke ragten, mit Spitzen, die sie wie Berge in Miniaturform aussehen ließen, wie eine riesige Krippe.
     Seit ungefähr fünf Minuten ging Stiddruzzu nur mühsam weiter, als plötzlich ein Schuß, ohrenbetäubend laut und ganz nah, die glänzende Luft zerriß. Möwen flogen erschreckt krächzend auf. Stiddruzzu scheute, bäumte sich auf, machte zwei Sätze vor, sprang nach links und blieb schließlich angespannt stehen, mit gespitzten Ohren. Giovanni sprang vom Pferd und brachte sich hinter einem Felsblock in Schutz, zog den Revolver aus seiner Tasche, in der Überzeugung, in einen Hinterhalt geraten zu sein. Er hielt den Kopf gesenkt. Bevor er sich in alle Richtungen umschaute, wollte er überlegen, wie die Lage sich darstellte. Mit einer Spur von Bitterkeit fragte er sich, ob vielleicht, o heiliger Martin, nun sein Ende gekommen sei. Nach Tuttobene und Bendicò war die Reihe also an ihm. Dann hörte er das Schlagen von Hufen, die sich eilig entfernten. Da begriff er, daß der Schuß auf jemand anderen abgefeuert worden war.
     Langsam richtete er sich auf, die Waffe weiterhin in der Hand. Der Schuß war mit Sicherheit hinter dem Felsblock zu seiner Linken abgefeuert worden, der die Form einer abgebrochenen Gabel hatte. Er machte ein paar Schritte. Blieb aber sofort wieder stehen. In knapper Entfernung, neben dem Felsen, hatte er ein aufgezäumtes Maultier gesehen, doch keinen Reiter. Was hatte das zu bedeuten? Eine Falle? Ein Täuschungsmanöver? War das Geräusch der sich entfernenden Hufe nur eine Finte, um ihn aus seiner Deckung zu locken, während sich ein zweiter Mann hinter dem Fels verborgen hielt? Er legte sich auf die Erde, hob den Arm und feuerte einen Schuß in die Luft ab: die sollten ruhig wissen, daß auch er bewaffnet und keineswegs gewillt war, sich umbringen zu lassen. Stille. Dann, statt direkt auf den Fels zuzugehen, schlich er in einem großen Halbkreis um ihn herum. Er zog das Fernrohr heraus und blickte hinüber. Da war zwar ein Mann, aber der stand nicht auf seinen Beinen. Der lag ausgestreckt auf der Erde, mit dem Bauch in der Luft, mit überkreuzten Armen und einem großen Blutfleck am oberen Teil der Brust, direkt unterhalb der Kehle. Instinktiv lief er auf den Mann zu, dann blieb er, wie vom Schlag gerührt, stehen. Noch nie zuvor hatte er einen Erschossenen gesehen, noch nie zuvor soviel Blut. Dann bewegte er sich wieder, beinahe auf Zehenspitzen, mit zittrigen Knien. Als er noch wenige Schritte entfernt war, hörte er das Röcheln oder besser gesagt so etwas wie ein rauhes Pfeifen, unterbrochen von kratzendem Gurgeln. Das war keine Frau, wie es ihm im ersten Augenblick vorgekommen war, sondern ein Priester. Er hatte die Soutane für einen Rock gehalten. Giovanni kniete neben dem Verletzten nieder, kramte aus der Tasche das rot gemusterte Halstuch hervor, versuchte, das Loch, das er nur wenig unterhalb des Adamsapfels hatte, mit dem Tuch zu stopfen. Der

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